FIFA 23 im Test: Neues Jahr, altes Spiel?
EA Sports bringt mit FIFA 23 den aktuellen Ableger seiner belieben Sport-Reihe. Wie sich FIFA 23 auf der PS5 spielt, zeigen wir in unserem Test.

Ein letztes Mal FIFA von EA Sports – zumindest in der Namensgebung: Nach dem geplatzten Deal zwischen dem Fußballdachverband und dem US-amerikanischen Publisher ist FIFA 23 die letzte Ausgabe des Fußballspiels, welches sich noch so nennen darf. Danach wird der Titel in „EA Sports FC“ umbenan...
Ein letztes Mal FIFA von EA Sports – zumindest in der Namensgebung: Nach dem geplatzten Deal zwischen dem Fußballdachverband und dem US-amerikanischen Publisher ist FIFA 23 die letzte Ausgabe des Fußballspiels, welches sich noch so nennen darf. Danach wird der Titel in „EA Sports FC“ umbenannt, an den Lizenzen zu Spielern und Teams soll sich hingegen nichts ändern.
Entsprechend soll FIFA 23 einen gelungenen Abschluss der über zwei Jahrzehnte anhaltenden Symbiose bilden. Dafür ließ sich EA Sports einige Änderungen einfallen: Eine verbesserte Ballphysik in Hypermotion2 und ein überarbeitetes System hinter dem populären Ultimate-Team-Modus, der zeitgleich seit Jahren in der Kritik wegen aggressiver Mikrotransaktionen steht, sollen für ein neues und besseres Spielgefühl sorgen. Ob dieses Vorhaben ins Abseits rennt oder zum Volltreffer wird, zeigen wir in unserem Review zur PS5-Version von FIFA 23.
FIFA 23 im Test: Technischer Fortschritt
Nachdem FIFA im letzten Jahr sein Debüt auf den Next-Gen-Konsolen gegeben hat, baut FIFA 23 auf der optisch überzeugenden Arbeit seines Vorgängers auf: Die laut Entwickler doppelte Anzahl an Animationen kann sich sehen lassen, entsprechend zeigt sich das virtuelle Gekicke noch realistischer und flüssiger. Insbesondere die Spielerbewegungen profitieren von der neuen „Hypermotion2“-Technologie, die für die Animationen verantwortlich ist.
Bei all den graduellen Verbesserungen des Bewegungsablaufs der Feldspieler scheint EA Sports allerdings (erneut) die Torhüter vergessen zu haben. So leisten sich diese in FIFA 23 wie auch in den Vorgängern teils unerklärliche Aussetzer und lassen Bälle reaktionslos vorbeisegeln. Hier liegt auf jeden Fall Verbesserungspotenzial, welches mit einem Patch, spätestens aber zum nächsten Teil ausgeschöpft werden könnte. Wie realistisch diese Hoffnung ist, bleibt abzuwarten – schließlich macht ein torreiches und spektakuläres Spiel potenziell mehr Spaß als eine Abwehrschlacht.
Zudem kann auch die Grafik in 4K-Auflösung und stabilen 60 FPS punkten. So wird der ohnehin schon realistische Rasen und das Tornetz noch detailreicher dargestellt. Grätschen beispielsweise hinterlassen sichtbare Spuren im Gras, die auch dauerhaft während des Spiels noch zu erkennen sind, sodass unter anderem durch dieses Gespür fürs Detail ein lebensechtes Gefühl eintritt.

