Hybrid-Tablets
iPad Pro vs. Surface Pro 4: Praxis-Duell der Power-Tablets
Das Apple iPad Pro und das Microsoft Surface Pro 4 sind gute Tablets für Studium, Beruf und mehr. Wir verraten, welches Gerät sich für wen eignet.
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iPad Pro oder Surface Pro 4? Ein Tablet, auf dem Sie alle Programme und Daten dabei haben, und das bei Bedarf zum Notebook wird - für viele Nutzer klingt das verlockend. Mobil, platzsparend, geringer Wartungsaufwand und weniger Geld als mehrere einzelne Geräte kostet eine solche Lösung auch noch.
Microsoft nennt solche Geräte Convertibles („Wandelbare“) und setzt mit dem Surface Pro 4 Maßstäbe. Bei Apple heißt das Universaltalent iPad Pro. Geht es nach Gründer Steve Jobs, dann sind die hauseigenen Tablets die Geräte, die die „Nach dem PC Ära“ eingeleitet haben. In unserem Beitrag vergleichen wir das große iPad Pro mit dem Surface Pro 4.
Von Äpfeln und Birnen
Vieles ist schon über die Hardware von iPad Pro und Surface Pro 4 geschrieben worden. Zum Beispiel über die bessere Ergonomie des Surface, das immerhin über einen eingebauten Klappständer verfügt. Zum Beispiel über die vier Lautsprecher des iPads, die unabhängig von der Ausrichtung exzellenten Sound produzieren.
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Das haben wir bereits in unserem ausführlichen Technik-Vergleich festgestellt. So sind zum Beispiel beide Geräte mit 128 GByte Speicher verfügbar. Doch wegen des voluminösen Windows 10 kommen auf dem Surface deutlich weniger Gigabyte freien Platzes beim Benutzer an.
Wir haben deshalb den Praxistest gemacht. Wie gut eignen sich die beiden Geräte zum Lesen und für Videostreams, zum Spielen, Kreativ sein und für das klassische Tandem aus Internet und Office?
Entertainment
Lesen, Schauen und Hören machen uns auf dem iPad Pro mehr Spaß als auf dem Surface Pro 4. Das liegt zunächst am Display, das etwas größer und gleichmäßiger ausgeleuchtet ist. Außerdem erscheinen Farben etwas knackiger. In der Auflösung geben und nehmen sich die beiden Geräte nichts.
Mit dem iPad-Seitenverhältnis von 4:3 hat Apple für uns die bessere Wahl getroffen als Microsoft mit 3:2. Es wirkt harmonischer und wird sowohl E-Books als auch Videos gerecht. Wenn Sie allerdings viele Videos schauen wollen und Lesen keine große Rolle spielt, dann kann Surface mit seinem länglicheren Display die bessere Wahl sein. Denn sein Seitenverhältnis von 3:2 führt zu etwas kleineren schwarzen Balken beim heute üblichen Breitbildformat.

Einen deutlichen Vorsprung arbeitet sich das iPad mit seinen Lautsprechern heraus. Ja, das Surface ist nicht schlecht, aber das iPad wischt mit ihm den Boden auf. Es hat einfach mehr Volumen und außerdem klevere Technik. Dank der Lagesensoren weiß es, wo oben und unten ist und kann so sicherstellen, dass der rechte Kanal auch von Rechts kommt beziehungsweise der linke von Links.
Besser sieht es auch bei den Apps aus. Kein Streaminganbieter kann es sich leisten, auf eine App für iPhone und iPad zu verzichten. Unter Windows bessert sich die Situation, doch tendenziell müssen Sie hier häufiger auf den Browser zurückgreifen, wenn Sie ein bestimmtes Streamingangebot nutzen möchten. Das ist in der Regel weniger komfortabel und geht manchmal auch mit höherem Akkuverbrauch einher.
