Kaufberatung
Nikon D610 & D750: SLRs für Kleinbildeinsteiger
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Im Kleinbild-Consumer-Bereich hatte Nikon vor rund fünf Jahren einen denkbar schlechten Start. Die D600 als erstes Modell bot eine tolle Bildqualität und ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis – trotzdem überschattete ein kurioses Phänomen den erwarteten Erfolg:
Bei einigen Geräten sammelte sich schon nach wenigen Aufnahmen auf dem Sensor Schmutz, dem das integrierte Reinigungssystem nicht beikommen konnte. Schon nach sechs Monaten wurde die D600 daher durch die D610 abgelöst, die keine Probleme in dieser Richtung hatte und mittlerweile ein Dauerbrenner geworden ist.
Auch die D750 hat einige Jährchen auf dem Buckel. Dennoch zählen beide Modelle nicht zum alten Eisen, sondern bieten sich als strapazierfähige und günstige Begleiter (1400 / 1450 Euro) an, die genau die Bildqualität bieten, für die man eine Vollformatkamera anschafft.

Gehäuse und Ausstattung
Das Gehäuse der D610 hat Dichtungen zum Schutz gegen Spritzwasser und Staub, die Abdeckungen oben und hinten bestehen aus Magnesiumlegierung. Der integrierte Ausklappblitz kann als Master für externe Systemblitzgeräte verwendet werden. Bei der D750 sind Rück- und Oberseite aus Magnesium gefertigt, während die Vorderseite aus kohlefaserverstärktem Kunststoff besteht.
Auch sie ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet und besitzt einen eingebauten Ausklappblitz. Drahtlose Kommunikation mit Smartphone oder Tablet-PC ist bei der D750 dank des eingebauten WLAN-Moduls eine leichte Übung und erlaubt das Auslösen der Kamera und das Setzen eines AF-Punkts im Live-Bild am Smartphone. Die D610 kommt von Haus aus ohne Konnektivität, WLAN lässt sich nur teuer nachrüsten.
Display und Bedienung
Nikon verbaut in dieser Klasse konsequent Pentaprismensucher mit 100 % Bildfeldabdeckung. Beide Modelle bieten eine effektive Vergrößerung von 0,7-fach und können im Strahlengang Gitterlinien einblenden. Über das relativ große Zweitdisplay oben behält man die wichtigen Aufnahmeparameter im Auge.
Der rückseitige 3,2-Zoll-Monitor liefert mit 307 000 RGB-Bildpunkten ein klares, scharfes, auch bei größerem Blickwinkel recht kontrastreiches Bild und lässt sich entweder als Info-/Eingabebildschirm oder für Live-View nutzen. Während er in der D610 fest verbaut ist, lässt er sich bei der D750 dank 3-Achsen-Aufhängung um 90° nach oben und um 75° nach unten verschwenken.
Zudem handelt es sich um einen RGBW-Monitor mit zusätzlichen Weißpixeln (307 200 RGBW-Bildpunkte), hier also doppelter Vorteil für die D750. Beide Kameras halten sich an das von Nikon-SLRs bestens bekannte und bewährte Bedienkonzept:

Parameter wie Bildqualität, Weißabgleich, ISO-Wert, AF-Konfiguration und Belichtungskorrektur lassen sich ohne Umwege durch Drücken der betreffenden Funktionstaste und Drehen eines der beiden Räder ändern – das LC-Datendisplay oben dient dabei als Infoanzeige.
Auch das Bedienkonzept folgt dem bewährten Nikon-Standard, u. a. der Aufbau des umfangreichen Menüs, das aus langen Scroll-Listen besteht, der Infobildschirm, der sich bei Bedarf als eine Art Schnellmenü nutzen lässt, und die Vier-Richtungs-Wippe. Links neben dem Sucherprisma sitzt ein zweistöckiges Wahlrad:
Der untere Teil ist für die Betriebsart vorgesehen, der obere für den Aufnahmemodus. Die Mode-Taste dient als Messsystemwähler. Der TFT-Monitor an der Rückseite zeigt weitere Informationen an, nachdem man die Infotaste gedrückt hat. Funktionsfelder lassen sich dort zwar nicht direkt anwählen, doch gibt es vorne und hinten am Gehäuse Direktzugriffstasten, die entsprechende Untermenüs für Einstellungen öffnen.
Nach kurzer Eingewöhnung lässt sich die Kamera damit intuitiv bedienen. Weitere Einstellungen erfolgen entweder über das umfangreiche Hauptmenü oder über das Schnellmenü.
Autofokus und Belichtung
Der Phasenautofokus der D610 ist mit 39 Feldern und neun Kreuzsensoren bestückt. Mit ihm erreicht die D610 eine Auslöseverzögerung von durchschnittlich 0,38 s bei guten Lichtverhältnissen und 0,57 s in abgedunkelter Umgebung. Im Live-View wechselt sie zum Kontrastautofokus, mit dem die D610 nach durchschnittlich 1,25 s auslöst.
Die D750 hat 51 Messfelder, davon 15 Kreuzsensoren, die dicht um den mittleren Bereich des Bildfelds gruppiert sind. Die Messwerte für die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit sind mit 0,3/0,57 s wie bei der D610 nur durchschnittlich und der Kontrast-AF im Live-View ähnlich lahm. Für die Belichtungsmessung werden Matrixmessung, mittenbetonte Messung und Spotmessung angeboten.
Am arretierbaren Modusrad, links oben am Gehäuse, lassen sich die verfügbaren Belichtungsprogramme einstellen, von den Standards (Auto, P, S, A, M) über Motivprogramme und Effekte bis hin zu Anwenderprogrammen mit individueller Konfigurierbarkeit. Belichtungsreihen erlauben die Kameras mit Blick auf Helligkeit, Blitz, Weißabgleich und ADL (Active D-Lighting = Kontrastoptimierung).

Bildqualität
Beide Kameras verfügen über vergleichbare 24-Megapixel-Sensoren, und so überrascht es kaum, dass auch die Bildqualität durchaus vergleichbar ist. Die hohe Grenzauflösung der D750 mit über 1800 LP/BH bei ISO 100 fällt bis ISO 6400 nur um rund 200 LP/BH ab. Die Dead-Leaves-high-contrast-Werte verlaufen bis ISO 3200 auf einem hohen Niveau zwischen 1193 und 917 LP/BH und sinken erst dann deutlicher ab.
Besonders erfreulich: Auch die Dead-Leaves-low-contrast-Werte sinken bis ISO 3200 von 1184 nur bis 750 LP/BH – das ist ein Beleg für die gute Feinzeichnung der Kamera mit sehr geringer Tendenz zu Artefakten (max. 11,2 bei ISO 1600). Die Werte der D610 liegen auf allen ISO-Stufen um 50-100 LP/BH niedriger, was in der Praxis aber kaum auffällt.
Die Kantenanhebung ist bei der D750 etwas stärker als bei ihrem Schwestermodell D610, was noch einen Tick mehr Biss in die Detailzeichnung bringt. Das Rauschen wird etwa ab ISO 1600 sichtbar, bleibt bis ISO 3200 aber unter dem Wert von VN 2,0.