Testbericht

Sigma DP2 - Kompaktkamera mit SLR-Sensor

9.9.2009 von Redaktion pcmagazin und Christian Rottenegger

Sigma bringt nach der DP1 die zweite Kompaktkamera mit Festbrennweite und großem SLR-Sensor: Die DP2 bekommt ein neues, eigens für sie ent-wickeltes 24-mm-Objektiv (41 mm Kleinbildbrennweite) und einen überarbeiteten Bildprozessor.

ca. 6:10 Min
Testbericht
  1. Sigma DP2 - Kompaktkamera mit SLR-Sensor
  2. Datenblatt
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Wenn es um Bildqualität geht, haben klassische Kompaktkameras gegen SLRs keine Chance. Auch wegen ihrer winzigen Sensoren gehören sie schlicht und einfach zu einer anderen Gewichtsklasse als digitale Spiegelreflexsysteme, deren Sensoren oft die 12-fache Fläche nutzen.

Die Kamerahersteller verweisen in diesem Zusammenhang gerne auf die begrenzten Möglichkeiten, die ihnen das geringe Platzangebot im Kompaktkameragehäuse lässt. Dass man auf diesem engen Raum aber durchaus auch einen großen SLR-Sensor unterbringen kann, bewies Sigma vor gut eineinhalb Jahren mit der DP1. Zugegeben, die DP1 gehört mit ihren 113 x 64 x 56 mm eher zu den größeren Kompakten, beherbergt dafür aber einen 20,7 x 13,8 mm großen, von der SLR Sigma SD14 übernommenen CMOS-Chip mit Foveon 3-Schicht-Technik. 

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Nun bringt Sigma die Nachfolgerin, die DP2: Sie basiert auf dem gleichen 3-schichtigen Sensor mit 3 x 4,7 Megapixeln, ist nur minimal größer und fotografiert wie die DP1 mit fester Brennweite, allerdings mit 24 mm (41 mm KB) statt 17 mm (28 mm KB).

DP1 und DP2: Die Unterschiede Das eigens für die DP2 entwickelte Objektiv ist lichtstärker (f 2,8) als das der DP1 (f 4,0). Außerdem beherrscht die DP2 im RAW-Modus Empfindlichkeiten von ISO 50 bis ISO 3200, die DP1 begnügt sich mit maximal ISO 800. Ebenfalls neu: Die DP2 kann bis zu 3 Aufnahmeprofile speichern und verzichtet auf das digitale Zoom.

Und noch etwas hat Sigma überarbeitet: den Bildprozessor, der die internen Prozesse beschleunigt. Im Vergleich zur DP1 friert die DP2 beim Speichern wenn, dann nur noch kurz ein, und der Fotograf kann Einstellungen korrigieren, während die DP2 die Bilder speichert. Im JPEG-Modus sind nun 4 Bilder in Serie mit 3,4 Bilder/s möglich.

Dessen ungeachtet braucht die DP2 im Test durchschnittlich rund 3 s beziehungsweise 7 s, bis sie ein JPEG oder RAW-Bild verarbeitet und gespeichert hat (verwendete SD-Karte: SanDisk Ultra II 15 MB/s). Geduld fordert auch der Autofokus, der nun durchschnittlich 1,31 s statt 1,55 s (DP1) zum Scharfstellen benötigt. Zudem kommt er mit schwachem Umgebungslicht nur schlecht zurecht. Ein Grund mehr, mit dem manuellen Fokus zu arbeiten, der sich dank Lupenansicht, Entfernungsanzeige und stufenlosem Drehrad komfortabel und bemerkenswert präzise einstellen lässt.

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Ausstattung wie eine klassische Analoge

Der Funktionsumfang passt zur Zielgruppe: zu ambitionierten Fotografen, die auf Bildqualität und Flexibilität Wert legen und bereit sind, für eine Kompakte 700 Euro auszugeben. Da diese Klientel selten Motivprogramme nutzt, gehören sie nicht zur Ausstattung. Stattdessen gibt es neben dem händischen Fokus diverse manuelle Einstellmöglichkeiten, unter anderem eine Blenden- und Zeitvorwahl und einen voll manuellen Modus. Für die Blenden-(AE)-Lock-Funktion sieht Sigma eine separate Taste vor, als Seitenverhältnis wahlweise 3:2 und 16:9. Wie die DP1 setzt auch die DP2 einen vergleichsweise kleinen 2,5-Zoll-Monitor ein, der eine klare, scharfe und selbst bei schwachem Licht rauscharme Vorschau zeigt.

