Soundbar
B&W Formation Bar & Bass im Test
Die spinnen, die Briten, meinte schon Asterix. Was die aus Stoff gewobenen Hüllen der Lautsprechergehäuse der neuen Formation-Serie von B&W betrifft, lag der Gallier damit gar nicht mal so falsch. Ob sich dahinter mehr als ein Spleen versteckt, zeigt der Test.

Gleich die erste Soundbar von Bowers & Wilkins, die Panorama, etablierte sich auf Anhieb an der Spitze des Angebots. Inzwischen ist der Wettbewerb groß, doch B&W blieb lange Jahre ruhig. Jetzt bringen die Briten eine ganz neue Geräteserie, die auf Multi-Room-Anwendungen zielt.
Zu der Formation-Reise gehören diverse Lautsprecher, die besagte Soundbar und ein Subwoofer. Die beiden letztgenannten kann man gemeinsam verwenden, man muss aber nicht. Weil die Formation Bar und der Formation Bass aber die perfekte Ergänzung zueinander darstellen, haben wir die beiden Briten gemeinsam zum Test bestellt.
Wer Gefallen an dieser ansprechend gestylten Kombination findet, sollte allerdings das nötige Kleingeld übrig haben. Mit 1250 Euro bleibt die Formation Bar zwar noch unter der Panorama, rangiert allerdings bereits in der Upper Class des Angebots.
Für den Subwoofer allein sind noch mal 1100 Euro fällig. Angesichts der unzähligen Soundbar-Subwoofer-Kombinationen, die schon für unter 1000 Euro zu haben sind, wirken die beiden Vertreter der neuen Serie nicht nur Begehrlichkeiten, sondern auch hohe Erwartungen.
Was das Design betrifft, werden die zweifellos erfüllt. Bowers & Wilkins schafft es einmal mehr, sich mit einem markanten, zeitgemäßen Styling von der Masse abzuheben und den Premium-Anspruch zu unterstreichen.

Die von einem Rautenmuster geprägte Stoffoberfläche hat die Formation Bar mit dem Bluetooth-Lautsprecher Wedge gemeinsam. Das Muster bildet sich durch das Gerippe unter der Stoffhaut und erinnert entfernt an ein Luftschiff, obgleich die Soundbar diese fliegenden Zigarren nicht wie der berühmte Bowers & Wilkins Zeppelin auch noch durch seine Formgebung zitiert.
Die seidenmatt glänzende Oberfläche der schwarzen Schönheit erinnert eher an eine Lampe denn an ein komplexes technisches Gerät. Und selbst der Formation Bass schafft es, uns zu überraschen. Zwar hat Bowers & Wilkins bereits zahlreiche extravagant gestaltete Subwoofer wie den DB3D im Programm, doch dieser 250 Watt starke Aktiv-Subwoofer bietet durch Form und Material ganz neue Perspektiven.
Während das patentierte zylindrische Gehäuse von den Umrissen eindeutig an ein Fass erinnert und damit sehr massiv und schwer wirkt, sorgt die Stoffbespannung wiederum für eine gewisse Leichtigkeit. Für Auflockerung sorgen metallisch glänzende Applikationen. Zwei davon haben sogar eine tragende Funktion. Was zunächst wie starre Seitenwände aus Aluminium wirkt, sind in Wirklichkeit die Membranen der beiden Tieftöner.
Die gegenläufige Dual-Driver-Technologie kennt man im Grunde genommen schon aus anderen Bowers & Wilkins Subwoofern wie dem bereits erwähnten DB3D. Im Formation Bass weisen die Rücken an Rücken montierten Treiber 16,5 cm Durchmesser auf und vertrauen auf leichte und steife Flachmembranen aus gebürstetem Aluminium.
Durch die gegenläufige Anordnung und die damit verbundenen gegenläufigen Membranbewegungen heben sich die auf das Gehäuse übertragenen Kräfte weitgehend auf. Ungewollte Schwingungen werden somit vermieden, auch wenn die langhubig ausgelegten Chassis große Auslenkungen bei hohen Pegeln vollführen. Dass sie dabei keinen Schaden nehmen, liegt in der Verantwortung eines DSPs, der mit seinem Dynamic EQ gegebenenfalls den Hub begrenzt.

