Ultra-HD-Fernseher
Loewe Connect 55 UHD im Test
Loewe startet nach der Insolvenz mit einer neuen Produktlinie wieder durch. Die Qualitätsansprüche sind weiterhin hoch, die Preise fallen niedriger aus, als man es von Loewe bisher gewohnt war. Wie schlägt sich der 4K-Fernseher Loewe Connect 55 UHD im Test?

Multimedia und die Integration neuer Medien waren für Loewe stets entscheidende Glieder in der Erfolgskette. Bei vernetzten TV-Geräten war Loewe Innovator, lange bevor japanische und koreanische Konzerne den Markt übersättigten. So ist der Connect UHD nun auch das Vorzeigemodell von Loewe, wenn durch den finanziellen Kaltstart eine neue Produktlinie auf den Markt kommt. Alles ist Ultra HD, lässt höchste Ansprüche an Materialien und Bildqualität erkennen, und aufgrund einer Technologie-Kooperation mit den Chinesen von Hisense sind deutlich geringere Einkaufspreise von Bauteilen möglich.
Das waren die Versprechen, die der neue Vorstandsvorsitzende Mark Hüsges auf der IFA abgegeben hatte. Jetzt sind die ersten TV-Serien fertig und werden in den Markt eingeführt. video konnte einen brandneuen Connect 55 UHD testen.

Schon der Katalog zeigt, dass Loewe an seinen Unique Selling Propositions (USPs) festhält. Ein ausgezeichnetes Netz von Fachhändlern soll Produkte verkaufen, die sich besser in den Wohnraum integrieren und anpassen lassen als andere TV-Geräte. Farbvarianten und mehrere Aufstellungsoptionen sind hier hilfreich. Detaillösungen etwa zum Verstecken von Kabeln sind gefragt, und als Ass im Ärmel hat Loewe immer noch die perfekte Kombination mit hauseigenen hochwertigen Audiosystemen aller Kanalkonfigurationen. Den HD-Tondecoder nebst Steuermimik hat der TV intus. Soweit ist alles beim Alten geblieben, und das geht in Ordnung. Auch die hochwertige Haptik unseres Testmusters und der edel verchromte Metallfuß erinnern an die Zeit, als ein TV noch richtig viel Geld kosten durfte. Selbst Kunststoffelemente mit ihren Spaltmaßen und Oberflächenstrukturen sehen bei Loewe besser aus als bei der Konkurrenz.
Radikale Neuerungen hat es bei der Elektronik gegeben. UHD-Technik mit ihren ausufernden Upscaling- und Säuberungsansprüchen machte als Basis einen komplett neuen Chipsatz nötig. Es heißt, auch andere Hersteller werden ihn einsetzen, doch Loewe kommt jetzt noch vor den Asiaten damit auf den Markt. Die Befürchtungen, dass durch die Kooperation fortan alles auf chinesischer Billigtechnik aufgebaut sein könnte, sind beim Einschalten des Gerätes verflogen. Das Mikroskop bestätigte den Einsatz eines Samsung-VA-Panels, und auch die gesamte Bedien-Software von Loewe mit ihrer elegant dunklen Oberfläche hat es ins neue Chassis geschafft. Sie reagiert jetzt nur etwas zügiger.
Viel Vergnügen
Die Erstinstallation des vierfachen Doppeltuners gelingt in Loewe-Tradition aufgrund guter Führung sehr einfach, die Netzwerk-Anmeldung durch integriertes WLAN auch. AV-Quellen und vielfältigen Zugang gewährt Loewe gerne, Adapter für analoge Geräte müssen jedoch genauso zugekauft werden wie 3D-Shutterbrillen.
Ausstattungsseitig behält Loewe seine Vorliebe für guten integrierten Sound bei und hat die Aufnahme- und Streaming-Optionen sogar noch verbessert. Mit Doppeltunern, die zwei Sendungen gleichzeitig auf die interne 1-TByte-Festplatte aufzeichnen können, während ein drittes Programm desselben Transponders angeschaut wird, beschäftigt sich Loewe ja schon lange. Auch das Streaming auf andere Loewe-Geräte ist bekannt. Jetzt sind Timer sogar aus der Ferne programmierbar. Aufnahmen und Live-TV können im Heimnetzwerk mit der passenden Tablet-App (ab iOS 8, Android 4.1 folgt) angeschaut werden. Mit unserem iPad Air 2 lief alles reibungslos und sehr zügig.

Wegweisend zügig klappt auch das Zappen. Wird der Zweittuner nicht für Aufnahmen benötigt, richtet er sich schon mal auf das nächsthöhere Programm ein, das dann oft in weniger als einer Sekunde aufgerufen wird.
Sieht man, was andere kleine Hersteller 2014 in Ultra HD entwickelt haben, lag der Gedanke nah, Loewe könnte technologisch nicht mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der Großkonzerne mithalten. Doch das Einstecken des USB-Sticks mit der HEVC-Version von Timescapes und der Anschluss unserer UHD-Zuspieler mit HDMI 60 Hz belegen, dass das neue Chassis zukunftsweisend ist. Noch nicht geklappt haben der Empfang und das USB-Zuspielen der ASTRA-UHD-Kanäle mit 50 Hz/10 Bit.
Als smarte Innovationen besitzt Loewes Internet-Radio jetzt eine Suche nach Künstlern, die Video-on-Demand-Unterstützung ist jedoch noch sehr ausbaufähig.

Die Qualität muss stimmen
Von Ultra HD erwartet man neue Dimensionen der Bildqualität, und die bekommt man von Loewe auch. Das VA-Panel bringt einen exzellenten Schwarzeindruck von vorn, der durch Dimmen der Rand-LED-Beleuchtung noch verstärkt wird, soweit das in den groben Zonen geht. CinemaScope-Filme profitieren jedenfalls durch schwärzere Balken, als sie andere Testgeräte hinbekommen. Wie bei Samsung verlieren die Farben bei schrägen Blicken an Substanz: Das ist ein Panel-Phänomen.
In puncto Bewegungswiedergabe liefern die Einstellungen von soft bis intensiv artefaktfrei saubere, scharfe Bewegungen, wie sie bislang kein anderer TV zaubern konnte. Das gibt eine Höchstnote in der Bildkür.
Die Pflicht mit guter Farbwiedergabe, korrekter Gamma-Umsetzung und dezenter Schärfebeeinflussung haben die Loewe-Techniker gut im Griff, doch sie erlauben keine weitere Feinjustage. So erzielt Loewe ein brillantes Ergebnis bei den vielen Bildverbesserern.
Fazit
Loewes Neustart ist technologisch gelungen. Betrachtet man den Wert der eingebauten Festplatte und ihre luxuriöse Nutzung, ist der für alte Loewe-Verhältnisse äußerst moderate Preis von 3.400 Euro mehr als konkurrenzfähig.