Der Fotograf kann zudem einen optionalen Durchsichtsucher (VF-21, rund 150 Euro) auf den Blitzschuh stecken, das Display abschalten und dadurch Akku-Power sparen. Für den Fall, dass der relativ leistungsschwache integrierte Blitz (Leitzahl 2) nicht reicht, gibt es einen externen Blitz mit Leitzahl 14, der sich ebenfalls über den Blitzschuh anbringen lässt (EF-140 DG, rund 75 Euro). Außerdem führt Sigma optional eine passende Gegenlichtblende (HA-21, rund 30 Euro). So lässt sich die Funktionalität der DP2 sinnvoll erweitern.

Das Gehäuse der DP2 wirkt hochwertig und sauber verarbeitet, die Bedienelemente haben einen angenehmen Druckpunkt. Obwohl die DP2 mit 293 g im Vergleich zu klassischen Kompakten viel wiegt, liegt sie gut in der Hand. Der rechte Daumen findet auf der ausreichend großen, genoppten Auflagefläche guten Halt. Das Menü ist logisch in ein Schnellzugriffs- und ein übersichtliches Hauptmenü unterteilt. Details wie die Belichtungskorrektur oder die Belichtungsreiheneinstellung sind jedoch teils zu leicht verstellbar oder wenig logisch erreichbar. Der Zugriff hängt von der Info-Darstellung auf dem Display ab.

Im übersichtlichen Schnellzugriff finden sich auf zwei Ebenen je vier Funktionen. Wer jedoch beispielsweise die ISO-Einstellung von ISO 400 auf ISO 100 zurücksetzen will, muss sich von ISO 400 über alle höheren Empfindlichkeiten an den "Anfang" zurückklicken. Auffallend: Der Akku hielt im Test vergleichsweise kurz durch, und musste beinahe täglich neu geladen werden.RAW oder JPEG?

Die Sigma DP2 fotografiert wahlweise im RAW- oder im JPEG-Format, das den Speicherplatzbedarf deutlich reduziert: Eine Aufnahme, die als RAW ganze 15,5 MB verbraucht, nimmt als JPEG lediglich 2,5 MB in Anspruch. Beim RAW-Bild speichert die Kamera zu jedem Pixel die drei Farbinformationen der drei Schichten und kommt so auf die vergleichsweise hohe Dateimenge.

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Zwischen den JPEGs, die die DP2 direkt erzeugt, und denen, die die beiliegende Software Sigma Photo Pro 3.5 aus RAW-Dateien generiert, besteht nur ein geringer Unterschied. Richtig interessant wird das Fotografieren mit RAW erst, wenn man mit RAW  fotografiert und die Bilder dann in TIFF-Dateien konvertiert. Auf diese Weise lässt sich insbesondere bei höheren Empfindlichkeiten deutlich mehr aus der DP2 herausholen, vor allem was das Rauschverhalten betrifft. Die genauen Messdaten finden Sie in der SLR-Tabelle auf der rechten Seite. Unsere Testergebnisse basieren auf TIFF aus RAW.

Sigma Photo Pro 3.5 ist kein Bildbearbeiter, sondern ein klassischer RAW-Konverter, der einerseits nur einfache Eingriffe wie Farbeinstellung und Weißabgleich erlaubt, andererseits so auch sehr übersichtlich und einfach zu bedienen ist.

Bildqualität im Detail

Dank des dreischichtigen Foveon X3 erreichen Sigma DP2 wie DP1 trotz der 2652 x 1768 Pixel (4,7 Megapixel) je Schicht eine Auflösung, die einer sehr guten 8-Megapixel-Kamera entspricht. Bemerkenswert ist dabei, dass die Leistung zu den Ecken nicht nachlässt. Die Ecken werden genauso scharf und detailreich dargestellt wie die Bildmitte, was insgesamt einen deutlich besseren Eindruck hinterlässt als beispielsweise ein 12-Megapixel-Bild, das zwar in der Mitte statt 1056 LP/BH (DP2) über 1400 LP/BH darstellt, an den Ecken aber nur noch unter 1000 LP/BH schafft - übrigens keine Seltenheit bei den sonst üblichen Zooms der Kompakten.

