UHD-TV
Panasonic TX-65CXW804 im Test: Schillernde Zukunft
Schon zu Zeiten der Plasma-TVs strebte Panasonic Qualitätsreferenzen an und hatte Erfolg. Durch THX-Logo und technische Raffinessen avanciert nun auch der Panasonic TX-65CXW804 zur Bildlegende. Hier der Test.

Der Panasonic TX-65CXW804 bietet Ultra-HD-TV auf 65 Zoll. Beim Trend Ultra-HD geht es einzig und allein um einen Qualitätsgewinn beim TV-Erlebnis. Und Panasonic hat wie eine Handvoll anderer Hersteller gemerkt, dass man ein paar Euro in die Hand nehmen muss, um der ausgereizten LCD-Paneltechnik durch elektronische und optische Tricks gehörig auf die Sprünge zu helfen. Seit einigen Jahren ist es nämlich so, dass die Qualität der TV-Geräte deutlich besser ist als die Parameter, die die TV-Sende- und Speichernormen, ja sogar die Blu-ray-Disk, eigentlich vorschreiben.
TV-Geräte mit besonders satten Farben und den tiefsten Kontrasten zu bauen ist beim heutigen Quellangebot fast witzlos. Bildverbesserungsschaltungen müssen abschätzen, wie das Signal aussehen würde, wenn der Transportweg es nicht deutlich beschnitten hätte. Das ist die große Kunst der aktuellen Spitzenfernseher. Doch nun macht sich eine neue Euphorie an der qualitativen Speerspitze der TV-Technik breit. Ultra-HD wird nicht nur eine bessere Auflösung bieten, sondern endlich die sattesten Farben, die man sich vorstellen kann, wiedergeben dürfen. Und das in Kontrasten, die den Dynamikbereich des menschlichen Auges so richtig fordern. So sauber, dass Schlieren der Vergangenheit angehören, mit erheblich mehr Bewegungsschärfe und natürlich flimmerfrei.
Dass das alles kommt, ist eigentlich beschlossene Sache. Die Frage der Zeit beantwortet sich durch den Wettlauf von Streaminganbietern gegen Freunde der Massenspeicher und klassische TV-Stationen. Gerade weil die Sendewelt im Wandel ist, will jeder der erste sein und hat zumindest einen Testbetrieb vorzuweisen. Sogar zukunftsweisende Normen wie die Signalisierung der neuen Parameter über HDMI oder die Speicherung auf Blu-ray sind bereits in recht trockenen Tüchern.
Und gut, wenn man wie hier Panasonic TV-Hardware am Start hat, die auf alles momentan Abschätzbare vorbereitet ist. Wichtig ist hier genügend Rechenpower, um HDR-Aufnahmen mit neuen Codecs und in mehr als deren voller Bittiefe verarbeiten zu können, genauso wie ein intelligentes Management der erweiterten Farbräume. Noch dazu in höheren Bildwiederholraten als momentan üblich.

