Fußball auf Konsolen
FIFA 22 im Test: In der nächsten Generation angekommen
FIFA 22 ist in der nächsten Generation angekommen. Tatsächlich hat sich im Vergleich zu FIFA 21 einiges getan. Im Test klären wir, was genau sich geändert hat.

EA hat es für FIFA 22 immer wieder betont: Erstmals setzt man für die Fußballsimulation auf „Hypermotion“. Die Technik unterscheidet sich zu der bisherigen Herangehensweise. Wurden früher per Motion Capturing einzelne Bewegungen aufgenommen, wurden jetzt ganze Spiele in einem Stadion gefilmt, digitalisiert und in die Frostbite-Engine übertragen. Das soll dazu beitragen, dass Animationen noch flüssiger, noch realistischer daherkommen. Und tatsächlich: Nie sahen Zweikämpfe besser aus, nie war der Übergang zwischen unterschiedlichen Bewegungen flüssiger. Nur in wenigen Situationen merken wir noch, dass zwischen den Animationsschritten Hänger stattfinden, die Spieler also recht unbeholfen hin und her ruckeln.
Hinzu kommt das sogenannte „Machine Learning“. Das bedeutet im Prinzip nicht viel mehr als dass die KI stetig dazu lernt und auf unsere Angriffe oder unsere Abwehr immer besser reagiert. Das führt in der Realität dazu, dass es uns noch nie so schwer fiel, Tore gegen die computergesteuerten Gegner zu schießen. Außerdem steht der Spielaufbau dadurch deutlich mehr im Fokus, was zwar den Realismus antreibt, dafür aber die Spielgeschwindigkeit reduziert. Zum Machine Learing kommt außerdem eine verbesserte Torhüter-KI, was uns ebenfalls hin und wieder verzweifeln ließ. Das ist zwar auf der einen Seite lobenswert, andererseits sind so selbst unterklassige Torhüter teilweise echte Brocken und lassen sich nur schwierig überwinden.
Auch in Sachen Präsentation hat sich bei FIFA 22 einiges getan. Nie sahen die Stadien und Fans besser aus, es gibt Einlaufkinder, die Greenkeeper wässern den Rasen und wir bekommen noch mehr Einblicke in die Kabine. Außerdem wurde an der Helligkeit und den Kontrasten gefeilt, das soll grundsätzlich für einen authentischeren Look sorgen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass kein FIFA bislang besser aussah. Revolutionäre Änderungen bleiben allerding aus. Es ist also nicht so, dass uns die Kinnlade heruntergeklappt wäre oder wir gar in Begeisterungsstürme ausgebrochen werden. Nur ganz zu Beginn, da haben wir tatsächlich ein wenig gefeiert. Denn im Intro laufen wir mit unserem selbsterstellten Avatar durch Paris, zum Training bei PSG. Auf unserem Weg dahin erlernen wir die neuen Moves und Fähigkeiten und trainieren am Ende zusammen mit Thierry Henry und Kylian Mbappé. Klasse!
FIFA 22 im Test: Neues in den Modi?
Bei den Spielmodi hat sich nur wenig getan. Hervorzuheben ist, dass wir in FIFA 22 endlich wieder ein eigenes Team kreieren und damit in die Karriere einsteigen dürfen. Das war zuletzt in FIFA 15 der Fall, danach wurde das Feature wieder gestrichen. Vom Design des Wappens über die Optik des Stadions bis hin zur Festlegung von Liga und Erzrivalen ist quasi alles dabei, was sich das Individualistenherz wünscht. Auch Volta, der FIFA Street-Modus, ist wieder mit an Bord. Zwar hat man den Story-Modus wieder gestrichen, dafür aber spaßige Arcade-Minigames eingebaut. Wir dürfen Fußballtennis spielen, Völkerball oder eine Art Moorhuhn im Fußball-Gewand. Das ist nichts, was lange vor den Bildschirm fesselt, aber eine nette Dreingabe allemal.

Auch das Pay2Win-Feature FUT ist natürlich wieder an Bord. Hier hat sich wenig getan. Lobenswert ist vielleicht, dass es weiterhin eine Vorschau des zu kaufenden Packs gibt. Entscheiden wir uns aber gegen den Kauf, müssen wir 24 Stunden warten, um die nächste Vorschau zu sehen. Cleverer Move, EA. Pay2Win bleibt eine arg fragwürdige Taktik, mit der der Hersteller allerdings Unsummen an Geld verdient - Spielerinnen und Spieler machen dies ob des fesselnden Modus' jedoch mit.
Inhaltlich gibt es kleinere Änderungen. So sind die Platzierungsmatches in den Division Rivals nicht mehr dabei und mit den sogenannten Milestone Awards bekommen wir Karten, wenn wir möglichst viele Partien absolvieren. Nett. Weniger nett ist hingegen, dass EA zahlreiche internationale Teams gestrichen hat. China ist das einzige asiatische Land, das mit einer Mannschaft vertreten ist, afrikanische Teams wurden gänzlich gestrichen. Eine eigene WM zusammenschustern? Das ist in FIFA 22 nicht mehr möglich.

Übrigens: Wer FIFA 22 auf der „alten Generation“, der Switch oder dem PC zockt, der kann alles, was wir bisher geschrieben haben, vergessen. Denn FIFA 22 ist nicht gleich FIFA. Nur auf PS5 und Xbox Series X gibt’s das volle Next-Gen-Paket. Alle anderen Versionen werden mit einem leicht aufgehübschten FIFA 21 abgespeist. So gibt es dort beispielsweise nicht das tolle Intro. Auch die ganzen grafischen Anpassungen gibt’s nur auf den Next-Gen-Konsolen. Auf aktuellen Gaming-PCs und -Notebooks ist das schlichtweg enttäuschend.
FIFA 22 im Test: Fazit
Wer eine Playstation 5 oder eine Xbox Series X besitzt, der freut sich über das schönste FIFA und das wahrscheinlich herausforderndste FIFA seit langer Zeit. Wer hingegen auf dem PC, der Nintendo Switch oder der alten Konsolengeneration zockt, der guckt in die Röhre und bekommt lediglich einen lauen FIFA-Aufguss präsentiert. Dabei ist das neue FIFA 22 wirklich gelungen, egal ob es sich um die Präsentation, die Grafik oder die leichten Spielmodi-Verbesserungen dreht. Das Ding ist rund, könnte man sagen.
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