Frischzellenkur
Windows 10: PC aufrüsten zum Anniversary Update
Im August kommt das Windows 10 Anniversary Update. Gute Gelegenheit, um den PC aufzurüsten. Wir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt.

Immer mehr Anwender steigen auf Windows 10 um. Doch nicht immer ist der alte PC fit für den Wechsel. Wir sagen, wann ein Hardware-Upgrade Sinn macht und welche Komponenten Sie austauschen sollten.
Denn ebenso wichtig: Die Zeit für das kostenlose Upgrade auf Windows 10 läuft langsam ab. Nur noch bis Ende Juli 2016 gilt Microsofts Gratisangebot um von Windows 7, 8 oder 8.1 auf Windows 10 umzusteigen. Für Upgradewillige also höchste Zeit, sich auch mit Ihrer PC-Hardware zu beschäftigen. Microsofts Entwickler haben zwar enorme Anstrengungen unternommen, Windows 10 selbst zu mehrere Jahre alter Hardware kompatibel zu machen, doch selbst wenn sie läuft, ist das nicht ideal. Denn viele praktische Funktionen von Windows 10 stehen erst mit aktueller Hardware zur Verfügung.
Wann lohnt sich ein PC-Upgrade?
Laut Microsoft sind die Windows 10 Systemanforderungen zwar ähnlich zu denen für Windows 7, 8 und 8.1, allerdings können Sie die getrost als kleinsten gemeinsamen Nenner betrachten. Auf einem PC mit 2 GByte RAM, einer DirectX-9-Grafikkarte, langsamer Festplatte und einem alten und stromhungrigen AMD- oder Intel-Prozessor zu arbeiten, macht keinen Spaß. In der Praxis gibt es darum Grenzen, ab denen es sich einfach nicht mehr lohnt, einzelne Komponenten auszutauschen, damit der PC unter Windows 10 noch angenehm flott läuft. Sie lassen sich recht einfach am Alter der AMD- oder Intel-Plattform beziehungsweise an der Prozessorgeneration erkennen. Denn daran hängen dann auch der Speichertyp, die Art der Schnittstellen und viele Eckdaten mehr, die für oder gegen ein Hardware-Upgrade sprechen.
Generell empfehlen wir kein Geld mehr in die Aufrüstung eines über fünf Jahren alten PCs zu stecken. Dazu zählen PCs mit Intels erster Core-CPU-Generation (Core iX-XXX, Codename Westmere, Nehalem) und der zweiten (Core iX-2XXX, Sandy Bridge) sowie den zeitgleich erschienen Pentiums und Celerons.
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Aufseiten AMDs sind der Phenom II X4, Athlon II und Athlon X2 ein Anzeichen dafür, dass Ihr PC zu alt zum Aufrüsten ist. Dem PC fehlt es dann an der CPU-Leistung und den passenden Schnittstellen (Arbeitsspeicher, PCIe, SATAIII usw.), um aktuelle Hardware einzusetzen. Besser sieht es bei etwa drei bis vier Jahre alten PCs aus. In ihnen arbeiten Intel-Core-CPUs der 3ten (Core iX-3XXX, Codename Ivy Bridge) und 4ten (Core iX-4XXX, Codename Haswell) Generation oder AMDs A4-, A6- und A10-APUs der Trinity- und Richland-Generation.

Auf deren Mainboards finden Sie meist bereits DDR3-Speicher-Slots, SATA-II/III-Ports und PCI Express 2.0 (PCIe 2.0). Auf dieser Basis können Sie mit einem Hardware-Upgrade die PC-Performance deutlich erhöhen. Wer seinen PC Anfang 2015 gekauft hat, muss am wenigsten investieren, um ihn fit für Windows 10 zu machen. Dann sollte Ihr PC einen von Intels selteneren Core-Prozessoren der fünften Generation (Core iX-5XXX, Codename Broadwell) oder eine AMD-APU der Kaveri- Generation beinhalten. Je nach Mainboard und Chipsatz stehen dann zum Beispiel bereits PCI Express 3.0 für moderne Grafikkarten und eine verbesserte Unterstützung für Hybrid-Festplatten zur Verfügung.
