Testbericht
Fitness-Apps und Sport-Gadgets im Vergleich
Wir haben Apps und Smartbands rund um Fitness und Sport im Test. Sind diese Fitness-Tracker mehr als elektronisches Spielzeug?

Im Test sind sechs aktuelle Apps und elektronische Geräte für Sport und Fitness. Diese Wearables werden derzeit als die Umsatztreiber im Elektronikmarkt erkannt. Kein Wunder: Smartphones sind die persönlichsten aller persönlichen Geräte, und alles, was sich mit Smartphones verbinden lässt, muss zwangsläufig ein Verkaufsschlager werden. Und so liefern sich neue und etablierte Marken einen regen Wettkampf beim Ringen um die 100 Euro der ambitionierten Freizeitsportler.
Wir haben sechs der aktuellsten Fitnessarmbänder und -tracker unter die Lupe genommen. Die erste Überraschung gab es gleich am Arbeitsplatz: Nach Verfassen einiger E-Mails teilte einer der Armbandtracker mit, dass bereits 800 Meter Strecke bewältigt seien - ein guter Wert für eine Viertelstunde Aufenthalt im 15 Quadratmeter großen Büro!
Testverfahren Fußbänder
- 40% Funktionsumfang/Genauigkeit: Neben dem Funktionsumfang spielte die Genauigkeit der Fitnessarmbänder eine wichtige Rolle. Getestet haben wir das auf einer 400-Meter-Laufbahn.
- 10% Display: Wie gut ablesbar ist das Display und welche Infos werden angezeigt.
- 10% Akkulaufzeit: Gemessen haben wir auch, wie lange der Akku durchhält.
- 8% Qualität/Komfort: Wie gut die Bänder am Arm sitzen und wie strapazierfähig sie sind, ging mit 8% in die Gesamtwertung ein.
- 32% Apps: Den Funktionsumfang der Apps haben wir auch unter die Lupe genommen.
Sport am Schreibtisch
Eine Autofahrt von Stuttgart nach München wurde mit rund 2300 Schritten bewertet. Womit auch die zentrale Schwäche der Tracker enttarnt ist: Zwar versprechen die Hersteller in ihren Prospekten, Bewegungen genau zu analysieren. Am Ende steckt in den kleinen Trackern aber nur ein Sensor, der Positionsänderungen mit möglichst präzisen Algorithmen in Schritte und in Strecke umrechnet.
Das tun sie mit festgelegten Werten für die Schrittlänge, die salopp formuliert mit den Erschütterungen multipliziert wird - egal, ob der Nutzer kurze oder lange Schritte macht. Über längere Distanzen mittelten sich die Fehler allerdings recht gut aus, sodass die Strecken beim Gehen erstaunlich genau gemessen wurden. Mit anderen Sportarten tun sich die Tracker grundsätzlich schwer.
Wer sich vom Gedanken verabschiedet, mit einem Tracker ein Hochpräzisionsmessinstrument zu erwerben, dem liefern die getesteten Geräte aber jede Menge Spaß und nette Features. Zum Beispiel den Smartwecker, der per Vibrieren weckt oder die Apps, die das Phone zum Personal Coach befördern.
Fitbit Flex
Fitbit Flex gehört zwar schon fast zu den Oldies unter den Aktivitätsmessern, hält aber erstaunlich gut mit und setzt vor allem mit seiner App Akzente. Den stylischen Tracker gibt es mit austauschbaren bunten Bändern. Außerdem kann der kleine Sensor auch problemlos in die Hosentasche wandern, wenn der Anlass Rolex statt Fitbit erfordert. Über erreichte Ziele informieren fünf LEDs. Mehrfaches Tippen auf den Sensor (und leider auch eine hochfrequente Erschütterung) aktiviert oder deaktiviert den Schlafmodus.
Die Auswertung von Sport und Schlaf erfolgt über eine recht gelungene Smartphone- oder Web-App. Dort können unter anderem auch Kalorienaufnahme und das Gewicht verfolgt werden. Praktisch ist der stumme Wecker, der durch Vibrieren den Träger aus den Träumen holt. Während auch die Genauigkeit mit 96 Prozent einen Spitzenwert erreicht, stört das umständliche Aufladen über das proprietäre Ladekabel.
Garmin Vivofit
Garmin hat sich beim Vivofit mächtig ins Zeug gelegt: Dank stromsparendem LC-Display und guter Batterietechnik hält der Tracker bis zu einem Jahr lang durch. Damit lässt Vivofit die Konkurrenz weit hinter sich. Zudem gibt das Display selbst im Sonnenlicht noch zuverlässig Auskunft über Trainingsstand, Uhrzeit oder Herzfrequenz - Letzteres nur mit optionalem ANT+-Brustgurt.

Keine Höchstleistung zeigt Garmins Vivofit bei der Bluetooth-Leistung. Die Smartphone-App kommt eher nüchtern daher, zeigt aber alle wesentlichen Infos inklusive Schlafanalyse. Mehr Komfort bietet die Web-App "Garmin Connect" mit übersichtlichen Statistiken für Hobbysportler.
Jawbone Up 24
Jawbone bringt mit dem Up 24 ein modisches Accessoire, das in Verbindung mit der App durchaus seine Reize hat. Aber, wirklich angenehm zu tragen ist das Jawbone Up 24 mit seinen offenen Enden nicht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger lässt sich der Up 24 über Bluetooth synchronisieren, was er dann auch ständig tut, sobald die App aufgerufen wird. Das zwingt den Akku des beteiligten Smartphones schnell in die Knie.

