BenQ TK850 im Test
BenQ hatte früh erkannt, dass Ultra-HD nur mit High Dynamic Range und riesigem Farbraum so richtig Spaß macht. Jedoch sind maximale Lichtkraft und schmalbandige Farben kaum vereinbar. Im neuen TK850 setzt BenQ auf 3000 buntere Lumen dank BrillantColor. Lesen Sie unseren Test hierzu.

Schon der Vorgänger des TK850 sorgte für einige Überraschung in unserem Testlabor. Beim DLP-Beamer TK800 (Testbericht) wurde ein Farbrad mit Weißsegmenten benutzt, durch das er eine Spitzenhelligkeit erzielte, die dem Doppelten von BenQs Vorzeigemodell W5700 (Testbericht) entsprach. Das ste...
Schon der Vorgänger des TK850 sorgte für einige Überraschung in unserem Testlabor. Beim DLP-Beamer TK800 (Testbericht) wurde ein Farbrad mit Weißsegmenten benutzt, durch das er eine Spitzenhelligkeit erzielte, die dem Doppelten von BenQs Vorzeigemodell W5700 (Testbericht) entsprach.
Das steht natürlich zum Streben nach möglichst großer Abdeckung des gigantisch bunten HDR-Farbraums BT.2020 im absoluten Gegensatz. Durch ein Weißsegment im Farbrad wird die Leuchtkraft farbloser Inhalte zwar enorm erhöht, die Stärke gesättigter Farben jedoch im gleichen Maß eingeschränkt.
Was also gut für den Hauptcharakter von „High Dynamic Range“ ist, darunter leidet der Nebenschauplatz Farbe. Man muss dazu sagen, dass HDR-Beamer wie der W5700 oder der W2700 spezielle DCI-Filter zuschalten können, die einen exzellenten Kinofarbraum gewährleisten, jedoch zusätzlich eine Menge Licht schlucken.
Soll es also bei Ultra-HD Blu-rays besonders bunt und farbecht wirken, wird der HDR-Helligkeitskick ad acta gelegt. Kann man dies im düsteren Heimkino noch gerade so verschmerzen, ist Lichtverlust im Wohnzimmereinsatz absolut fatal.

BenQ: Lichtstark
Aber gerade hier spielt der TK850 wie sein Vorgänger seine Trümpfe aus. Von den im Datenblatt verprochenen 3000 Lumen konnten wir stolze 2600 realistisch nachmessen – und das nicht bei einem brutal katastrophalen Grünstich, wie man ihn im Bildmodus „Hell“ so oft erlebt, sondern nur bei dezent erwärmter Farbtemperatur, also durchaus nützlich.
Wenn wir vom TK800 als Vorgänger sprechen, beziehen wir uns übrigens vornehmlich auf die namentliche Einsortierung in BenQs Portfolio. Rein technisch hat er mehr vom Heimkinostar W2700 geerbt als von anderen Geräten. Schon das Gehäuse samt Anschlusssektion ist bis auf die Farbe täuschend ähnlich.
Auch die hochwertige Optik mit zehn Glaslinsen, dem 1,3-fachen Weitwinkelzoom und einem kleinen vertikalen Lensshift weist darauf hin. Wer es dann immer noch nicht glaubt, findet in der Bildaufbereitung mitsamt Bewegungskompensation weitere Argumente.
Allein der DCI-Filter fehlt. Auch ohne diesen Filter erzeugt der TK850 jedoch mit 87% DCI-P3-Abdeckung einen Farbraum, der eher dem des Topmodells W5700 (ohne Filter) entspricht. Zusätzlich erhöhen der smarte Lampenmodus und die automatische Irisblende den spürbaren Kontrast nochmals.
Mit der Übernahme der etwas schärferen Optik wurde ein Heimkinovorteil des TK800 nicht fortgeführt. Der hatte nämlich einen schmalwinkligeren Zoom und konnte damit weiter von der Leinwand entfernt stehen als der W2700, was für den Wohnzimmereinsatz allerdings sowieso widersinnig war.
Der TK850 entspricht hier dem W2700, passt also besser auf den Tisch vor der Wohnzimmerwand – aber wie gesagt mit der doppelten Brillanz von Weiß und zu einem kleineren Verkaufspreis. Für die etwas größeren Projektionsabstände im Heimkino passt jetzt nur noch der W5700.
Im Testeinsatz zeigte sich, dass der TK850 auch im Tonbereich zugelegt hat. Wie es sich für einen Alleinunterhalter gehört, der auch für Gamingsessions und Public-Sports-Viewing eingesetzt wird, besitzt er eingebaute Stereolautsprecher, deren Klang optimiert wurde. Auf der anderen Seite sorgen zwei maximal große Lüfter für eine möglichst ruhige Kühlung.
Alles Licht der 245W UHP-Lampe, das nicht auf der Leinwand landet, wird ja in Wärme umgesetzt, die entsorgt werden muss. Beim Lüftergeräusch waren frühere günstige BenQ-Modelle im hohen Lampenmodus kaum erträglich, der TK850 schlägt sich da schon besser.