CPU- und Mainboard-Upgrade
Steckt eine zu alte Plattform im PC kommen Sie um den Wechsel des Mainboards, Prozessors und Arbeitsspeichers nicht herum. Da Intel mit der 6ten Core-Generation (Skylake) aktuell die besten Prozessoren für alle Anwenderklassen bietet, raten wir Ihnen zu einer Intel-Plattform mit diesen Prozessoren. Celerons und Pentiums lohnen sich aus Gründen des vergleichsweise höheren Stromverbrauchs und geringerem Funktionsumfang kaum als Upgrade. Wer sich keine Sorgen um die Kühlung machen will, kauft immer die Boxed-Version eines Prozessors. Intel liefert hier immer den passenden Kühler mit. Die Orientierung bei Intels Core-Prozessoren fällt leicht. Die zweikernigen Core i3-6XXX gehören in PCs für Gelegenheits- und Office- Anwender. Wer gerne spielt, ab und zu Fotos- und Videos bearbeitet, holt sich einen der vierkernigen Core i5-6XXX. Die teureren Quad-Core-Prozessoren Core i7-6XXX lohnen sich nur für besonders rechenintensive Anwendungen wie zum Beispiel High-End- Spiele, 4K-Videoschnitt oder 3D-Rendering.
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Bei allen Core-Prozessortypen gibt es Modelle mit einem Suffix. Der kleine Buchstabe am Namensende markierte eine besondere CPU-Version. Während die seltenen P-Prozessoren (Core i5-6098P) keine integrierte Grafik bieten, sind T-Modelle besonders energieeffizient und K-Modelle (Core i7-6600K) dürfen Sie sogar mit Intels Segen übertakten, da hier der Multiplikator freigeschaltet ist. Als Chipsätze für Privatanwender-PCs kommen nur der Intel H110, B150 und Z170 infrage.
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Die Q150, H170 und Q170 sind für Business- PCs designt und besitzen darum spezielle Sicherheits- und Management-Funktionen. Sockel-1151-Mainboards mit dem H110 (Low-end), B150 (Mittelklasse) und Z170 (High-End) unterscheiden sich in fast unzähligen Ausstattungsvarianten. Je nachdem für was Sie den PC einsetzen wollen, benötigen Sie entsprechend ein Mainboard mit genügend externen Anschlüssen (USB 3.0/3.1, HDMI, DisplayPort, LAN, usw.), PCI(e)-Ports und SATA-III-Schnittstellen.
Arbeitsspeicher aufrüsten
Windows 10 läuft zwar mit 2 GByte Arbeitsspeicher, richtig gut aber erst mit 8 GByte. Da die Speicherpreise in den letzten Jahr enorm gesunken sind, lohnt es sich, selbst ältere PCs mit einem RAM-Upgrade auf ein neues Leistungsniveau zu heben. Generell gilt: Immer Speicher im 2er- oder 4er-Kit kaufen. Nur so arbeitet das System im performanten Dual-Channel-Modus. Wer Speicherbausteine unterschiedlicher Hersteller oder verschiedenen Typs mischt, riskiert Systemabstürze. In den meisten Anwendungsszenarien genügen 8 GByte RAM völlig.

Erst wer anspruchsvolle Spiele zockt, Medien gestaltet oder 3D-Modelle rendert, weiß 16 GByte RAM zu schätzen. Was für einen Speicher-Typ ihr Mainboard verträgt, steht im Handbuch. Solange Sie den Speicher nicht übertakten, sind schnellere Speichertypen als DDR3-1600 beziehungsweise DDR4-2144 rausgeworfenes Geld. Eine Ausnahme bilden die etwas teureren Speicher mit AMP- oder XMP-Profil. Bei ihnen speichern die Hersteller im RAM-Riegel die Einstellungen, mit denen sie am schnellsten und stabil laufen. Das Mainboard muss aber AMP oder XMP unterstützten.