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Die DP2 basiert auf einem speziellen CMOS-Sensor, der dank seines 3-Schichten-Prinzips pro Pixel nicht nur eine, sondern alle drei Farben erfassen kann.
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Dass die Sensorfläche hier etwa um den Faktor 11 größer ist als bei klassischen Kompakten, zeigt sich vor allem an Textur und Bildrauschen: Die Messungen ergaben einen kaum feststellbaren Texturverlust (Kurtosis 0,3 bis 0,0), was für eine außergewöhnlich gute Detailwiedergabe spricht. Die Rauschwerte liegen bei 0,5 (ISO 100) und 1,0 VN (ISO 400) und damit in einem auch für SLRs üblichen Bereich.

Der gemessene Visual Noise tritt vor allem als feines Luminanzrauschen auf, das nur bei genauestem Hinsehen auffällt. Allerdings zeigen einige Testbilder niederfrequente leichte Farbverläufe. Dieser Effekt tritt am ehesten bei knapp belichteten hellen Motiven auf. Helle, fast weiße Flächen mit einem leichten Helligkeitsverlauf können leichte grün/magenta chargierende Schlieren zeigen. Die ausgeprägte Vignettierung (0,9 Blenden) verstärkt den Effekt, auch könnte der Weißabgleich teils genauer arbeiten. Der Objektkontrast ist gut, die chromatische Aberration mit 0,1 Pixel kaum wahrnehmbar. Völlig zurecht begrenzt Sigma die Empfindlichkeit des kamerainternen JPEG-Modus auf ISO 800, da bereits bei ISO 800 deutliches Rauschen das Bild stört.

Höhere Empfindlichkeiten sind nur im wesentlich rauschärmeren RAW-Modus möglich. Dabei erreicht die Sigma nicht  ganz die Rauscharmut einer Top-APS-C-Kamera, kann aber gut mit einer (micro) Four-Third-Kamera konkurrieren. Das gilt ebenfalls für die Auflösung und die Textur. Die Testbilder zeigen, dass die Sigma im Vergleich zur direkten Konkurrentin Olympus E-P1 die Textur noch besser erhält, in den Schatten etwas stärker und dafür in den Lichtern etwas schwächer rauscht.

Den Vergleich mit konventionellen Kompakten entscheidet die Sigma locker für sich. Dagegen punktet die Olympus mit der höheren Auflösung. Mit Sigma DP2 und Olympus E-P1 sind nun zwei Modelle auf dem Markt, die SLR-Sensor und -Bildqualität im Gehäuse einer Kompakten bieten. Im direkten Vergleich holt die Olympus den Kauftipp, da sie dank Wechselobjektiven vielseitiger einsetzbar ist. Hinzu kommt die komfortablere und schnellere Bedienung, während die Sigma etwas kleiner ausfällt, mehr Zeichnung erhält und einen eingebauten Blitz bietet. Beide fokussieren zu langsam.

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Der CMOS- Chip Foveon X3 misst 20,7 x 13,8 mm und ist damit ähnlich groß wie übliche SLR-Sensoren.
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Fazit: Sigma setzt mit der DP2 das Konzept der Kompaktkamera mit SLR-Bildqualität fort. Im Vergleich zu anderen Kompakten liefert die DP2 deutlich bessere Bilder, wozu auch die Festbrennweite neben dem großen Sensor beiträgt. Gegenüber der DP1 ist die neue schneller, das Objektiv lichtstärker und die JPEG-Qualität besser, dagegen arbeitet der Autofokus weiterhin zu langsam. Wer die Möglichkeiten ausschöpfen will, muss bei höheren Empfindlichkeiten in den RAW-Modus wechseln und erhält eine sehr gute Bildqualität.

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SIGMA DP2

SIGMA DP2
Hersteller SIGMA
Preis 500.00 €
Wertung 70.0 Punkte
Testverfahren 1.5

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