Test - Vier SLRs bis 2000 Euro im Vergleich
Ein Ruck geht durch den SLR-Markt: Pentax K-5 und Olympus E-5 überholen Canon EOS 60D und Nikon D7000. Zu den guten Testergebnissen kommt damit auch ein beträchtlicher Imagegewinn für Pentax und Olympus in der semiprofessionellen Klasse. Der Vergleichstest zeigt, welche Gründe dieser Erfolg hat.

© colorfoto
Haben wir uns nicht schon daran gewöhnt, dass bei SLR-Vergleichstests entweder Canon oder Nikon oben auf dem Siegertreppchen stehen? Mit diesem Testfeld semiprofessioneller Modelle über 1000 Euro bläst der "Wind Of Change" durch die SLR-Landschaft: Pentax und Olympus haben sich mit kontinuierlicher Produktpflege in den vergangenen Jahren nach oben gearbeitet und stehen nun vor den Seriensiegern. Das heißt nicht, die anderen seien plötzlich schlecht. Alle vier Modelle sind ein guter Kauf und bieten eine gute Bildqualität. Doch die Nase vorn hat Pentax mit der besten und gleichmäßigsten Leistung über den gemessenen ISO-Bereich.
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© Pentax K-5
Speziell die Pentax K-5 überzeugt durch eine sehr konstante Bildqualität zwischen ISO 100 und 1600, besitzt ein grundsolides Gehäuse und lässt bei der Ausstattung kaum Wünsche offen. Allenfalls könnte man bemängeln, dass das Angebot an Objektiven mit Ultraschallmotor im Pentax-System weniger breit angelegt ist als bei der Konkurrenz von Canon und Nikon. Am Testsieg der K-5 kann und darf dies aber nicht rütteln.

© Olympus E-5
Die Olympus E-5, einzige Vertreterin des Four-Thirds-Formats in dieser Testgruppe, kann bei der Bildqualität mit ihren drei Konkurrentinnen bestens mithalten und macht zudem deutlich, was sich an Grenzauflösung aus einem 12-Megapixel-Sensor herausholen lässt, wenn das System optimal abgestimmt ist. Unterm Strich besitzt die E-5 das wohl robusteste Gehäuse und punktet zudem mit einem Schwenkmonitor (der aus Sicht eines professionellen Outdoor-Fotografen freilich auch eine mechanische Schwachstelle darstellen könnte). Erst oberhalb ISO 800 zeigt die Olympus Schwächen bei der Bildqualität, die wohl dem kleineren Aufnahmeformat geschuldet sind.

© Canon EOS 60D
Wie ihre Kollegin von Nikon, ist auch die Canon EOS 60D ein Stück günstiger als die Konkurrenz von Pentax und Olympus. Dank üppiger Ausstattung und einem Schwenkmonitor als Dreingabe darf man der Canon sogar ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen. Zudem punktet die Kamera mit einem besonders anwenderfreundlichen und geschmeidigen Bedienkonzept. Eindeutiges Plus bei der Bildqualität ist die besonders hohe Grenzauflösung bis ISO 1600, nachteilig sind die (nicht nur im Konkurrenzvergleich) hohen Texturverluste. In den RAW-Bildern der 60D steckt zudem viel Potenzial, mehr noch als bei Nikon und Olympus. Die Bildqualität der Pentax K-5 wird indes nicht ganz erreicht.

