Streaming erklärt
Multimedia-Streaming im Heimnetz - so geht's
DLNA, Apple AirPlay oder UPnP? Wer seine Multimedia-Inhalte im Heimnetz streamen will, hat die Qual der Wahl. PCgo erklärt Ihnen die Unterschiede.

Der Desktop-PC als alleiniger Datenspeicher und exklusiver Netzwerk-Multimediazuspieler hat schon lange ausgedient. Anwender speichern ihre digitalen Fotoalben sowie ihre Musik- und Videosammlungen inzwischen auch auf NAS-Systemen, Fritz-Boxen, portablen Speichermedien, mobilen Endgeräten und natürlich in der Cloud. Darüber hinaus verschwimmen die Grenzen zwischen IT- und Unterhaltungselektronikgeräten:
Fernseher, Verstärker, Set-Top-Boxen und Blu-ray-Player lassen sich per LAN und WLAN im heimischen Netzwerk integrieren, Notebooks und NAS-Systeme verfügen hingegen über HDMI-Anschlüsse, sodass sie sich direkt mit dem TV-Gerät verbinden lassen. Dem grenzenlosen Nonstop-Streaming-Vergnügen sind also Tür und Tor geöffnet. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Ihnen offenstehen, um Ihre vielfältigen digitalen Multimediadateien wie Filme, Fotos und Musik im Heimnetzwerk zu streamen.
Alle streamen fast alles
Obwohl beim Streaming maximal drei Geräte zum Einsatz kommen - der Multimedia-Zuspieler, das auch als Renderer bezeichnete Wiedergabegerät und eine optionale Fernbedienung - ist die Anzahl der Möglichkeiten nahezu unendlich groß. Hauptgrund dafür ist, dass immer mehr Geräte verschiedene Streaming-Standards beherrschen.
Für Sie bedeutet dies, dass Sie nicht zwangsläufig in eine Zusatzlösung investieren müssen. Möchten Sie beispielsweise Videos, die Sie mit Ihrem Apple-Gerät aufgenommen haben, auf Ihrem Fernseher im Wohnzimmer abspielen, müssen Sie nicht unbedingt zu einem Apple TV (ca. 100 Euro) greifen.
Denn AirPlay, so der Name des proprietären Apple-Protokolls, das beim kabellosen Streaming zum Einsatz kommt, wird nicht ausschließlich von Apple Geräten unterstützt. Auch die Multimediakiste WD TV Live (ca. 80 Euro), die TV-Erweiterung Videoweb (rund 100 Euro) und zahlreiche Smart-TVs kommen mit AirPlay zurecht.

Somit stehen die Chancen gut, dass Sie bereits im Besitz eines AirPlay-fähigen Wiedergabegerätes sind. Ist dem nicht der Fall, investieren Sie 35 Euro in den pfiffigen Google-Adapter Chromecast, installieren die kostenlose App auf Ihrem iPhone oder iPad und streamen fortan über dieses Gerät. Der Google-Chromecast-Adapter ist kaum größer als ein üblicher USB-Stick. Statt in eine USB-Buchse wird der Google-Stick in einen freien HDMI-Port des TV-Gerätes eingesteckt und empfängt per WLAN Daten aus dem Internet. Die Handy-Apps dienen dann als Fernbedienung.
Noch größer ist die Unterstützung von DLNA (Digital Living Network Alliance), eines universellen Standards, der von zahlreichen namhaften Unternehmen aus den Branchen IT und Unterhaltungselektronik ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, Fernseher, Verstärker, Set-Top-Boxen und andere "Braune Ware" um IT-typische Funktion zu erweitern, etwa die Netzwerkintegration und die Unterstützung von Apps. Inzwischen unterstützen zahlreiche Geräte diesen Standard, sodass das Streaming im eigenen Netzwerk keine große Herausforderung mehr darstellt.
Unzählige Streaming-Möglichkeiten
Um Ihnen einen kleinen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten zu geben, die Ihnen in Sachen Streaming zur Auswahl stehen, gehen wir im Folgenden auf drei typische Anwendungsfälle ein.
Die Universallösung: Ein PC und ein DLNA-/UPnP-fähiges Endgerät - mehr ist nicht erforderlich, um in die Welt des Streamings einzusteigen: Der Windows Media Player stellt dabei die freigegebenen Inhalte im Netzwerk bereit, das Endgerät spielt sie ab. Komfortabel ist diese Lösung natürlich nicht. Zum einen muss der Rechner rund um die Uhr laufen, was angesichts der meist überdimensionierten Netzteile teuer werden kann. Zum anderen ist die Formatunterstützung des Windows Media Players ausbaufähig.
Alternativ dazu können Sie aber auch iTunes zum Streamen verwenden. Oder Sie installieren eine ausgewachsene Media-Server-Lösung wie Serviio, TVersity oder Plex, um Ihren Rechner in einen vollwertigen Multimediazuspieler zu verwandeln.
Router als Zuspieler: Kommt in Ihrem LAN/WLAN eine der besser ausgestatteten Fritz-Boxen zum Einsatz, können Sie den Router im Handumdrehen zu einem Netzwerkzuspieler aufrüsten. Dies macht insofern Sinn, als dass der Router ohnehin rund um die Uhr in Betrieb ist. Möglich macht's Fritz!NAS, eine Funktion, die alle auf einem am Gerät angeschlossenen USB-Datenträger gespeicherten Multimediainhalte netzwerkweit zur Verfügung stellt. In Kombination mit dem Fritz-eigenen UPnP-Mediaserver greifen auch Smart-TVs, Multimediafestplatten und andere kompatible Geräte auf diese Inhalte zu.
Interessant: Es lassen sich auch drei Cloud-Dienste (1&1-Onlinespeicher, Telekom Mediencenter und Google Play Music) einbinden. Somit greifen Sie direkt über Ihr TV-Gerät auf die Songs zu, die Sie in der Datenwolke gespeichert haben.