Begrenzt sind auch die Anschlussmöglichkeiten der Formation Bar. Der Aufbau einer Drahtverbindung gehört nicht zum Konzept. Zumindest nicht, was gewöhnliche Audio-Kabel betrifft. Als Alternative zu der Drahtlos-Verbindung via WLAN steht noch eine Ethernet-Buchse bereit.
Wie der Subwoofer vertraut auch die Soundbar auf LAN und WLAN, die beide eine maximale Auflösung von 24 Bit/96 kHz ermöglichen. Allerdings wäre er ohne Standard-Audioverbindungen nicht in der Lage, als Herzstück eines AV-Systems zu fungieren.
Deshalb bekam die Formation Bar neben ihren Netzwerkverbindungen noch einen optischen Digital-Eingang, um sie mit einem Flatscreen zu verbinden. Damit entspricht sie vom Konzept der Playbar vom Streaming-Pionier Sonos. Auch diese musste sich die Kritik gefallen lassen, auf zeitgemäße HDMI-Anschlüsse zu verzichten.
Damit hat sich auch gleich das Thema On-Screen-Displays erledigt, was allerdings angesichts der Steuerung über App – eine Fernbedienung liegt nicht bei – nicht ganz so wie bei günstigen Soundbars ins Gewicht fällt.
Für das visuelle Feedback ist der Bildschirm des Smartphones oder Tablets zuständig – Ganz im Sinne von Sonos. Allerdings ist bei vielen Standardbefehlen das Zusammenspiel von Fernbedienung und OSD einem Smartphone, das erst entwickelt werden muss, mit einer App überlegen.
Wenn es um das Zuspielen von Musik geht, ist die Bowers & Wilkins Formation Bar dem Multi-Room-Vorreitern von Solos sogar einen Schritt voraus. Die britische Soundbar unterstützt nämlich nicht nur Apple Air- Play 2, sondern auch Bluetooth, was immer praktisch ist, wenn man Besuch hat, der auch einmal seine Musik abspielen möchte.
In solchen Fällen lässt sich viel bequemer eine Verbindung aufbauen. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass die Soundbar neben aptX HD auch den von Apple favorisierten Codec AAC ohne Umwandlung und die damit verbundenen Qualitätsverluste entgegennimmt.

Was die Verwendung von populären Streamingsdiensten betrifft, muss man diese aus den jeweiligen Apps der Anbieter via AirPlay 2 oder Bluetooth auf die Formation Bar streamen, sofern es sich nicht um Spotify Connect handelt.
Diesen Dienst hat Bowers & Wilkins in die eigene App integriert. Darüber hinaus ist die Formation Bar „Roon ready“, eignet sich also zur Verwendung mit dem Shootingstar unter den Musik Servern.
Damit all diese Quellen von der fortschrittlichen Wireless-Soundbar wiedergegeben werden können, bestückte B&W die mit 1,24 m Breite bereits sehr ausladende, durch ihre schlanke Form allerdings im Wohnraum sehr dezent wirkende Formation Bar mit insgesamt neun hochwertigen Treibern, die mit 6 × 40 Watt Class-D-Power direkt angesteuert werden.
Das sind im Einzelnen drei entkoppelte Hochtöner mit doppellagigen 2,5-cm-Kalotten plus sechs 6,5 cm durchmessende Tief-Mitteltöner mit Membranen aus Glasfasergewebe – einem Material mit hoher innerer Dämpfung und guter Steifigkeit. Im Center-Kanal nehmen die beiden Tief-Mitteltöner den Hochtöner in die Mitte.

Beim linken und rechten Kanal sitzen die Hochtöner allerdings außen, um die große Gehäusebreite für eine entsprechend breite Hörbühne zu nutzen. Das Konzept überzeugte im Hörtest. In dessen Verlauf bewährte sich der B&W mit einer ganzen Reihe von Hörbeispielen aus den Bereichen Musik und Film.
Abgesehen davon, dass kein Decoder für DTS an Bord ist, wehrte sich der Brite in beiden Bereichen gleichermaßen. Das lag an seiner großen Homogenität, die Gesangsstimmen wie auch Dialoge gleichermaßen sehr natürlich wiedergab. Die frischen Höhen waren sehr gut aufgelöst, die Bar bot eine breite Bühne mit stabiler Abbildung. Der Subwoofer war perfekt an die Soundbar angekoppelt und ließ sich niemals orten oder gar beim Grummeln erwischen.
Sie lotete den Bassbereich sehr tief aus und brillierte durch ihren knackigen Punch. Bei Filmton erfreute die 2er-Formation durch einen weit nach oben und zur Seite reichenden Raum, hätte aber mitunter gerne noch einen Tick lauter spielen dürfen. Mit Musik wurden Pegelwünsche voll und ganz erfüllt.
Ein Versuch ohne Subwoofer überraschte: Die Bar bringt alleine auch ordentlich Bass. Der geschlossene Sub wirkt also eher subtil mit, macht den Bass noch trockener.
Fazit
Dieses Team bietet Klangkultur und Wohnwert in Hülle und Fülle. Der Verzicht auf das allgemein übliche Bass-Gegrummel hat allerdings seinen Preis.