Test-Duell
Canon EOS 7D und Olympus OM-D E-M1 im Vergleich
Wie genau arbeitet der Autofokus? Was leistet der Akku? Passen Weißabgleich und Belichtungssteuerung auch bei schwierigen Licht- und Motivsituationen? Unser Praxis-Test vergleicht Canons Top-Modell EOS 7D mit der Top-Systemkamera Olympus OM-D E-M1 im Fotoalltag.

"Entwickelt, um D-SLR-Kameras zu übertreffen", so schreibt Olympus selbstbewusst von seiner OM-D E-M1, einer der am besten ausgestatteten spiegellosen Micro-Four-Thirds-Systemkameras am Markt, allerdings auch eine der teureren mit einem aktuellen Verkaufspreis um 1.500 Euro.
Im ColorFoto-Labortest konnte sich die Olympus OM-D E-M1 dann tatsächlich mit glatt 5 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung gegen Canons semiprofessionell ausgelegte SLR-Kamera EOS 7D für 1200 Euro durchsetzen: Obwohl Letztere mit größerem APS-C-Sensor und 18 statt 16 Megapixeln arbeitet, zeigte im Messlabor nicht sie, sondern die E-M1 ohne Tiefpassfilter die höhere Auflösung, zudem die bessere Dynamik und das schwächere Rauschen.

So weit, so gut. Doch wie sieht es in der Praxis, im Fotoalltag aus? Mit dem Bedienkomfort, dem elektronischen statt optischen Sucher, der Genauigkeit des Autofokus, dem kleineren Lithium-Ionen-Akku? Lesen Sie hier über einen Feldversuch, in dem Olympus OM-D E-M1 und Canon EOS 7D immer wieder mit besonderen Herausforderungen zurechtkommen und bisweilen auch an ihre Grenzen stoßen mussten.
Gehäuse
Wer seine Kamera über längere Strecken tragen muss, wird das kompakte, 497 g leichte, zugleich aber robuste Magnesiumgehäuse der Olympus OM-D E-M1 zu schätzen wissen; einmal mehr, weil es mit seinem SLR-ähnlich ausgeformten und rutschmindernd beschichteten Griff kaum weniger stabil in der Hand liegt als das klassische, ebenfalls aus Magnesium gefertigte, 910 g schwere SLR-Gehäuse der Canon EOS 7D. Beide Kameras haben an empfindlichen Stellen Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub.

Während jedoch Olympus auch das Kit-Objektiv 3,5-6,3/12-50 mm abdichtet, ist das zusammen mit der Canon verkaufte EF-S 3,5-5,6/18-135 mm nicht wetterfest, wirkt mit seinem sehr leichtgängigen Fokusring generell weniger gut verarbeitet. Pluspunkte sammelt die E-M1 auch mit ihrem effektiven 5-Achsen-Bildstabilisator, der Arretierung am Moduswahlrad und dem integrierten WLAN-Modul. All das hat die EOS 7D nicht, dafür aber im Gegensatz zur Olympus einen Ausklappblitz, der als Master zum drahtlosen Auslösen weitere Systemblitzgeräte steuern kann.

Da in der Olympus OM-D E-M1 kein Spiegel umklappen muss, arbeitet sie im Vergleich um mehrere Dezibel leiser als die Canon EOS 7D im Sucherbetrieb. Mit Live-View-Modus ist die Canon dagegen kaum noch lauter, im etwas irreführend als "Geräuschl Aufn" bezeichneten Modus sogar noch ein wenig dezenter als die E-M1. Geräuschlos auslösen können beide Kameras nicht.
SLR- versus OLED-Sucher
Als Top-Modelle ihrer Klasse bieten die Testkandidatinnen große, überdurchschnittlich gute Sucher, die 100 % des Bildfelds abdecken. Allerdings werden bereits auf den ersten Blick grundlegende Unterschiede sichtbar: So bekommt man im Dachkantprisma-Sucher der Canon-SLR ein klares, helles, gut erkennbares Bild zu sehen, im elektronischen Pendant der spiegellosen Olympus dagegen eine hochauflösende Live-View-Vorschau - auf Wunsch inklusive Belichtungsvorschau, Lichter- und Schattenwarnung, Gitterlinien sowie farblich hervorgehobenen scharfen Kanten (Fokus Peaking), was das manuelle Fokussieren ungemein erleichtert; auch die wichtigsten Aufnahmeparameter und gegebenenfalls das Schnellzugriffsmenü lassen sich hier einblenden.