Beide Tablets lassen sich nutzen, um Audiosignale oder sogar den ganzen Bildinhalt auf externe Lautsprecher beziehungsweise ein Display zu streamen. Apples Airplay-Technik scheint uns etwas weiter verbreitet zu sein - dadurch finden Sie mehr Geräte, die Sie darüber ansteuern können. Letztlich wird die Entscheidung aber davon abhängen, ob Sie in einem „Apple-Haushalt“ oder einem „Windows-Haushalt“ leben, also welche Geräte bereits vorhanden sind.
Kreativ sein
Schreiben, malen, Musik machen und Videos schneiden - Kreativität schlägt sich in vielen Formen nieder. Ab Werk kommt das Surface Pro den Bedürfnissen Kreativer etwas eher entgegen, denn der Surface-Stift gehört bereits zum Lieferumfang.
Apple veranschlagt dafür 109 Euro zusätzlich, liefert mit seinem „Pencil“ aber auch die bessere Technik. Zwar eignen sich beide Stifte für handschriftliche Notizen, das Anbringen von Anmerkungen in Dokumenten und zum Zeichnen. Doch das Gespann aus iPad und Pencil arbeitet mit geringerer Latenz, d.h. der zeitliche Abstand zwischen Stiftbewegung und Anzeige auf dem Display geht gegen Null. Dadurch arbeiten Sie präziser. Außerdem unterstützt der Pencil Neigungswinkel und eignet sich dadurch auch zum Schattieren und für andere, künstlerische Effekte.
Das können auch die in Form des aufpreispflichtigen TipKits erhältlichen, zusätzlichen Stiftspitzen für den Surface-Stift nicht wettmachen. Der Pencil ist wiederaufladbar, wahlweise über den Lightning-Anschluss des iPads oder ein USB-Netzteil.

Die Tastatur berechnen beide Firmen mit je rund 150 Euro. Bei den beiden Modellen handelt es sich um gewichtsoptimierte Geräte. Apple hat seine Tastatur außerdem recht ordentlich gegen Staub und Feuchtigkeit gewappnet. Für unseren Geschmack tippt es sich auf der Microsofts Type Cover etwas angenehmer. Dafür funktioniert sie ausschließlich am Tisch und sie stört uns, wenn wir sie im Tablet-Modus auf die Rückseite des Surface klappen. Dabei ruhen die Finger nämlich immer auf den Tasten - das Gefühl ist unangenehm. Apples SmartKeyboard wirkt umständlich beim Aufklappen, doch das gibt sich, wenn man den Bogen erst mal raus hat. Sie lässt sich notfalls auch mal auf dem Schoß verwenden.
Internet und Office
Die Verbindung mit dem Internet gelingt mit beiden Tablets mühelos. Sie beherrschen den aktuellen WLAN-Standard 802.11ac, allerdings ist der Datendurchsatz beim Surface eine Ecke höher. Dafür lässt sich das iPad gegen Aufpreis auch mit LTE ordern und bringt dann einen eigenen Schacht für eine SIM-Karte mit. Per Mobilfunknetz telefonieren können Sie mit einem solchen iPad zwar nicht, doch gestaltet sich das Surfen deutlich komfortabler als zum Beispiel bei der Verwendung des Smartphones als tragbarem Hotspot. Für das Surface benötigen Sie unterwegs einen LTE-Stick, den Sie dann mit dem USB-Anschluss verbinden.
Vor der Entscheidung für ein iPad sollten sich Office-Nutzer darüber im Klaren sein, dass es keine Maus für ihr neues Tablet gibt. Das parallele Arbeiten mit angesteckter Tastatur und ausgestrecktem Finger am Display empfinden wir rasch als ermüdend. Kann die Hand auf der Maus ruhen, dann ist das bequemer.

