Glück auf Knopfdruck
Video-On-Demand-Dienste im Vergleich
Schuhe aus, Füße hoch: Jetzt gibt es einen guten Film. Dafür müssen Sie weder eine Videothek aufsuchen noch auf den Programmstart warten. Filme bestellt man heute vom Sofa aus per Fernbedienung über den Fernseher, den Blu-ray-Spieler oder die Sat-Box.
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- Internet-Innovationen
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Das TV-Programm-Korsett lockert sich, weil neue, Internetfähige TV-Geräte und Empfangsboxen immer öfter Inhalte nicht nur via Satellit oder Kabelnetz ins Haus holen. Sie verbinden sich selbst über den DSL-Anschluss mit dem Internet und gewähren Zugang zu Online-Videotheken. Hier kann man TV-Serien und Spielfilme abrufen und sofort anschauen.
Dahinter verbirgt sich ein fundamentaler Strukturwandel in der Medienlandschaft, den die Strategen der Unternehmensberatung Booz & Co. anlässlich der Münchner Medientage in klare Worte hüllten: Die deutsche TV- und Videobranche, also alle Fernsehsender, -gerätehersteller und Filmanbieter für zu Hause, soll in nächster Zeit nur noch leicht wachsen - um prognostizierte 1,7 Prozent pro Jahr.
Das Plus soll laut Booz & Co. aber ausschließlich aus neuen Geschäftsfeldern wie Pay-TV, E-Commerce und vor allem sogenannten non-linearen Diensten kommen, über die man Filme abrufen und anschauen kann, wann immer man will.

Die Online-Videothek im TV
Das könnten fünf spannende Jahre werden. Denn gerade Online-Videotheken gibt es ja schon seit bald zehn Jahren. Doch bis vor Kurzem schien es, als tummelten sich dort vor allem Testredakteure beim monatlichen Check der Angebotsvielfalt.
Das hat sich im letzten Jahr geändert, was nicht nur die Verleih-Statistik zeigt. Es gibt auch immer mehr normale TV-Geräte und Empfangsboxen, die neben ihrer klassischen Aufgabe auch Filme aus Online-Videotheken abrufen. Panasonic etwa hat die Mediathek des in Deutschland bislang unbekannten Anbieters Acetrax in sein Online-Portal Viera Cast integriert.
Die schlummert da zwar versteckt auf Bildschirmseite drei. Holt man sie aber hervor, dann offenbart sich ein ansprechendes Film-Portfolio (siehe Absatz). Noch im Herbst soll die Acetrax-Videothek auch auf Flat-TVs von Samsung zugänglich sein.

Doch die Koreaner vertrauen nicht nur auf einen Spielfilm-Anbieter: Zur gleichen Zeit will Samsung auch einen Teil der bekannten Maxdome- Videothek auf den Fernsehschirm holen. Neben den beliebtesten Maxdome- Bezahlfilmen gibt es dann auch eine Auswahl kostenloser TV-Produktionen aus dem Maxdome-Angebot.
Auch Maxdome setzt beim Gang auf den TV-Bildschirm auf mehrere Pferde - oder Hersteller: Im Edel-Receiver Humax iCord HD+ sind die Maxdome Top 100 ebenso zu sehen wie auf netzwerkfähigen TVs von LG. Und Anfang kommenden Jahres will auch TechniSat Filme von Maxdome in seinen hybriden ISIOFernsehern und -Sat-Receivern bereitstellen.
Maxdome war auch bislang ein Vorreiter der Streaming-Boxen im Wohnzimmer. Seit Sommer bietet die Online-Videothek selbst einen HDTV-Sat-Receiver an, der die gesamte Maxdome-Mediathek auf dem TV-Bildschirm zeigt.

Weitere TV-Angebote
Die Reihe der TV-Videotheken lässt sich fortsetzen: Philips, Sharp und Loewe öffnen demnächst die Pforten der T-Online-Videothek "Videoload" auf ihren Net-TV-Geräten.
Sony präsentierte auf der IFA 2010 einen eigenen Video- und Musik- Online-Dienst namens "Qriocity" (sprich: "Kjuriositi") - ein Kunstwort, das "neugierige Stadt" bedeuten soll. So ein bisschen fühlt sich das an wie der Versuch, gegen das iTunes-Imperium von Apple anzukämpfen: Man soll über Qriocity in Zukunft Videos und Musik über ein Benutzerkonto auf verschiedenen Geräten zu Hause abrufen und auf mobilen Geräten mitnehmen können.
Die Ansage klingt vielversprechend: Alle besseren Fernseher, jeder Blu-ray-Player, mobile Audio-sowie Video-Player sollen den Dienst nutzen. Doch Details sind bislang Mangelware. Bisherige Geräte mit dem Online-Videodienst BRAVIA Internet Video will Sony jedenfalls per Software-Update mit Qriocity nachrüsten. Für Besitzer älterer TV-Geräte und DVD-Rekorder soll es eine günstige Streaming-Box zum Nachrüsten geben.
Auch in der am weitesten verbreiteten Online-Box von Sony, der Play- Station 3, soll das Angebot verfügbar sein. Dabei können PS3-Besitzer schon heute Filme über die Konsole kaufen oder leihen. Der Unterschied: Im PS3 Video Store werden Filme auf die Festplatte geladen und von dort aus gestartet. Qriocity soll zumindest am TV-Gerät ein reiner Streaming- Dienst werden.
Zu den großen Herstellern gesellen sich derzeit immer mehr Start-ups und Ideenschmieden mit Alternativ-Konzepten. Der deutsche Anbieter VideoWeb vertreibt etwa einen HDTV-Sat-Receiver, der alle denkbaren Online-Dienste von Picasa-Fotoalben über Twitter und TV-Mediatheken bis zu Web-TV-Streams auf den TV bringt und eine Online-Videothek enthält.
Der Zeitpunkt für solche Angebote könnte kaum besser sein: Millionen Deutsche besitzen bereits HDTV-fähige Flat-TVs, die aber weder HD- Empfang noch Netzwerk-Funktionen bieten. Da kommen Set-Top-Boxen wie der VideoWeb 600S gerade recht, die all diese Funktionen nachrüsten. Schließlich macht die videociety-Videothek neuere Blu-ray-Player zu Video-Streaming-Boxen.