UHD-TV
Samsung UE55HU6900 im Test
Der 55 Zoll UHD-TV Samsung UE55HU6900 lockt mit einem günstigen Einstieg in die 4K-Welt. Ein lohnendes Investment? Wir machen den Test im Labor.

Mit dem Samsung UE55HU6900 feuern die Koreaner den Preiskampf an. Ultra HD ist die modernste, hochwertigste TV-Technik, die nur bei sehr teuren Geräten zum Einsatz kommen kann. Das war gestern. Heute gibt es erste Ware bereits zum Preis von Full HD. Am unteren Ende der TV-Einkaufsskala liefern sich asiatische Hersteller erbitterte Kämpfe. Jetzt kommen als "Waffen" unter 1.000 Euro auch schon Ultra-HD-TVs zum Einsatz: und zwar keine Minigeräte, sondern stattliche 55-Zoll-TVs. Die unverbindliche Preisempfehlung von 1.500 Euro für Samsungs neuen UE55HU6900 wurde bald nach Einführung von einigen Händlern, wie etwa Saturn, fast um die Hälfte unterboten. Somit sind wir beim Standardpreis eines ordentlichen 55-Zoll-Full-HDTVs angelangt. Hier steht Samsung jedoch nicht allein da, sondern tritt gegen UHD-Modelle von LG, TCL und Hisense an.
Der erste Gedanke ist, dass neben Reimporten vor allem Auslaufmodelle mit veralteter Technik so günstig angeboten werden. Aber der Samsung-TV ist brandneu. Basiert der Samsung UE55HU6900 vielleicht auf älterer Technik und verzichtet auf die gerade bei Ultra HD so wichtigen Errungenschaften der neuesten Generation wie 4K@60 Hz, HDCP 2.2 oder den HEVC-Decoder? Was sonst sollte die große Differenz schon beim Listenpreis zum erstklassig getesteten Bruder HU7590 rechtfertigen, der sogar noch ähnlich ausschaut, aber knapp das Doppelte kostet?

Samsung UE55HU6900: Positive Überraschung
Bei den Tests der UHD-Quellen konnte der Samsung UE55HU6900 voll überzeugen. Er spielte problemlos die 4K-Clips unserer HDMI-UHD-Zuspieler in 24 und 60 Hertz ab und konnte vom Testbildgenerator DVDO AVLab TPG in höchster Auflösung angesprochen werden. Der 4K-Film Timescapes lief auf dem USB-Stick einwandfrei und sah gut aus mit 25 Bildern pro Sekunde. Eine größere Herausforderung ist da schon unsere Aufnahme des ASTRA-UHD-Demokanals, der in 50 Hz und mit 10 Bit (viermal so viele Farbstufen) ausstrahlt, also der nächsten Evolutionsstufe von UHD entspricht. Auch dieses Material glänzte durch astreine Farbübergänge und messerscharfe Details.
Der Samsung UE55HU6900 spielte mit neuester Firmware sogar unseren Mitschnitt des Linkin-Park-Konzerts ab, das in 4K ausgestrahlt wurde. Hier mussten selbst die großen Brüder (mit alter Firmware) passen. Die Krone setzte er seiner UHD-Quellauswahl dadurch auf, dass er auch über den integrierten Sat-Tuner die ASTRA-Demokanäle empfing und fehlerfrei an zeigte. Als weiteren Test wählten wir im Smart-TV-Umfeld über die Netflix-App die 4K-Produktion Marco Polo an. Auch das funktionierte problemlos in Top-Streaming-Qualität. Von veralteter 4K-Technik also keine Spur - ganz im Gegenteil.

Samsung UE55HU6900: Sehr gut ausgestattet
Nicht ganz so edel wie bei den Topmodellen wirkt die Verarbeitung. Hier gibt es mehr Kunststoff in Gehäuse und Fuß, doch scharfe Kanten oder unförmige Flächen fallen nicht auf. Schon durch seine größere Tiefe wirkt der TV nicht ganz so schick, aber das Volumen soll ja sogar Vorteile bei Bild und Ton bringen.
Was die Anschlüsse betrifft, fiel uns nichts Negatives auf. Viermal HDMI, dreimal USB (davon einmal USB 3.0) und Analogbuchsen ohne Adapter sind voll in Ordnung. Mit WLAN, MHL und Bluetooth für Maus und Tastatur stehen Features auf der Liste, die in der Preisklasse durchaus hätten eingespart werden können.
Bluetooth braucht das Gerät allerdings sowieso für die bewegungssensitive Fernbedienung SmartTouch, die das gesamte TV-System über einen Mauszeiger steuert - ähnlich wie bei einer Wii. Sie nimmt über ein eingebautes Mikrofon auch Sprachbefehle wie etwa Suchanfragen entgegen. Mit der intelligenten Steuerung von Drittgeräten und einem riesigen Angebot an Smart-TV-Apps ist die Ausstattung, die man für den Marktpreis bekommt, durchaus als sensationell zu bezeichnen.

