Heimkino-Beamer
Benq W11000 im Test: DLP goes Ultra-HD
Mit dem W11000 eröffnet BenQ eine neue Klasse für Heimkino-Beamer. Die Ultra-HD-Chips sind endlich verfügbar, und der Hersteller steigt mit THX-Zertifizierung und isf-Kalibration direkt in die Spitzenklasse ein. Wir haben den Benq W11000 im Test geprüft.

Die hohe Auflösung von Ultra-HD sollte theoretisch dem Markt für Projektoren einen großen Schub verleihen. Fernsehgeräte sind nämlich deutlich zu klein, als dass man die volle Schärfe aus dem üblichen Sehabstand im Wohnzimmer überhaupt erkennen könnte. Dazu müsste man näher am Gerät sitzen, als das Bild breit ist – bei einem 55-Zöller also gut einen Meter. Für Ultra-HD kann die Bildfläche also nicht groß genug sein, und das können nur Beamer wirklich gut. Ein 100-Zoll UHD-Fernseher kostet sagenhafte 70.000 Euro, da ist dieser neue BenQ-Beamer für ein Zehntel dessen ein echtes Schäppchen.
Im Full-HD-Segment haben wir drei Basistechnologien, die gegeneinander antreten. Klassische transmittive LCD-Beamer mit drei Chips konkurrieren mit reflektiven LCDs (S-XRD, D-ILA, R-LCD) und DLP-Geräten. Das „Digital Light Processing“ basiert auf Mikrospiegeln und wird meist als 1-Chip-Variante angeboten. Ultra-HD-Auflösung gab es hingegen bis jetzt ausschließlich als SXRD-Beamer von nur einem Hersteller für Preise jenseits der 7000 Euro. Und da Konkurrenz das Geschäft belebt, war die Freude im Markt sehr groß, als Texas Instruments die ersten DLP-Chips ankündigte, die 4K unterstützen.
Jetzt endlich ist es so weit und der BenQ W11000 kommt als erster Beamer mit dieser Technik auf den Markt.Der Preis von 7200 Euro wirkt auf den ersten Blick hoch, hat man die Pressemeldung des Chipherstellers TI im Kopf, der UHD-Beamer schon in der preislich moderaten Oberklasse und damit im Massenmarkt sah. BenQ geht aber den richtigen Weg, beim er-sten Gerät voll auf Qualität zu setzen und dem DMD-Chip ein gutes Objektiv und eine erstklassige Bildelektronik, die professionell kalibrierbar ist, an die Seite zu stellen. Das große, edle Gehäuse mit guter Licht- und Geräuschdämmung zielt ebenfalls auf die Referenzposition im Heimkino.
Hoher Besuch
Um uns das Gerät exklusiv zu präsentieren und die Vorzüge der neuen Technik zu demonstrieren, kamen gleich vier Herren in unser Labor. Marketingleiter Guido Forsthövel wurde begleitet vom Sales Engineer Pro-AV René Nergenau. Vom europäischen Hauptquartier war Business Line Manager Glen Lin mit von der Partie, aber wirklich alle tiefgreifenden Fragen zur Technik konnte Eric Tsai beantworten, seines Zeichens Senior Technical Manager.
Der Hauptakteur war jedoch der BenQ W11000, der nach einem kurzen Unpacking, das wir auch wieder im Video festgehalten haben, sein Können unter Beweis stellte.

Technik im Detail
Herz des neuen BenQ ist natürlich der Ultra-HD DLP-Chip, der jedoch nicht wirklich für jeden der 8,3 Millionen Bildpunkte einen Mikrospiegel besitzt (siehe Kasten oben). Die klassische 240W-Lampe durchstrahlt ein 6-Segment-Farbrad, das ohne Weißanteil speziell auf den REC.709 HDTV-Farb-raum abgestimmt wurde und 144 Doppelbelichtungen pro Sekunde zulässt. Das 1,5-fach Zoomobjektiv verzichtet genauso wie die beiden Lensshifts (H+/- 27%; V+/- 65%) auf eine Motorik. Durch insgesamt 14 teils veredelte Linsen ist die Feinzeichnung bis in die Bildecken vorbildlich und Farbverschiebungen sind minimal.
Der Beamer ist vorbereitet für den Einsatz eines Anamorphoten, doch seine dazugehörigen Schaltausgänge hätten mit einem Lens Memory mehr Sinn gemacht. Ultra-HD-Inhalte gelangen vorzugsweise über den ersten HDMI-Eingang ins Gerät. Er unterstützt bis zu 60Hz und den Kopierschutz HDCP 2.2. Unsere beiden UHD Blu-ray-Player bereiteten keine Probleme, allerdings wurde HDR-Signalen der Zugang verweigert.
Das ist aber nicht so schlimm, weil es überhaupt keine Beamer gibt, die die extremen Lichtstärken oder Schwarzwerte der neuen Normen unterstützen würden. Alle Player rechnen die Filme zu SDR um und geben sie dann immerhin mit einer erhöhten Bittiefe aus, eine Art HDR light. Wir empfehlen zum BenQ den Panasonic-Player, da hier die Umwandlung gesteuert werden kann.
Etwas schmerzhafter empfinden wir persönlich BenQs Verzicht auf 3D. Dass es keine Bewegungsglättung gibt, werden wiederum hartgesottene Filmfreunde und Puristen begrüßen, die den Kinolook ungeschönt im Heimkino umgesetzt sehen wollen. Uns hat die Bewegungsdarstellung von 24-Material jedoch noch nicht wirklich perfekt gefallen, und die Entwickler versprachen ein Update beim Seriengerät, das wir hoffentlich schon bald mit endgültiger, detaillierter Wertung ausgiebig testen können.
Ultrascharfes Bild
Direkt als Erstes fütterten wir den W11000 mit unserem UHD-Paneltest (Bild S. 7), und er zeigte die 1-Pixel feinen Linien ebenso klar wie bisherige Beamer, die natives 4K für sich beanspruchen. Bei denen waren stets Objektivabbildung und Korrelation der drei Grundfarbbilder Ursache einer kleinen Unschärfe und Verfärbung. Das ist hier nicht der Fall. Wie man im Testbild sieht, wird jedes Pixel dargestellt, jedoch verschwimmen dunkle Linien dazwischen durch Überdeckung. Allerfeinste Schriften oder Mikrostrukturen besitzen eine ausgezeichnete Auflösung, und Realfilme zeigen keinerlei Einbußen durch die XPR Shifttechnik, wie zuerst befürchtet.
Blu-ray-Filme besitzen dank der bestens vorbereiteten Grundfarben eine hohe Natürlichkeit. THX und isf stehen für Profitechnik. Alles lässt sich in allen HDMI-Modi optimal nachjustieren und die echten 1100 Lumen bringen bei einem ausgezeichneten Schwarzwert, auch dank dynamischer Iris und aktiv dimmender Lampe, ein Spitzenbild. Nur die Träume von echtem HDR im DCI-Farbraum werden hier halt noch nicht erfüllt.
Fazit
Benq stellt mit dem W11000 erstmals Ultra-HD DLP-Technologien zur Verfügung, die das Heimkino neu definieren werden.