Angespielt
Landwirtschafts Simulator 2015 im Test
Landwirtschafts Simulator 2015 im Test. Unser Urteil: interessante Einblicke in die Landwirtschaft, getrübt von monotonem Gameplay.

Landwirtschafts Simulator 2015 im Test: Der LWS gilt als Geheimtipp, der im Windschatten von deutlich prominenteren Simulationen segelt. Nach einer problemlosen Installation und dem Download eines Online-Updates von rund 300 MByte nimmt uns der Landwirtschafts-Simulator (LWS) mit Tutorials an die Hand. Der Traktor steht frisch betankt vor dem jungfräulichen Acker. Hinter ihm liegt der Pflug, vor ihm das Gegengewicht. Nachdem beides angekuppelt ist, senken wir den Pflug mit einer Tastenkombination ab und los geht die Fahrt.
Dabei gilt es, den Traktor möglichst gerade in der Spur zu halten, was angesichts der Neigungen im Gelände trotz der recht präzisen Steuerung (wie üblich mit den Tasten WASD) schwerfällt. Immerhin ist der Pflug fest mit dem Traktor verbunden, so dass das Rangieren bei Rückwärtsfahrten keine Mühe bereitet. Das ist bei angehängten Geräten, zum Beispiel einem Hänger, anders: Das Gespann lenkt sich rückwärts etwas knifflig, was aber durchaus Spaß macht.
Interessante Einblicke in die Landwirtschaft
Immer den Tutorials folgend säen, düngen und ernten wir. Dabei lernen wir durchaus interessantes über ansonsten unvertraute, landwirtschaftliche Arbeitsabläufe und Maschinen. Stroh verarbeiten wir mit unterschiedlichen Geräten zu Ballen, die wir verladen und zum Hof transportieren. Dort wartet schon der Futtermittelmischer, der Stroh, Heu und Silage (alles vom eigenen Hof!) zu Viehfutter verarbeitet. Jedenfalls wenn wir ihn mit der richtigen Mischung der drei Zutaten versehen.
Klar, dass es über die ganzen Tätigkeiten längst Nacht geworden ist. Ein Glück sind alle unsere Zugmaschinen mit Beleuchtung ausgestattet. Das ermöglicht nicht nur die nächtliche Feldarbeit. Sie sieht - wie überhaupt der ganze Simulator - auch ausgesprochen schick und detailreich aus. Nur Menschen fehlen im Spielgeschehen weitgehend, wodurch die Szenerie etwas tot wirkt.
Monotones Spiel
Durch die Tutorials vorbereitet wagen wir uns an unser erstes Spiel. Ausgestattet mit mehreren Traktoren, Pflug, Grubber, Saat- und Erntemaschine sowie drei Feldern legen wir auf einem Bauernhof in Skandinavien los. Eines der Felder ist erntebereit, ansonsten gilt es, zu grubbern und dann zu säen. Und das ist ganz schön langweilig. Bahn um Bahn fahren wir mit dem Traktor und wechselnden Geräten über die immer gleichen drei Felder. Hin, her, hin, her, vor, zurück. Zwanzig Echtzeitminuten gehen da schnell ins Land, je Arbeitsgang, versteht sich. Schon nach kurzer Zeit wollen wir die nervige Arbeit Helfern übertragen. Doch deren Lohn frisst ein so riesiges Loch in unser Budget, dass dies keine echte Lösung ist.
Trotzdem suchen wir nach Abwechslung. Während die teuren Helfer in buddhistischer Gelassenheit ihre Bahnen ziehen, düsen wir mit dem Traktor rüber zum Viehhändler, um die bestellten Schafe abzuholen. Dabei verheddert sich unser Traktor derart unglücklich im Gelände, dass wir ihn mit der Teleport-Funktion zurück zum Hof beamen müssen. Ein Schadensmodell kennt der LWS nicht, weshalb die Aktion genauso wenig Spuren hinterlässt, wie wenn wir auf der Landstraße Autos rammen oder in die Scheunenwand kacheln. Wer das merkwürdig findet, der wird vermutlich aus den Latschen kippen, wenn er hört, dass Jahreszeiten in LS nicht vorkommen. Das Wechselspiel von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter - einer der Kernbestandteile landwirtschaftlicher Produktion - ist LWS unbekannt.
In Foren argumentieren Fans der Serie, dass die Simulation auch ohne Jahreszeiten fordernd genug sei. Aber selbst wer dem zustimmt, muss zugeben, dass die zeitlichen Abläufe in LWS schwer nachvollziehbar sind. Der Spieler kann das Spiel beschleunigen, so dass ein LWS-Tag in wenigen Echtzeitminuten statt -stunden vergeht und die Ernte schneller reift. Eigentlich müsste dann auch der Traktor entsprechend schneller fahren. Doch er gibt sich davon unbeeindruckt. Für das Pflügen des selben Feldes mit dem selben Gerät vergehen deshalb je nach Zeitskalierung mal zehn Spielminuten, mal ein ganzer Tag. Die groteske Folge: Auf der schnellsten Stufe ragen die frisch gesäten Pflanzen bereits hoch aus dem Boden, während der Traktor zwei Bahnen weiter noch mit säen beschäftigt ist.
Fazit
Monotonie und Absurdität sind keine guten Grundlagen für eine Wirtschaftssimulation. Da tröstet es auch wenig, dass das Spiel zahlreiche weitere Möglichkeiten zum Geldverdienen bereithält, darunter auch Forstwirtschaft und Solarstrom. Auch an Details wie verrottende Lagerbestände und das Auftanken haben die Entwickler gedacht. Dennoch: Zu mehr als landwirtschaftlichem Anschauungsunterricht für den Nachwuchs reicht das Spiel unserer Meinung nach nicht aus.