Über die Tastaturen von iPad Pro und Surface Pro 4 haben wir bereits im Abschnitt „Kreativ sein“ einiges gesagt. Vielschreiber, denen die Original-Tastaturen nicht gefallen, finden auf dem Zubehörmarkt Alternativen. Mit dem Surface Pro 4 können Sie jede USB-PC-Tastatur verbinden. Beim iPad ist das nur inoffiziell möglich: einige Tastaturen finden über Apples Lightning to USB Camera Adapter (29 Euro) Kontakt zum iPad. Bluetooth-Tastaturen funktionieren hingegen uneingeschränkt. Allerdings harmoniert das Tastenlayout einer PC-Tastatur schlecht mit dem iPad.
Besser sind da speziell für das iPad Pro entwickelte Zusatztastaturen von Drittanbietern. Sie bringen typischerweise Tasten wie „Home“, „Siri“ und „Spotlight“ mit und statt einer „Windows“-Taste gibt es die Taste „Cmd“. Auch machen diese Tastaturen häufig Gebrauch vom SmartConnector des iPads. Über diese magnetische Verbindung werden Strom und Daten ohne Funk übertragen und das iPad beim Aufklappen ein- und beim Zuklappen ausgeschaltet. Einige Tastaturen machen sich außerdem als Hülle beziehungsweise Displayschutz nützlich. Auch für das Surface Pro 4 gibt es Tastaturen von Drittanbietern. Gegenüber einer Standard-PC-Tastatur bieten sie hauptsächlich den Vorteil, dass sie vom Format her zum Surface passen und sich dadurch leichter transportieren lassen. Weil das Type Cover aber bereits ein sehr gutes Tippgefühl bietet, haben es diese Tastaturen schwer.

Beide Tablets lassen sich gänzlich ohne Tastatur betreiben. Das iPad Pro wiegt dabei gut 700 Gramm. Das mit seinem 12,3-Zoll-Display etwas kleinere Surface bringt es auf etwa 50 Gramm mehr. Mit Tastatur wendet sich das Blatt: Apples Smart Keyboard wiegt 340 Gramm, Microsofts Type Cover gut 290. In dieser Disziplin geben und nehmen sich die beiden Geräte also wenig.
Um ein solches Gewicht dauerhaft zu stemmen benötigen die meisten Menschen eine Unterlage. Legen Sie das Tablet zum Beispiel wie ein Klemmbrett auf den Unterarm oder platzieren Sie es auf dem Schoß. Steht das Tablet auf dem Tisch, dann spielt das Gewicht keine nennenswerte Rolle mehr. Hier hat das Surface die Nase vorn, denn es verfügt über einen ausklappbaren Ständer mit variablem Winkel. Beim iPad Pro benötigen Sie dafür zusätzlich ein Cover oder eine Tastatur.
Dass das iPad Pro unterwegs trotzdem eine gute Figur macht, liegt auch an seiner exzellenten Akkulaufzeit. Unabhängig davon, für welche CPU beim Surface Pro Sie sich entscheiden - das iPad Pro hält immer zwei bis drei Stunden länger durch als das Microsoft-Tablet. Dafür bringt das Surface mehr Anschlüsse mit: wo beim iPad mit 3,5mm Klinke (für den Kopfhörer) und Lightning-Port Schluss ist, packt das Surface zusätzlich noch einmal USB 3.0 und einmal MiniDisplayPort oben drauf. Das erweitert die Einsatzmöglichkeiten enorm.
Obendrein lässt sich der interne Speicher (bis zu 1 Terabyte) über eine microSD-Karte erweitern, denn auch dafür bringt das Surface einen Schacht mit. Das Microsoft Surface Pro 4 bietet also - entsprechend viel Geld vorausgesetzt - mehr Speicherplatz. Beim iPad ist bei 256 GByte Schluss. Da hilft es auch wenig, dass das iPad-Betriebssystem iOS deutlich weniger Speicherplatz belegt als das vorinstallierte Windows des Surface. Erweitern lässt sich das iPad am bequemsten durch USB-Sticks, die gleichzeitig auch einen Lightning-Anschluss mitbringen. Sie ragen dann aber aus dem Gerät heraus.