Endlich sind teure, aber qualitätsoptimierende Technologien wie das lokale Dimmen von Backlight- LEDs wieder angesagt, und der Buntheit von LCD-Filtern sind keine Grenzen mehr gesetzt. Es ist übrigens erstaunlich, wie sehr man das Bild eines LCD-Panels optimieren kann, indem man die Hintergrundbeleuchtung perfektioniert. Es braucht mehr und bessere LEDs.
Die farbliche Verbesserung wie auch die Brillanzoptimierung liegt darin, das Spektrum anzupassen. Die ideale weiße Backlight- LED erzeugt drei schmalbandige Frequenzspitzen in den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau. Standardbauteile mischen Blau nur mit Gelb zu Weiß.
Hier geht durch Filterung an den LCDZellen die Energie eines großen Gelbanteils verloren, ja, sie wird in Abwärme umgesetzt und erschwert zudem sauber getrenntes Grün und Rot. Aktuell haben sich zwei Technologien der Problematik angenommen und erzeugen saubere Grundfarben: Quantum Dots (Nano Crystals) oder LEDs mit rotem Phosphor. Auch wenn der Name deutlich uncooler klingt, setzt Panasonic hier auf die letztere Variante. Nebenbei erzeugen die LEDs ja weniger Abwärme, sodass mehr Lichtpower eingesetzt werden kann. Und hier haben wir dann die Basis für die zweite Innovation: HDR. Moderne Top-Panels liefern einen nativen Kontrast von knapp 1000:1. Das ist zehnmal mehr als alte TV-Normen vorsahen, doch es reicht für die „High Dynamik Range“ der Zukunft noch nicht ganz.
Das Zauberwort ist „Local Dimming“, die Abdunklung des Backlights einzelner Bildbereiche je nach geforderter Maximalhelligkeit. Früher galt es als selbstverständlich, dass dazu Hunderte LEDs direkt hinter dem Panel saßen, wie Panasonic es kürzlich im Topmodell AXW904 einsetzte. Findige Marketingmenschen haben sich aber überlegt, dass örtliches Dimmen auch durchaus vom Rand aus passieren kann, und beschränkten es manchmal sogar auf eine Handvoll Dimmzonen.
Da kann man Panasonic nicht verdenken, dass hier unter dem Namen „Local Dimming Pro“ nach unseren Laborerkenntnissen auch nur Rand-LEDs gesteuert werden – jedoch schön viele davon und das Ganze richtig gut umgesetzt. Als erstes haben wir nämlich nach den störenden Nebeneffekten gesucht, die lokales Dimmen normalerweise mit sich bringt: Lichthöfe um helle Objekte oder vor allem von der Seite durchscheinende Clusterstrukturen. Dazu Pumpen bei Helligkeitsänderungen im Bild.

Hier ist nichts dergleichen auszumachen. Zwar ist das tiefe Schwarz im völlig abgedunkelten Labor noch gut auszumachen und je nach Bildinhalt wirkt es auch etwas matter, doch schaut man in die brillanten Objekte im Bild, passt sich das Auge an und Schwarz wird satt. Ganz wichtig dabei ist, dass zumindest in unserem Testgerät eine dunkle LCD-Fläche komplett homogen wirkte und nicht durch graue Wölkchen oder Lichtleckagen aufgemischt wurde. Hier hat Panasonic seine Arbeit richtig gut gemacht und durch Dimmen dem Ganzen einen ordentlichen, aber nicht übertriebenen Kick verschafft. Das VA-Panel bot dafür einen schon nativ hervorragenden Basiskontrast.
Als Nachteil steht diesem wie üblich ein eingeschränkter Blickwinkel gegenüber. Von vorn betrachtet und gemessen, gibt sich Panasonics Elektronik keinerlei Blöße. Farben und Kontraste, Gammakurve und Sättigungsabstimmung sind makellos. Vor allem die Verbesserung Letzterer schrieb sich Panasonic auch bei dunklen Bildinhalten auf die Fahne. Und es wurde gut umgesetzt.
Mehr als ein gutes Bild
Dass ein TV-Gerät weitaus mehr als ein normgerechter Monitor mit exzellenter Bildneutralität sein soll, muss nicht weiter ausgeführt werden. Bei Ausstattung, Bedienung, Klang und Verarbeitung hat Panasonic natürlich auch einiges zu bieten. Allen voran sind die vielen Möglichkeiten des TV-Empfangs, der Verarbeitung und Weiterleitung von TV-Material marktführend. Dank Doppeltuner sind USB-Aufnahmen bei gleichzeitigem Fernsehgenuss genauso möglich wie ein Doppelbild.
Der Panasonic TX65CXW804 streamt Live-TV und Aufnahmen zudem über DLNA ins Heimnetz und nun sogar über den Panasonicservice TV Anywhere ins gesamte Internet. Durch Transkodierung wird dazu die Bild-qualität an die Bandbreite der DSL-Leitung angepasst. Neben DLNA kann sogar über die DVB->IP-Funktion ein externer Tuner, beispielsweise eines speziellen anderen (Panasonic) TV-Gerätes mit Emfpangssignalen versorgt werden.
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Zu guter Letzt streamt auch Panasonics Smartphone- und Tablet-App „TV Remote 2“ lustig Filme und Fernsehen hin und her, und kann dazu noch den TV steuern oder ihn gar kalibrieren helfen. Was fehlt, ist einzig ein toller Programmführer mit redaktionell aufbereiteten Inhalten, wie ihn Sony und Philips anbieten.

