Spiegellose Vollformatkameras
Canon EOS R, Nikon Z7 und Sony A7R III im Vergleich
In unserem Vergleich tritt die neue Canon EOS R gegen die Nikon Z7 und Sony A7R III an. Wer behält im Test der Vollformat-Kameras die Nase vorne?
- Canon EOS R, Nikon Z7 und Sony A7R III im Vergleich
- Canon EOS R vs. Nikon Z7 vs. Sony A7R III: Bedienkonzept
- Canon EOS R vs. Nikon Z7 vs. Sony A7R III: Kommunikation
- Canon EOS R vs. Nikon Z7 vs. Sony A7R III: Sucher & Display
- Canon EOS R vs. Nikon Z7 vs. Sony A7R III: Autofokus
- Canon EOS R Bildqualität und Fazit

Die Letzten werden die Ersten sein – das kann man schon im ältesten aller Bücher nachlesen. Ob das allerdings auch für Canon und Nikon und ihren späten Start mit eigenen spiegellosen Kleinbildkameras gilt, muss sich erst noch zeigen. Sony hat sein A7/ A9-System jedenfalls erfolgreich im Markt etabliert. Das A-System von Sony steht für spiegellose Kameras mit Kleinbildsensor, und es steht für Qualität und Innovation.
Canon und Nikon haben lange gezö-gert, ihren eigenen SLR-Kameras mit Kleinbildsensor Konkurrenz zu machen. Nun sind beide diesen Schritt fast gleichzeitig gegangen. Die klassische SLR ist sicher nicht tot, aber die glänzendere Zukunft kommt den spiegellosen Modellen zu. Zugleich verschiebt sich das Interesse offenbar vom APS-C- zum größeren KB-Sensor.
Fokus auf Bedienung, AF-System und Co.
Unser aktueller Test soll zwei Fragen beantworten:
- Was leistet die neue Canon R?
- Wo steht das Canon R-System im Vergleich mit Nikon Z und Sony A7?
In diesem Vergleich geht es nicht um die Bildqualität (die hängt stets vom konkreten Modell ab), sondern um die Konzepte für Bedienung, AF-System, Sucherintegration etc. Wir vergleichen darum die Topmodelle Sony A7R III (Test) und Nikon Z7 (Test) mit der hier erstmals getesteten Canon R.
Anmerkung: Der letzte Abschnitt widmet sich der Bildqualität und beschränkt sich auf die Canon EOS R, da der Vergleich mit bis zu 50 Prozent höher auflösenden Konkurrenten wenig sinnvoll ist.
Offizielles Produktvideo: Canon EOS R und RF-Objektive
Wie Canons EOS 5D Mark IV arbeitet auch die rund 1.000 Euro günstigere EOS R mit einem 30-Megapixel-Sensor. Canon hat ihn aber überarbeitet und mit Mikrolinsen an das neue RF-Bajonett angepasst. Dazu kommt der Bild-verarbeitungsprozessor Digic 8.
Die Z7 ist eine Kamera mit klassischen Nikon-Genen. Neu sind das Bajonett und der Verzicht auf den Spiegel – nicht jedoch das Bedienkonzept. Nikon wählt hier einen deutlich konservativeren Ansatz als Canon.
Neue Bajonette
Mit einem Mal hat Sony das „ältere“ Ba-jonett: Das Sony-E-Mount-Bajonett ist abwärtskompatibel mit dem A-Bajonett, das wiederum auf dem Minolta-Bajonett beruht. Es hat im Vergleich mit der neuen Konkurrenz den geringsten Durchmesser. Mit einigen Millimetern mehr Durchmesser versprechen Canon und Nikon höhere Stabilität gerade bei wuchtigen Optiken. Doch Probleme im Dauereinsatz mit Sonys E-Mount-Optiken sind uns nicht bekannt.

Ein Vorteil liegt aber auf der Hand: Ein größerer Durchmesser lässt mehr Licht durch – der Spielraum für lichtstarke Optiken steigt. Hier kommt das kleinere Auflagemaß dazu: Ohne Spiegel rücken Sensor und Bajonett enger zusammen. Bei kurzen Brennweiten benötigt man keine Retrofokusbauweise und kann auf eine Linsengruppe verzichten, was die Konstruktion vereinfacht und sowohl Abbildungsqualität als auch Lichtstärke steigert.
Vom Systemwechsel profitiert besonders Nikon: Das Ende der 50er-Jahre entwickelte F-Bajonett hat nur 44 mm Durchmesser und ein Auflagemaß von 46,5 mm. Beim Z-Bajonett wächst der Durchmesser auf 55 mm, das Auflagemaß ist auf 16 mm reduziert. Canons RF-Bajonett hat 54 mm und ein Auflagemaß von 20 mm. Sonys E-Mount hat mit 46,1 mm den kleinsten Durchmesser.

Doch beim Auflagemaß liegt das Bajonett mit 18 mm zwischen Canon und Nikon. Welche Vorteile der größere Bajonettdurchmesser bietet, wird spannend, wenn Canon und Nikon mit dem Ausbau des entsprechenden Objektiv-Sortiments beginnen.
Dem gestiegenen Kommunikationsbedarf zwischen Kamera und Optik begegnen die Hersteller mit mehr Kontakten im Bajonett: Canon wartet mit zwölf Kontakten auf und integriert in die Objektive künftig einen eigenen Kontroller. Damit können Kamera und Objektiv schneller mehr Daten austauschen.

Zum Vergleich: Das Canon EF-Bajonett hat sieben, Sonys E-Mount dagegen zehn und Nikons Z-Bajonett elf Kontakte. Ob nun tatsächlich ein oder zwei Kontakte mehr ein Vorteil sind, sei dahingestellt. Derzeit, so Canon, schöpft man das Potenzial des durch die höhere Kontaktanzahl parallelen statt seriellen Datenaustauschs nicht aus. Das ist eher ein Thema für die Zukunft – schließlich soll ein Bajonett wieder für 30 Jahre Bestand haben.
Ausstattung
Ein Bildstabilisator ist gut, zwei sind besser. Immer mehr Hersteller bauen deswegen in Kameras und Objektive Bildstabilisatoren ein. Nikon und Sony gehen diesen Weg ebenfalls, nur Canon verzichtet weiterhin auf einen optischen Bildstabilisator in der Kamera. Es gibt lediglich eine elektronische Lösung.
GPS sucht man bei allen vergebens, wobei Nikon und Sony diese Funktion (vergleichsweise energiefressend) über die Anbindung zum Smartphone und dessen GPS-Empfänger anbieten. Für den Anschluss an den Rechner setzen alle auf die schnelle USB-C-Verbindung. HDMI-Ausgänge, wichtig für Videos, bieten alle drei Hersteller. Bei allen gibt es einen Mikrofoneingang und die für die Tonkontrolle nötige Kopfhörerbuchse.

Während man bei Nikon und Sony den Blitz nur über den Zubehörschuh betreiben kann, integriert Sony eine Blitzanschluss-Buchse. Leider sind die Abdeckklappen ungeschickt angebracht: Nikon und Canon befestigen weichere Abdeckungen oberhalb der Buchsen, Sony schlägt sie unten an. So erreicht man die Anschlüsse zwar besser, doch dafür baumeln die Abdeckungen am Gerät und erschweren das Abstellen.
Weiterlesen: Auf der nächsten Seite vergleichen wir die Bedienkonzepte von Canon EOS R, Nikon Z7 und Sony A7R III.