NAS ist der Königsweg: Nutzen Sie in Ihrem Heimnetzwerk bereits ein NAS-System (Network Attached Storage - netzgebundener Speicher oder Netzwerkfestplatte) von Synology oder Qnap, sind alle Voraussetzungen erfüllt, um in die Welt des Streamings einzusteigen. Denn die Geräte dieser beiden Hersteller sind bereits ab Werk mit allen erforderlichen Apps, Funktionen und Diensten ausgestattet.
NAS-Systeme anderer Hersteller bieten ähnliche Funktionen. Das Synology-Betriebssystem DSM umfasst etwa Apps, mit denen Sie Musik (Audio Station), Fotos (Photo Station) und Videos (Video Station) netzwerkweit zur Verfügung stellen. Zudem können Sie das NAS auch als Server für die Zuspieler iTunes, Logitech Squeezebox und sogar Plex nutzen. Mit an Bord ist aber auch ein Standard-Medienserver, der die bereits erwähnte universelle und komfortable Verbindung zu DNLA-/UPnP-fähigen Wiedergabegeräten herstellt.
NAS-Systeme von Qnap bieten einen noch größeren Funktionsumfang: Neben den Standard-Streaming-Apps - Music Station, Photo Station und Video Station - können Sie mit DJ Station einen eigenen Webradiosender auf die Beine stellen und QAirplay gestattet es Ihnen, die auf dem NAS gespeicherten Inhalte über AirPlay-fähige Geräte wiederzugeben. Top-Modelle wie das TurboNAS TS-470, die über einen HDMI-Anschluss verfügen, lassen sich zudem als XBMC-Server nutzen. Noch besser: Haben Sie die DynDNS-Funktion Ihrer Synology- oder Qnap-NAS konfiguriert, funktioniert das Streaming sogar über das Internet von zu Hause in den Urlaub.

Streaming ohne WLAN
Bluetooth, der Standard zur kabellosen Datenübertragung, feiert gerade ein Revival. Denn während Bluetooth einst nichts weiter als eine bequeme Möglichkeit war, um Handy bzw. Smartphone und Headset respektive Freisprechanlage miteinander zu koppeln, um im Auto telefonieren zu können, spielt die Technologie beim Streaming von Musik derzeit eine sehr große Rolle.
Verantwortlich dafür sind die Lautsprecherhersteller, die erkannt haben, dass Bluetooth das ideale Protokoll ist, um Musik von einem mobilen Endgerät auf eine portable Box zu übertragen - ohne dazu eine Netzwerkverbindung herstellen zu müssen.
Dementsprechend riesig ist die Auswahl. Schon für weniger als zehn Euro steigen Sie in die Welt des Bluetooth-Streamings ein (z.B. Swees Bluetooth Lautsprecher). Wer in Sachen Soundqualität keine Kompromisse eingehen will, investiert rund 280 Euro in die Bose SoundLink Bluetooth Speaker.
Und Nutzer, für die Geld keine Rolle spielt, entscheiden sich für die Bluetooth-Box 1Byone, die so teuer ist wie vier iPad mini (1.299 Euro). Noch relativ selten zum Einsatz kommt Miracast, eine Funk-Technik, die - ebenso wie Bluetooth - zwei Geräte direkt miteinander verbindet, sodass sich auch Videos ohne WLAN streamen lassen.
Fazit:
Angesichts der großen Auswahl von Geräten, die einen oder mehrere Streaming-Standards unterstützen, ist kein Anwender auf eine Variante festgelegt. Vielmehr entscheidet das bereits vorhandene Equipment von Datenspeicher und Wiedergabegerät über die Art und Weise, wie Inhalte im Netzwerk bereitgestellt werden. Somit kann das Streaming in jedem Haushalt beginnen.