Marvel's Avengers im Test: Überraschend kurzweilige Helden-Klopperei
Nach einer für Fans verunsichernden Beta-Phase ist Marvel's Avengers von Crystal Dynamics erschienen. Ob es sich für Actionfans lohnt, lesen Sie im Test.

Das Actionspiel Marvel's Avengers hat seit seiner Ankündigung diverse Kontroversen durchlaufen. Da wären die Marvel-Helden an sich, die äußerlich nur wenig gemein haben mit den MCU-Kinohelden, sondern eher den Comic-Vorlagen entsprechen. Oder die Beta-Phase, die Action-Fans eher verunsicher...
Das Actionspiel Marvel's Avengers hat seit seiner Ankündigung diverse Kontroversen durchlaufen. Da wären die Marvel-Helden an sich, die äußerlich nur wenig gemein haben mit den MCU-Kinohelden, sondern eher den Comic-Vorlagen entsprechen. Oder die Beta-Phase, die Action-Fans eher verunsicherte. Und da wäre die Frage nach dem Genre gewesen. Was sollte Marvel's Avengers nur sein? Ein Solo-Spiel? Ein Games-as-a-Service-Spiel wie Anthem? Die Antwort ist einfach. Beides.
Marvel's Avengers im Test: Überraschend gut
Die Solo-Kampagne, das können wir vorwegnehmen, hat uns überrascht. Es war zwar klar, dass Marvel's Avengers einen Singleplayer-Part bieten würde. Dass dieser aber 13 bis 15 Stunden Spielzeit inklusive toller Story bietet, das hätte wohl kaum einer vermutet. Im Gegensatz zu anderen Spielen wirkt die Kampagne keinesfalls angeflanscht oder aufgesetzt. Auch dient sie nicht allein als Einführung in den Multiplayer-Part, sondern hätte auch als eigenständiges Spiel verkauft werden können.
Das Spiel startet am sogenannten A-Day, an dem die Menschen die Superhelden feiern. Doch ziemlich zügig kippt die Stimmung, denn ein Angriff erschüttert die Zeremonie. Einer der riesigen Heli-Carrier geht zu Boden und reißt zahlreiche Menschen in den Tod. Zusätzlich wird der Hauptreaktor des Carriers zerstört. Der giftige Terrigen-Nebel, der daraufhin entweicht, macht aus hilflosen Überlebenden Mutanten, die sogenannten Inhumans.
Eine davon ist Kamala Kahn. Denn auch wenn wir immer wieder die Avengers steuern dürfen, so ist es Kamala, die uns durch die Story führt. Als Inhuman hat auch sie bestimmte Kräfte und kann beispielsweise ihre gummiartigen Arme auf mittlere Distanz wunderbar gegen Gegner einsetzen.