BenQ: Ausstattung
Wie bereits erwähnt ähnelt die Technik dem W2700. Neben zwei HDMI-Buchsen, die Ultra-HD HDR bis 60 Hz (4:2:2, 12 Bit) verkraften, finden wir USBs für den Anschluss von Filmmedien (3.0) und zur Stromversorgung (bis 2,5 A!) von HDMI-Sticks wie dem Fire-TV. Neben Steuersignalen gibt es einen analogen wie digitalen Audioausgang.
Die Aufbereitung der Bildsignale läßt alle wichtigen Kalibrationsoptionen zu. Sowohl RGB-Balance als auch Farbraum sind abstimmbar. Neben Gamma und der Auswahl der HDR-Helligkeit (Clippingpunkt) laufen weitere Bildverbesserungen unter „Cinema Master“.
Hier gibt es einen Farbverstärker, die Hauttonabstimmung, den „Pixel Enhancer 4K“ sowie den „Motion Enhancer 4K“. Man bekommt also Farbabstimmung und Nachschärfen leicht in den Griff, zudem arbeitet die Bewegungskompensation schön zuverlässig und artefaktarm.
Schaltet man letztere bei 24p-Filmen aus, fährt das Sechssegment-Farbrad von 120 auf 96 Umdrehungen pro Sekunde zurück und es gibt echtes Kinofeeling ohne Pulldown. Im Überkopfbetrieb in unserem Heimkino erzeugte dann aber das Shiften des XPR-4K-Chips eine Resonanz im Gerät und surrte damit fast lauter als der Lüfter.

Das Einschalten der Bewegungsglättung brachte Abhilfe. Es handelte sich aber wohl nur eine Fertigungstoleranz unseren Testmusters und trat niemals im normalen Standbetrieb auf.
Dennoch gibt es den „Silent Mode“, der das Shiften des DLP-Chips abschaltet und ihn auf Full-HD-Auflösung herunterfährt. Diese reduzierte Schärfe kommt auch zum Einsatz, wenn der Beamer 3D-Filme wiedergeben soll. Eine DLP-Link-Brille liegt dazu wie üblich nicht bei, sondern muss separat gekauft werden.
Bessere Schärfe durch Glasoptik
Gerade bei einem Ultra-HD-Beamer stellt die Optik einen äußerst kritischen Faktor für die Detailschärfe dar. Es gibt viermal kleinere Bildpunkte als bei Full-HD, und trotz teureren DLP-Chips sollen die Geräte preisgünstig bleiben.
Hinzu kommt, dass je größer Zoomfaktor, Fokustiefe und Lensshift sein sollen, umso mehr möglichst hoch vergütete Linsen muss eine Optik besitzen. BenQ setzt im TK850 voll auf echte Glasoptiken. Auch wenn nur ein recht kleiner Zoomfaktor von 1,3 gegeben ist braucht es zehn solcher Linsen mit Beschichtung gegen Dispersion, um einen Fokusbereich von 2,41 bis 7,62 Meter Bilddiagonale zu gewährleisten.
BenQ ist es dabei wichtig, dass der scharfgestellte Punkt beim Zoomen konstant bleibt. Billigere Geräte verlieren beim leichtesten Drehen am Zoomring die Schärfe nämlich sofort. Nachregeln ist dann nicht leicht, weil sich hierbei auch wieder der Zoom etwas ändert.
BenQs Methode erleichtert die Aufstellung eines Beamers enorm. Auf diese Weise sollte es eigentlich jedes hochwertige Gerät praktizieren. Nur allzu Sparsame machen es anders.