Auch das Gameplay von FIFA 23 an sich bekommt ein paar neue Optionen spendiert, die sich in drei Bereiche kategorisieren lassen. So wird auf den Next-Gen-Konsolen rund um Playstation 5 und Xbox Series X/S das Geschwindigkeitssystem überarbeitet, sodass Weltklassespieler wie Haaland bei Weitem nicht mehr so behäbig agieren wie in den Jahren zuvor.
Der neu hinzugekommene Power-Schuss hingegen wirkt zu Beginn etwas Arcade-lastig und erinnert eher an Titel wie „International Superstar Soccer“ oder „Captain Tsubasa“ als an eine realistische Simulation. Allerdings macht sich hier schnell bemerkbar, dass mehr Präzision erforderlich ist, als der Name des neuen Features ursprünglich vermuten lässt. Eine automatische Zielhilfe wie beim klassischen Schuss gibt es nicht – ob der Ball in den Winkel knallt oder Richtung Eckfahne fliegt, ist eine reine Frage des Könnens.
Das Ausführen von Standardsituationen hat ebenfalls ein neues Design erhalten. So ist bei Elfmetern vor allem ein besseres Timing beim Drücken und Loslassen der entsprechenden Taste gefordert. Freistöße und Eckbälle hingegen erlauben mit einem neuen Overlay eine präzisere Kontrolle der gewünschten Ausführung.
FIFA 23 im Test: Ultimate Team in neuem Gewand – Probleme bleiben
Sowohl für die Spielerbasis als auch EA selbst ist und bleibt der Ultimate Team genannte Online-Modus die Paradedisziplin in FIFA 23. Für Erstgenannte ist hier der maximal kompetitive Wettbewerb möglich, während der Publisher durch Lootboxen in FUT Milliardenumsätze einnimmt.
Das führt zu gleich zwei altbekannten Problemen: So wird auch in FIFA 23 spürbar sichtbar, dass alle anderen (Offline-)Varianten bestenfalls eine Nebenrolle einnehmen und eine lieblose Umsetzung erfahren – da kann auch die Kooperation mit der Netflix-Comedyserie „Ted Lasso“ mitsamt lizenzierter Mannschaft vom AFC Richmond nicht darüber hinwegtäuschen.
Der Knackpunkt, an dem sich die Geister scheiden, sind aber die Mikrotransaktionen und Lootboxen, die sich in FIFA 23 finden lassen und fast schon zynisch als „Überraschungsmechaniken“ bezeichnet werden. In diesen finden sich Packs wieder, die eine unterschiedliche Zahl an Spielern bereitstellen – die besten dieser Karten sind selbstredend kaum zu finden.
Ohne diese Packs, die sich nur schwer ohne den Einsatz von Echtgeld verdienen lassen und die vorher nicht zeigen, was in ihnen enthalten ist, ist kaum ein wettbewerbsfähiges Team auf die Beine zu stellen. Da ist ein einzelnes Pack am Tag, welches eine Vorschau auf den Inhalt gestattet, nur ein schwacher Trost, sodass Ultimate Team sich auch in FIFA 23 weiterhin den Schuh der Geldmacherei anziehen muss, zumal die "FUT Points" genannte Spielwährung nun noch teurer geworden ist.

Immerhin ist dafür mit "FUT Moments" eine neue Möglichkeit hinzugekommen, sich die begehrten Karten zu sichern, wenngleich die Belohnungen spärlich ausfallen. In kurzweiligen und schnell absolvierbaren Szenarien, die jeweils unterschiedliche Geschichten verfolgen - zu Beginn etwa die von Kylian Mbappe oder Jürgen Klopp - ist wenigstens für abwechslungsreiche Unterhaltung gesorgt.
Ebenfalls neu ist das Chemie-System, welches in FIFA 23 im Vergleich zu seinen Vorgängern komplett überarbeitet wurde. Direkte Verbindungen zwischen den Spielern gehören der Vergangenheit an, stattdessen sind nur noch die Zugehörigkeit zu Liga, Verein und Nation sowie die Primär- und Sekundärpositionen entscheidend. Das Bauen des eigenen Teams wird so zu einer neuen Herausforderung, die aber ordentlich Spaß macht und deutlich mehr Optionen als in den letzten Jahren eröffnet.
Den größten Pluspunkt sammelt FIFA 23 aber gar nicht im Spiel selbst, sondern auf der Konsole - besser gesagt, auf beiden Next-Gen-Konsolen. Die Barriere zwischen Sony und Microsoft ist im neuen Teil gefallen, sodass Besitzer einer Playstation 5 endlich auch mit denen einer Xbox Series X/S spielen und handeln können.
FIFA 23 im Test: Fazit
In FIFA 23 führt EA Sports die Entwicklung der Spielereihe auch im letzten Teil, der den Namen tragen darf, konsequent fort. Dass das nicht unbedingt ein positives Merkmal bedeuten muss, zeigt die weiterhin stiefmütterliche Behandlung aller Spielmodi, die nichts mit Ultimate Team zu tun haben. Auch im Hinblick auf die seit Jahren angeprangerten Mikrotransaktionen wird FIFA 23 nicht gerade nutzerfreundlicher.
Dafür kann das Gameplay mit wenigen Ausnahmen ebenso wie die Präsentation überzeugen, sodass sich FIFA 23 einem vollends realistischen Spielgefühl weiter annähert. Die Freischaltung von Cross-Play zwischen Xbox und Playstation ist zudem ein großer Bonus, der den Kreis an Mitspielern um ein Vielfaches erweitert und viele unnötige Barrieren niederreißt.