Netzteil: Energie- und Steckerfalle
Beim PC-Um- und Aufbau wird gerne das Netzteil übersehen. Erst wenn der PC nicht startet, sporadisch abstürzt oder beim Upgrade die Kabelenden nicht zu den Buchsen auf dem Mainboard und zur Grafikarte passen fällt auf, dass man auch das Netzteil hätte austauschen sollen. Falls Ihr PC älter als drei Jahre ist oder Sie vorhaben eine stärkere Grafikkarte einzubauen, raten wir Ihnen dringend das Netzteil zu wechseln. Am besten gegen ein leises mit hoher Effizienz und austauschbaren Kabeln. Der Aufpreis lohnt sich, da Sie so dauerhaft Ihre Nerven schonen, die Stromrechnung etwas senken und dank weniger Kabel den Luftfluss d. h. die Kühlung im PC verbessern. Die benötigte Leistung ermitteln Sie am einfachsten per Netzteil-Kalkulator, den viele Netzteil-Hersteller online anbieten. Ein normaler Office-PC kommt mit einem 350-Watt- ein sehr starker Gaming-PC leicht mit einem 700-Watt-Netzteil aus.
Grafikkarte austauschen
Da Windows 10 die neue Grafikschnittstelle DirectX 12 unterstützt, macht ein Grafikkarten- Upgrade vor allem für Spieler Sinn. Der Haken: DirectX-12-Grafikkarten gibt es nur für den PCIe-3.0-Slot. Den gibt es wiederum mit wenigen Ausnahmen erst bei Intel-Mainboards für die Core-Prozessoren der dritten Generation und bei AMD auf Mainboards mit dem Sockel FM2+.
Lesetipp: Das bringt DirectX 12
Kleiner Vorteil für alle, die ein Skylake-Prozessor-Upgrade machen: die integrierten Grafikkerne unterstützten bereits alle DirectX 12 und genügen für Einsteiger- und Office-PCs sowie zum Spielen von Casual-/Browser-Games in der Full-HD-Auflösung völlig aus.

Wer dagegen seinen alten Intel- oder AMD-Prozessor behält, sollte nicht zu viel in eine neue Grafikkarte investieren. Da zur Bildberechnung Prozessor, Arbeitsspeicher und Grafikkarte zusammenspielen müssen, gibt das langsamste Bauteil die Geschwindigkeit vor. Es macht also keinen Sinn, einem Mittelklasse-Prozessor eine High-End-Grafikkarte zur Seite zu stellen. Hat ihr PC zwischen drei und vier Jahre auf dem Buckel, sollten Sie sich maximal bei aktuellen Mittelklassegrafikkarten wie der Nvidia GTX 960 oder AMD R9 380 umsehen. Ist Ihr PC dagegen erst zwei Jahre alt oder jünger, dürfen Sie unter Berücksichtigung der Prozessorleistung jede DirectX- 12-Grafikkarte verwenden.
SSD als permanenter System-Turbo
Ein PC mit Windows 10 bootet zwar von Haus aus schneller als mit Windows 7 oder 8, eine Solid State Disk (SSD) gibt aber einen Extra-Kick. Die gegenüber einer Festplatte ultrakleinen Zugriffszeiten und um ein Vielfaches höheren Datenraten (bis zu 2.500 MByte/s) beschleunigen das PC-System permanent. Egal, ob Sie eine App starten oder den Virenscanner Dateien durcharbeiten lassen, alles geht spürbar schneller. Zudem unterstützt Windows 10 SSDs nativ und wesentlich besser als die vorherigen Windows-Versionen.
Lesetipp: SSD einbauen
Hat Ihr altes Mainboard einen SATA-II/III-Anschluss, sollten Sie also dringend auf eine SSD upgraden und die System-Partition von der Festplatte migrieren. Kaufen Sie sich sogar ein neues Mainboard für Intels aktuelle Skylake- CPU-Generation, sollte es unbedingt einen m.2-PCIe-Port für die entsprechende SSD besitzen. Diese ultraschnellen und nur kaugummistreifengroßen SSDs kosten zwar etwas mehr als die SATA-III-SSDs, sind aber bis zu fünfmal schneller als die 2,5-Zoll-Varianten und lohnen sich vor allem für Mediengestalter, Vielspieler und Programmierer.