BenQ: Bildqualität
Kinopuristen verdammen den Einsatz von Farbrädern mit Weißsegmenten per se - und BenQ setzt gar auf zwei lichtdurchlässige Bereiche. Das bringt eine Verdopplung der Weißhelligkeit, denn normalerweise schluckt ein RGB-Rad grundsätzlich schon einmal zwei Drittel der Lampenleistung.
Im Menü ist unter „Brillant Color“ die Stärke der Weißzumischung in zehn Stufen einstellbar. Hier sieht man, dass die Farbtemperatur von hellstem Weiß nicht unbedingt der vorgewählten RGB-Balance entspricht. Regelt man den „Brillant Color“-Steller auf Null, sehen besonders kritische Lichtspiegelungen auf einer schwitzenden Stirn absolut farbecht aus.
Komplett ohne den Einsatz des Weißsegments bietet der TK850 jedoch eine Lichtausbeute, die noch unter der eines reinen RGB-Beamers liegt. Fährt man „Brillant Color“ hoch, werden Spitzlichter schnell deutlich brillanter, Kontraste erheblich satter. Vor allem in Übergängen von hellen Hautfarben zu strahlenden Spitzlichtern ändert sich jedoch der Farbeindruck.
Je mehr die native Lichtfarbe der Lampe (durch das Weißsegment) dem Sollweiß (Farbtemperatur) der Bildeinstellung entspricht, desto besser klappt die Farbkomposition. Und das ist BenQ hier in der Farbvorwahl „Standard“ exzellent gelungen. Wir empfanden die Mittelstellung von „Brillant Color“ in SDR als besten Kompromiss, in HDR bevorzugten wir die maximale Lichtleistung des Rechtsanschlags.
Hier muss der Kontrast knallen. Systembedingt können satte Farben nun keine passenden Maximalpegel erzeugen. BenQ versucht über diesen Fakt hinweg zu täuschen, indem die Voreinstellung der Farbsättigung durchweg viel zu hoch ist.
Insgesamt wirken alle Bilder dieses Beamers ab Werk deutlich zu bunt, vor allem in leicht gesättigten Tönen. Durch die Zügelung des Farbreglers auf 36 (HDR:30) bekommt man dennoch ein überaus natürliches Bild hin – so lange halt keine zu hohen Farbpegel gefragt sind.
Das klappt sogar in HDR, wo ja eigentlich ein riesiger Farbraum bei gigantischen Brillanzen angesagt ist, erstaunlich überzeugend. Hier lebt das Bild von starken Kontrasten, also wirklich hoher Dynamik. Die wird sehr gut durch die automatische Irisblende optimiert, die in dunklen Szenen den Lichtfluß begrenzt und sich öffnet, wenn viel Helles gefragt ist.
![[Testsiegel] video Magazin Testurteil gut](https://www.connect-living.de/bilder/118539781/landscapex1200-c2/video-testsiegel-note-gut.jpg)
Wir haben sie auch für unsere Messungen aktiviert gelassen, woraufhin sie die Gammamessungen durch ihre Aktivität beeinflusste. Insgesamt ist der empfundene Kontrastgewinn vor allem in HDR wertvoller als Störungen durch Pumpeffekte.
Saubere Bewegungen, auf Wunsch nett geglättet, sind durch ihre hohe Schärfe ein weiterer Pluspunkt des BernQ. Die Schärfe bewegt sich auf dem hohen Niveau des W2700 und liegt im oberen Wertungsbereich der DLP-Geräte.
Leichte chromatische Linsenfehler konnten wir als lila Kränze um Objektkanten wahrnehmen – wohl stärker als üblich, weil wir den Lensshift für unser Kino auf Anschlag bemühen mussten. Jammern auf erstaunlich hohem Niveau, bedenkt man den Preis des Gerätes.
Fazit
Wer einen Wohnzimmer-Beamer sucht, der Ultra-HD HDR-fähig sein soll, ist mit dem BenQ TK850 bestens bedient. Sein Konzept der höchsten Brillanz bei möglichst starken Farben geht voll auf. Dazu sind die Bildverarbeitung und -optimierung hochwertig umgesetzt.