Es ist durchaus bemerkenswert, wie viel Liebe Crystal Dynamics (u.a. Tomb Raider) in die Story von Marvel's Anvengers gesteckt hat. Man fühlt sich tatsächlich ein wenig so als sehe man einen Marvel-Film. Man interessiert sich für die verschiedenen Charaktere, die teilweise exzellent ausgearbeitet wurden. Auch die Chemie zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten interessiert so sehr, dass man sich durchaus dabei ertappt, unbedingt wissen zu wollen, wie sich die Story weiter entfaltet.
Marvel's Avengers im Test: Dauerhaft unterhaltsam?
Doch wo Licht ist, da existiert allerdings auch Schatten. Und der macht sich gerade beim Gameplay bemerkbar. Denn während gerade die Story-Missionen zu überzeugen wissen, schwächelt Marvel's Avengers bei den Warzone-Missionen. Diese sind ein Vorgeschmack auf den Multiplayer-Modus, der nahezu ausschließlich aus Kämpfen besteht. Das bedeutet nicht, dass das keinen Spaß macht. Jedoch bringt es die Story im Singleplayer-Modus auch nicht voran.
Zusätzlich wird gerade in den Warzones nach geraumer Zeit deutlich, dass es zwar sechs spielbare Helden gibt, diese sich aber immer wieder arg ähnlich anfühlen. Besonders wird das im Vergleich zwischen Hulk und Black Widow deutlich. Die Angriffe und Spezialattacken spielen sich nahezu gleich und fühlen sich ähnlich wuchtig an. Zusätzlich sind Anpassungen bei Cool-Down-Zeiten notwendig. Diese sind gerade bei Fernkampfangriffen teils so lang, dass Nahkämpfe oft das erste Mittel der Wahl sind.
Ob das im Multiplayer auf Dauer trägt, bleibt abzuwarten. Das Kampfsystem kann insgesamt nicht mit denen der Batman-Reihe oder dem großartigen Spider-Man (Test) mithalten. Das wurde auch in der Beta-Phase von den Testern angemerkt. Ob die Entwickler hier nachbessern (können), bleibt abzuwarten.
In der Kampagne wirken die Warzones zwar fehl am Platz, sind aber immerhin unterhaltsam. Außerdem sind die bereits erwähnten Story-Missionen im Solo-Spiel Entschädigung genug. Hier wirkt Marvel's Avengers nahezu ähnlich brillant wie die neueren Tomb Raider-Teile. Wir erkunden toll designte Areale, kämpfen immer mal wieder gegen Gegner, erleben Boss-Battles oder unterhalten uns mit NPCs.
Marvel's Avengers im Test: Technisch okay
Obendrauf gibt es noch ein ausführliches Charakter-System. In der Kampagne sammeln wir Erfahrungspunkte, die uns im Level steigen lassen. Außerdem können wir Fähigkeitspunkte in die Talentbäume der Charaktere investieren. Damit schalten wir neue Moves und Skills frei. Außerdem müssen wir die Kraftstufe aufwerten. Je höher diese steigt, desto höher steigt auch unser allgemeiner Ausrüstungswert. In der Kampagne lernen wir das System nur grundlegend kennen. Zudem ist es hier weniger von Bedeutung, da wir eh ständig mit unterschiedlichen Helden unterwegs sind.

Technisch wirkt Marvel's Avengers auf den ersten Blick überzeugend. Besonders die Animationen der Charaktere fallen ins Auge und wissen zu begeistern. Das Effektgewitter, das gerade in großen Kämpfen immer wieder abgefeuert wird, hat jedoch seinen Preis. Immer wieder knickt die Foundation-Engine ein, die schon bei Shadow of the Tomb Raider zum Einsatz kam.
Auch auf der PS4 Pro kam es immer wieder zu ärgerlichen Framerateeinbrüchen. Im englischen wirken die Charaktere besonders überzeugend. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, kann Untertitel hinzuschalten. Die deutsche Übersetzung wirkt an vielen Stellen bemüht, teilweise aber auch wirklich überzeugend. Beim Soundtrack setzte man wie schon bei Rise of the Tomb Raider auf den weniger bekannten amerikanischen Komponisten Bobby Tahouri. Der macht seinen Job im Gegensatz zu manchem Sound-Techniker richtig gut. Thors Hammer klingt beispielsweise wie ein hohles Stück Blech, nicht aber wie ein Wände durchschlagender Götter-Hammer.
Marvel's Avengers im Test: Fazit
Wir betrachten und bewerten Marvel's Avengers hier hauptsächlich anhand des Singleplayer-Parts. Ob der Multiplayer-Modus dauerhaft unterhält, muss sich erst zeigen. Wir honorieren aber bei der Bewertung, dass zusätzlich zur langen Kampagne auch ein voraussichtlich guter, umfangreicher Mehrspieler-Modus an Bord ist. Und wie bereits oben erwähnt, könnte man Marvel's Avengers durchaus als Solo-Spiel ansehen. Wer rund 15 Stunden gut mit Action unterhalten werden will, der kann getrost zugreifen. Die Story funktioniert unheimlich gut. Dass da keine Abbilder von Robert Downey Jr. oder Chris Hemsworth auftauchen, stört übrigens bereits nach wenigen Minuten nicht mehr.
Die Abwechslung ist aufgrund der zahlreichen spielbaren Charaktere definitiv gegeben, Kurzweil ist also garantiert. Ein kleiner Dämpfer ist das Kampsystem. Gerade wer die Batman-Reihe oder Spider-Man gespielt hat, erkennt, dass Marvels Avengers hier schwachbrüstiger daherkommt. Ein richtiger Flow will sich nie so recht einstellen. Dass die Technik nicht immer mitspielt, ist ebenfalls ärgerlich. Grundsätzlich, aber gerade auf der PS4 Pro sind Framerate-Einbrüche von teilweise 10 oder mehr FPS mehr als ärgerlich.