Um noch smarter zu werden, ging Panasonic eine Kooperation mit Mozilla ein und gründete sein neues Betriebssystem auf Firefox. Tatsächlich ist die Bedienoberfläche durch eine komplette designtechnische Neuausrichtung erheblich durchschaubarer und eingängiger geworden. Man legt sich die liebsten Aktionen einfach auf den Startbildschirm, der allerdings nur eine Handvoll Icons zulässt. So sind die wichtigsten Funktionen auch gut über die Touchpad-Fernbedienung erreichbar, die in den Vorgängermodellen eher ein Schattendasein fristete.
Für ganz moderne Menschen besitzt diese auch ein Mikrofon zur Spracheingabe von Befehlen oder Suchbegriffen. Wer denkt, auf Nummer sicher zu gehen und nicht abgehört zu werden, sobald er die Batterien aus dem Handsender entfernt, wird überrascht sein, dass sich ein zweites Mikrofon im TV- Gehäuse befindet.
Qualität auf allen Ebenen
Dieses Gehäuse ist übrigens wie von Panasonic gewohnt deutlich stabiler und massiver gefertigt als die meisten Mitbewerber. Auch hier setzten die Japaner auf Qualität und dürfen sich dadurch bestätigt fühlen, dass wir von keinem asiatischen Hersteller weniger technische Probleme von unseren Lesern berichtet bekommen.Die Elektronik ist wohl nicht nur langlebig, sondern kommt mit vielen aktuell geforderten Medieninhalten zurecht. HDMI ist in der aktuellen Version vorhanden, bietet also 4K@60Hz mit HDCP 2.2 – und bietet die Option auf ein Update zu HDR (=HDMI 2.0a). Dafür konnte Panasonic auf die DisplayPort-Buchse des großen Bruders und Vorgängers nun verzichten.
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Die Dekodierung von HEVC-Videos in 10 Bit bei 60Hz werden in der Ultra-HD-Welt an der Tagesordnung sein, und auch hier klappten unsere Versuche selbst mit den anspruchsvollen Sicherungen des Astra-UHD-Transponders problemlos. Allein die Wiedergabe von 3D-Filmen war nicht so gelungen, wie es von einem Ultra-HDTV erwartet werden könnte. Damit es nicht flimmert oder flackert, wird die Bildauflösung der 100-Hz-Panels in der Horizontalen halbiert – wohlgemerkt nicht auf die halbe UHD-Auflösung, sondern auf halbes Full-HD. Das ist bei Shutter-TVs allerdings alles andere als unüblich. 3D scheint eh kein tolles Verkaufsargument mehr zu sein, sodass Panasonic sich erspart, Brillen mitzuliefern.

Dafür ist die Bildqualität in 2D so begeisternd wie professionell, denn sie läßt sich sehr variabel den persönlichen Vorlieben anpassen. Der THX-Modus liefert präzis normgerechte und daher eher unspektakuläre Bilder, bei den „Professional“-Modi lassen sich saubere Farben mit erhöhter Leuchtkraft kombinieren. „Standard“ und „Dynamisch“ sind wie üblich knallig bis brüllend.
Wenn in Zukunft High Dynamic Range hinzu kommt, müssen nicht mehr alte Quellen überzogen werden, sondern dann gibt es echt kontrastreiches Filmmaterial in bislang unerreichter Brillanz, das vom Urheber genau so gewollt ist. Und wem es kleiner lieber ist, der kann die Leuchtkraft der 804er auch in 55, 50 oder gar nur 40 Zoll einkaufen.
Fazit
Mit dieser Serie und dem TX65CXW804 ist Panasonic ein richtig großer Wurf gelungen. Mit erweitertem Farbraum, versprochenem Update auf HDR-Quellen und verbessertem Filmmodus steht einer schillernden TV-Zukunft absolut nichts mehr im Weg.