Allein die doppelte Ausführung der Tuner, mit der man unabhängig voneinander schauen, streamen und aufzeichnen könnte, bleibt den teuren Modellen vorbehalten. Und ein weiteres Bonbon fehlt, was dem etwas langsamen Panel geschuldet ist: 3D.
Dabei ist der erste Blick auf das Display durchaus vielversprechend. Es spiegelt nämlich nicht ganz so stark, wie man es in den letzten Jahren gewöhnt war. Dazu scheint es leicht geschwärzt, um den Kontrast zu erhöhen. Der wirkt bei eingeschaltetem Raumlicht dann auch schön knackig.
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Die maximale Leuchtkraft ist allerdings vergleichsweise mager. Im abgedunkelten Raum zeigt sich, dass das zonenweise Dimmen, das Samsung gerne auch bei am Bildrand angebrachten Backlight-LEDs nutzt, hier wirkungslos bleibt. Allein für die Messung des dynamischen Kontrasts schaltet sich die Hintergrundbeleuchtung komplett ab. Was hingegen positiv auffällt, ist eine ordentliche Ausleuchtung mit sehr guter Vermeidung von Clouding und Ecklichtern. Hier könnte die größere Tiefe des Gehäuses von immerhin fünf Zentimetern (großflächig) bei der gleichmäßigeren Verteilung des Lichts leichteres Spiel bedeutet haben.

Der Blick durch das Mikroskop bringt die typische VA-Struktur eines Samsung-Panels hervor, das wie immer blassere Farben zeigt, wenn man nicht genau von vorn fernsieht. Frontal betrachtet, ist die Farbaufbereitung indes exzellent. Unsere Messungen zeigen makellose Bildparameter, wie sie vom Topmodell nicht besser umgesetzt werden. In den klassischen zwei Dimensionen ist also alles in Ordnung.
Problematisch wird es erst bei 3D und der vierten Dimension: der Zeit. Das 100-Hz-Panel ist für Shutter-3D zu langsam, und auch bei klassischem TV sieht man sofort, dass weniger Zwischenbilder berechnet werden und dass dies weitaus gröber passiert als bei der 7er- oder 8er-Serie. Hier wurde also der Rotstift angesetzt. Für Kinofreunde, die nur ein möglichst unverändertes Blu-ray- oder 4K-Bild genießen wollen, sollte das eine geringere Rolle spielen, doch hier leistet sich Samsung statt einer echten 24p-Wiedergabe den 2:3-Pulldown. Die Filmwiedergabe entspricht in ihrem Ruckeln also eher den gelernten Sehgewohnheiten der 60-Hz-Länder USA und Japan - schade.
Immer noch sehr beeindruckend ist hingegen Samsungs Säuberung schlechter Quellen, wenn man Rauschfilter und Digitalaufbereitung auf auto stellt. Dann verschwinden die vorher erschreckend heftigen Artefakte der TV-Ausstrahlungen von SDTV und HDTV. Bleibt nur die brennende Frage, ob man Ultra HD bei 55 Zoll Bildgröße wirklich braucht. Um alle Details vollends differenzieren zu können, muss man bis auf einen Meter an den TV heran. Dann ist die Schärfe von Digitalfotos oder den neuen 4K-Quellen jedoch umwerfend.

Samsung UE55HU6900: Aus dem Messlabor
Im Labor: viel zu gut
Die Bildmessung des Samsung UE55HU6900 zeigt ein nur marginal erweitertes Grün, ansonsten sind die Messwerte bei Standbildern fast perfekt. Selbst der Pegel der Grundfarben stimmt. Das Gamma liegt optimal nahe am Kino-Look von 2,4. Nur in puncto dritte/vierte Dimension und lokales Dimmen unterscheidet er sich von der Referenz.
Mini-Pixel
Die UHD-Pixel sehen aus wie verkleinerte Versionen von 2013er Full-HD-Fernsehern.
Ausleuchtung
Der Großteil der Bildfläche wird bestens homogen beleuchtet. Die schnellen Abfälle zu den Rändern hin sind wahrnehmbar, dafür gibt es weder Clouding noch Lichtkegel.
Samsung UE55HU6900: Fazit
Für die unverbindliche Preisempfehlung ist der Samsung UE55HU6900 bereits ein guter Deal - die UHD- und Smart-TV-Funktionen für den Marktpreis sind sensationell. Unter Verzicht auf 3D und aalglatte Bewegungswiedergabe bekommt man einen Fernseher, der viel Freude bereitet. Nur für ein perfektes Bild muss man tiefer in die Tasche greifen.