Hervorzuheben ist beim Jawbone nicht nur die einfache Bedienung über eine Drucktaste an einem der Armband-Enden (Aktivieren des Tag-, Nachtmodus und Starten oder Stoppuhr), sondern auch die hohe Präzision der Streckenberechnung von 99 Prozent ist rekordverdächtig. Auch für die Möglichkeit, sich per "Smart Wecker" per Vibration wecken zu lassen, wenn das Band eine leichte Schlafphase detektiert, sammelt das Band Pluspunkte. Ein dickes Minus gibt's allerdings für den happigen Preis von satten 150 Euro.
Medisana Vifit connect
Sicher ist Medisanas Vifit nichts für Fashionvictims. Doch zeichnet der Tracker sich gerade wegen seines Verzichts auf Mode am Ende sogar aus. Während die meisten Tracker im Testfeld (auch) als modische Accessoires zu erkennen sind, besinnt sich Medisana auf den medizinischen Bereich. Was vor allem beim Blick auf die Smartphone-App "Vita Dock" und die Anbindung an die Webseite deutlich wird:
Hier stehen die klinische Optik und die Einbindung weiterer Medisana-Produkte (Waage, Blutdruckmesser) im Vordergrund. Beim Synchronisieren führt der Weg leider zwangsläufig über die Cloud - das klappt nicht immer sofort. Im Gegenzug erwarten den Nutzer etliche Auswertungsmöglichkeiten - ein Eldorado für Gesundheitsstatistiker.

Das beiliegende gummiartige, etwas auftragende Armband macht den Tracker zur Sportuhr, die dank LED perfekt ablesbar ist, autark funktioniert und sich via Micro-USB flexibel aufladen lässt. Allzu präzise war Medisanas Tracker nicht: Der Tendenz zur optimistischen Anzeige lässt sich dank anpassbarer Schrittlänge aber mit etwas Geduld entgegenwirken. Schließlich glänzt der Vifit mit einem attraktiven Preis - Vorstellung geglückt.
Nike Fuelband
Es blinkt vor lauter Freude: So deutlich wie das Nike+ Fuelband SE bringt kein zweiter Tracker seinen Sportanspruch zur Geltung. Leuchtfarben und ein Dot-Matrix-Display, das sich der Umgebungshelligkeit anpasst, stehen dafür Pate. Das Ding ist cool, keine Frage.
Aber leider immer nur für Momente, da eine Dauerbeleuchtung den integrierten Akku zu schnell leersaugen würde. In seinen wachen Momenten ist das Fuelband der beste Motivator im Testfeld: Seitliche Lichter informieren über den Trainingsstand in der App, und auf dem Gerät heißt die offizielle Fitnesswährung "Nikefuel". Badges für Fortschritte gibt es außerdem zuhauf.
Intelligent löst Nike die Auflademöglichkeit über einen integrierten USB-Stecker, der sich als Bindeglied des Armbands tarnt und deshalb immer dabei ist. Zudem bietet das Fuelband SE auch die Möglichkeit, Trainingseinheiten direkt am Band zu starten und so seine Leistung noch gezielter zu kontrollieren. Angaben zur hochgerechneten Strecke verkneift sich Nike leider.
Polar Loop
Polar ist längst über das Gadget-Stadium hinaus gewachsen und adressiert mit seinem Fitnessband Loop die Freizeitsportler unter uns an. Schließlich blickt der Hersteller auf eine lange Tradition an Sportgeräten zurück und stellt hohe Ansprüche an seine Sportprodukte.
So wirkt Polars Loop mit seinen chromfarbenen Elementen durchaus hochwertig: Eine Faltschließe erinnert an Armbanduhren. Der per Magnet koppelnde Lade- und Sync-Stecker sowie die auf Knopfdruck rot leuchtenden LEDs im Display bringen einen Hauch von James Bond auf die Laufstecke. Zudem ermöglicht Loop die Anbindung eines Herzfrequenzmessers, was die Genauigkeit der Ergebnisse erheblich verbessert.
Leider erscheinen diese Werte - als Tribut an die Laufzeit - nur per Knopfdruck im Display. Besonders ärgerlich ist zudem, dass das Band per Schere irreversibel gekürzt werden muss und nicht einfach mal getauscht werden kann. Fazit: viel Potenzial, teilweise leichtfertig verschenkt.
Die neuen, displayunterstützten Tracker hatten im Test eindeutig die Nase vorn und verweisen ältere Modelle auf die Plätze. Erfreulicherweise zeichnen aber alle recht präzise Trainingsdaten auf. Apps mit zahlreichen Auswertungsmöglichkeiten runden die Fitness-Tracker-Produkte ab. So machen Hobbysportler beim unüberlegten Kauf eines Trackers wenig falsch, bei der bewussten Wahl aber vieles richtig.