© Nikon D7000
Bis ISO 800 liegt die Nikon D7000 bei der Bildqualität hinter der Olympus E-5, ist bei ISO 1600 aber deutlich besser. Von einer vorbildlich konstanten Bildqualität zwischen ISO 100 und 1600, wie man sie von den Nikon-Modellen mit 12-Megapixel-Sensor (D90, D300s) kennt, ist das neue Modell aber ein Stück entfernt. Offensichtlich ist der Abfall bei ISO 1600 ein Resultat der internen JPEG-Berechnung, da die RAW-Bilder eine deutlich bessere Konstanz zeigen - schade, denn die interne Signalverarbeitung war immer eine Nikon-Stärke. An der Gehäusequalität und Ausstattung der Nikon gibt es wie immer nichts auszusetzen, auch wenn eine D300s noch ein Stück robuster daherkommt - die D300s, aber auch die D90 bleiben also interessante Alternativen, wenn 12 Megapixel genug sind.
Mehr Auflösung im RAW-Bild
Wie der obere Vergleich basieren ColorFoto-Tests bei SLRs wie bei Kompakten auf JPEG-Daten, da dies der vom Hersteller definierte Kompromiss zwischen den unendlich vielen Einstellmöglichkeiten ist. Aus RAW-Bilder lassen sich meist noch Bilddetails herausholen, die im JPEG fehlen. Doch welche RAW-Abstimmung ist die richtige? Mehr Rauschen oder mehr Auflösung? Mal macht eine Korrektur der Schatten Sinn, mal eine der Lichter. Die optimale RAW-Einstellung für das Auflösungschart ist zudem sicherlich eine andere als die beste Abstimmung für die OECF-Messung (Kontrastübertragung).

© Archiv
Color-Foto wird deshalb in Zukunft RAW-Daten auswerten, um das Potential der Kameras zu erfassen. Dabei nutzen wir dcraw sowie dessen Standardeinstellung zum dezenten Entrauschen und dessen Demosaicing-Algorithmus. Wir erzeugen bewusst kein perfekt abgestimmtes und insbesondere entrauschtes Bild, wie es für eine Punktewertung nötig wäre, da dies endlose Diskussionen darüber eröffnen würde, was die ideale Einstellung ist. Stattdessen wollen wir prüfen, welche Bildinformationen im RAW noch stecken, die im JPEG fehlen. Gerade das Auflösungspotential lässt sich nur bei einem niedrig eingestellten Rauschfilter beurteilen. Die Punktemessung basieren auch in Zukunft auf den JPEG-Daten.
Die RAW-ErgebnisseAlle vier Kameras legen bei den RAW-Bildern deutlich zu, wenn es um die Auflösung geht. Gerade im Fall der Nikon gilt: Die geringere Auflösung der JPEG-Bilder bei hohen Empfindlichkeiten ist ein Problem der internen Signalverabeitung: In den RAW-Bildern steckt nicht nur eine höhere, sondern auch eine wesentlich gleichmäßigere Auflösung von ISO 100 bis 1600. Bei Canon ist das Potential aber noch größer, sodass Canon diesen Klassiker für sich entscheidet: Zu den höheren Auflösungswerten kommen bei der 60D zudem deutlich verbesserte Kurtosisergebnisse im JPEG/RAW-Vergleich.
In jedem Fall steht dem Auflösungsplus ein wesentlich stärkeres Rauschen gegenüber, sowohl in der Signal-Rauschabstands-(SNR-) als auch in der Visual-Noise-(VN-)Bewertung. Dieser Zusammenhang - mehr Auflösung entspricht mehr Rauschen gerade bei höheren Empfindlichkeiten - gilt so ebenfalls für Olympus und Pentax. Olympus kann zwar bei der Auflösung deutlich zulegen, bleibt aber die einzige Kamera mit einem Abfall zu ISO 1600. Im Fall der Pentax steigen zudem die Kurtosiswerte - ein Manko unseres Entrauschers - das kann die interne Signalverarbeitung offensichtlich besser.
Trotzdem hat Pentax am Ende bei VN und Kurtosis die Nase vorn, während Canon den Auflösungsvergleich für sich entscheidet.
Da jede andere Einstellung und jeder andere RAW-Konverter andere Ergebnisse liefert, gerade was die Abstimmung Rauschen/Auflösung angeht, können wir die RAW-Resultate nicht in Punkte fassen. Eine vorsichtige Abschätzung der RAW-Ergebnisse ergibt folgende Rangfolge: Pentax vor Canon und dann Nikon vor Olympus.
RAW-Ergebnisse auf einen Blick
Damit Sie sich selber ein Bild machen können, finden Sie die JPEG-Testbilder diesmal bereits bei Erscheinen des Hefts bei jeder Kamera im Reiter "Übersicht". Der Sonderlink zu den unbearbeiteten RAWs lautet: www.colorfoto.de/raw-testbilder