Die 3-Zoll-Monitore von EOS 7D und E-M1 können zumindest bei günstigen Lichtbedingungen gleichermaßen überzeugen. Im Sonnenlicht und von der Seite betrachtet verliert jedoch die Anzeige des Canon-Displays etwas schneller an Qualität. Zudem ist es fest, das der OM-D verstellbar verbaut.
Akkulauf- und Ladezeit
Die kompakte Olympus OM-D E-M1 hat nur einen vergleichsweise kleinen, schwachen Lithium-Ionen-Akku, der mit 9,3 Wh beziehungsweise 1220 mAh für 330 Aufnahmen reichen soll. Bei der Canon EOS 7D hält der volle Akku mit 13 Wh und 1800 mAh deutlich länger, laut Canon für bis zu 800 Bilder. Um den leeren Akku wieder mit dem mitgelieferten Ladegerät zu füllen, brauchte es im Test knapp über 2 (E-M1) bzw. 2,5 Stunden (EOS 7D).

Der Original-Ersatzakku kostet für die E-M1 rund 60, für die EOS 7D rund 75 Euro, Fremdprodukte erheblich weniger. Gerüchte besagen, dass vor allem Canon immer wieder mit Blockbefehlen der Kamera-Firmware versucht, den Einsatz von Akkus anderer Hersteller zu boykottieren. In der Regel funktionieren hochwertige Fremdakkus trotzdem, zumindest solange die Kamera-Firmware nicht aktualisiert wird.
In diesem Feldversuch kamen die JPEG-Dateien der Canon EOS 7D auf 4,0 bis 5,2 MB, die der Olympus E-M1 auf 3,4 bis 7,1 MB. Die Rohdaten nahmen 20,2 bis 22 MB (EOS 7D) bzw. 13,5 bis 15,3 MB ein (E-M1).
Bedienung
Wegen des kompakten Gehäuses der E-M1 muss Olympus mit dem Platz haushalten: Die Bedienelemente liegen recht gedrängt beieinander, und ein oberes Info-Display wie das der EOS 7D gibt es nicht. Dafür kommt ein Touchscreen als weitere Bedienebene dazu, mit dem der Fotograf unter anderem das AF-Feld schnell und genau positionieren, auslösen und durch Berühren der entsprechenden Icons am Einstellmonitor so manche wichtige Eingabe tätigen kann.

Alternativ dazu funktioniert das auch sehr komfortabel per Daumen- und Zeigefingerrad. Über den Aufbau des Olympus-Menüs lässt sich streiten - die einen kommen mit seinen Eigenheiten nach einer gewissen Eingewöhnungsphase gut zurecht, die anderen weniger.


Das Menü der EOS 7D ist nach Canon-Manier logisch und übersichtlich in elf Untermenüs strukturiert, die jeweils aus genau einer Seite mit maximal sieben Einträgen bestehen. Zudem glänzt die EOS 7D mit ihren vielen Direktzugriffsmöglichkeiten und dem im Vergleich zur Olympus übersichtlicheren Handbuch.
Fazit
Aus dem ColorFoto-Labortest ging die spiegellose Olympus OM-D E-M1 mit 5 Punkten Vorsprung gegenüber Canons Spiegelreflexkamera EOS 7D hervor - dank besserer Bildqualität und schnellerem Autofokus. Im Praxistest ergibt sich ein ambivalenteres Ergebnis: Auch hier punktet die Olympus mit ihrem Hybridautofokus, der bei uns in Standard- wie in schwierigen Licht- und Motivsituationen erheblich genauer arbeitete als der Phasenautofokus der Canon EOS 7D.
Andererseits hält Letztere mit der um ein Mehrfaches längeren Akkulaufzeit dagegen. Bei sehr kontrastreichen Motiven bietet die Olympus OM-D E-M1 mit ihrer separat konfigurierbaren Lichter- und Schattenkorrektur nebst HDR-Automatik mehr Möglichkeiten. Bei Mischlichtsituationen stößt die WB-Automatik beider Kameras an Grenzen, und beim Abblenden treten ähnlich stark ausgeprägte Beugungsverluste auf. Für Porträts, in denen Teile des Gesichts verschattet sind, fehlt der Olympus ein Aufhellblitz; und in der Programmautomatik tendiert sie zu Belichtungseinstellungen, die zu vergleichsweise dunklen Bildern führen.
Zudem verstärkt sie die Kontraste so massiv, dass die Aufnahmen zwar knackig, aber ein wenig unnatürlich wirken. Die Bilder und Videos der Canon EOS 7D sind demgegenüber weicher und harmonischer abgestimmt. Trotzdem: Unter dem Strich gewinnt die Olympus E-M1 auch den Praxistest im Feldversuch wegen des sicheren AFs.