Ratgeber Smart-TV
So sieht YouTube auf dem Fernseher aus
Auf praktisch jedem Fernseher mit Online-Funktionen kann man Filme von YouTube anschauen. Doch es gibt unterschiedlich komfortable YouTube-Versionen für den TV-Schirm.

Manchmal scheint es, als hätte es YouTube schon immer gegeben. Tausende Blogs und Online-Magazine betten die Videos in ihre Artikel ein, Hersteller zeigen in kurzen YouTube-Clips die neuesten Funktionen ihrer Geräte und immer mehr Künstler, Comedians oder selbst ernannte Experten für alle Lebensbereiche, aber auch kommerzielle TV-Anbieter nutzen das Videoportal, um sich und ihr Angebot zu inszenieren.
Dabei hat YouTube im Februar erst seinen siebten Geburtstag gefeiert. Anfang 2005 wurde die Videoplattform gegründet und fast über Nacht zum Welthit. Bereits anderthalb Jahre später zahlte der Suchmaschinen-Weltmarktführer Google einen Millardenwert in Aktien für die Übernahme von YouTube. 2008 ermittelten Marktforscher einen Marktanteil von 73 Prozent aller Videoabrufe in den USA.
Vier TV-Geräte mit 46 bis 60 Zoll im Test
Heute streamt YouTube Videos weltweit mit Seiten in 54 Sprachen auf fast alle Computer, Tablets und Smartphones. YouTube zählte auch zu den ersten Online-Diensten auf dem Fernseher. Bereits im Sommer 2008, noch bevor es die ersten Flat-TVs mit Online-Portalen gab, präsentierte etwa TechnoTrend einen HDTV-Receiver mit Internet-Anschluss und YouTube-Streaming.

YouTube: Standard auf Smart TVs
Mit wenigen Ausnahmen gehört YouTube heute zum Standard-Repertoire auf jedem Fernseher, Blu-ray-Player und HDTV-Receiver mit Online-Funktionen. TV-Hersteller hatten die entsprechende App in der Regel vom Start weg in ihren Internet-Portalen integriert, und unter Blu-ray-Playern ist YouTube bis heute oft als eines von wenigen Online-Angeboten im Menü zu finden - etwa neben Internet-Radio und DLNA-Medien-Streaming in Geräten von Denon oder Marantz. Auch in den Web-Portalen von HDTV-Receivern gibt es fast selbstverständlich YouTube-Links.
Ausnahme: HD+ Smart TV
Das von der ASTRA-Tochterfirma HD Plus angebotene Smart-TV-Portal wird von einigen Receiver-Herstellern in ihren HD-Plus-Receivern eingesetzt und ist eines der wenigen TV-Online-Angebote ohne den Video-Weltmarktführer, dafür aber mit diversen anderen TV-Mediatheken und Online-Nachrichtendiensten. An der technischen Umsetzung kann es kaum liegen, eher an firmenpolitischen Erwägungen.

Den privaten TV-Sendern, die ihre HDTV-Kanäle per HD+ verschlüsseln, ist YouTube seit jeher ein Dorn im Auge. Schließlich zieht die Videoplattform ihren werbefinanzierten Kanälen potenzielle Zuschauer ab - und Umsätze, denn auch YouTube finanziert sich und seine Produzenten mit wachsendem Erfolg mit Werbeclips, die man anders als bei HD+ teils sogar überspringen kann.

Den Königsweg beschreitet der deutsche Hersteller Kathrein. Er hat in seinen HD-Plus-Receivern das zugehörige Online-Portal integriert, bietet aber zusätzlich in seinem Medien-Menü einen Link auf eine eigene YouTube-Anwendung.
YouTube-Versionen
Damit Hersteller von TV-Geräten, -Receivern oder Blu-ray-Playern YouTube mit überschaubarem Aufwand in ihre Portale integrieren können, verfügt das Videoportal über eine Programmier-Schnittstelle für die Übergabe seiner Inhalte. Hersteller wie Panasonic (VIERA Connect), Sony (BRAVIA Internet Video) oder Kathrein konnten so YouTube-Menüs programmieren, die zur Bedienlogik ihrer Bildschirmmenüs passen. Damit sieht YouTube aber auf jedem Gerät ein bisschen anders aus, ist mal einfach und mal komplizierter per Fernbedienung steuerbar.
Allen YouTube-TV-Versionen ist gemeinsam, dass man die Videos aus Listen auswählen, in einem kleinen Fenster neben oder über dem Auswahlmenü starten und per Knopfdruck in die Vollbild-Darstellung umschalten kann. In der Regel laufen YouTube-Videos dabei in einer eher verpixelten Internet-Bildauflösung - weniger, als ein moderner Flat-TV zeigen kann.

Allerdings werden immer mehr Filme heute in HDTV-Qualität auf YouTube präsentiert. Man kann sie kostenlos in 720p, 1080p und sogar in Ultra-HD-Qualität (4K = 4.096 x 2.304 Pixel) hochladen und am PC anschauen. Die Auflösung lässt sich im PC-Player wählen. Doch die YouTube-TV-Portale unterstützen derart feine Videostandards meist nicht.
Es gibt jedoch eine immer erfolgreicher werdende Alternative zu den Hersteller-spezifischen Apps. YouTube selbst hat eine für den TV-Einsatz optimierte Seite namens YouTube Leanback (auf Deutsch: "YouTube zum Zurücklehnen") entwickelt. Sie läuft auf allen Geräten und Internet-Browsern, die den Internet-Standard HTML 5 unterstützen. Dazu zählen auch neuere Smart TVs und Blu-ray-Player.
YouTube Leanback: Entspannt navigieren
Immer mehr Hersteller nutzen deshalb YouTube Leanback, statt eigene Apps zu programmieren. Die Seite unterscheidet sich von anderen TV-Versionen des Online-Dienstes. Videos in kleinen Fenstern neben Menülisten sucht man hier vergebens, YouTube Leanback ist auf Vollbild-Darstellung optimiert.
Die inhaltlichen Strukturen von YouTube, also Kategorien wie neue, angesagte und beliebte Videos sowie Kanäle in unterschiedlichen Themenfeldern, wurden dafür in ein intuitiv per Fernbedienung steuerbares Hauptmenü übersetzt.

Eine Suchfunktion gibt es auch, doch die Texteingabe am TV-Schirm ist ähnlich kompliziert zu bedienen wie bei anderen Smart TV Apps. YouTube Leanback setzt allerdings auf das Benutzerkonto des Zuschauers und darauf, dass aufwendigere Aufgaben am PC erledigt werden.
Diese Apps steuern das Heimnetzwerk
Im eigenen YouTube-Account sammelt man etwa seine Lieblingsvideos in Favoritenlisten, sucht neue Clips oder abonniert die YouTube-Kanäle beliebter Anbieter. Sobald man mit dem eigenen Konto am TV-Gerät angemeldet ist, zeigt das Leanback-Menü die darin gesammelten Inhalte übersichtlich an. Auf Wunsch laufen so die neusten Videos aus allen abonnierten Kanälen automatisch nacheinander ab - ähnlich wie bei einem persönlichen TV-Magazin.

Der Clou: Zur Anmeldung am TV-Gerät muss der Nutzer weder seinen Benutzernamen noch das Passwort per Fernbedienung eintippen. YouTube Leanback generiert einen Zugangscode, den man am PC auf einer speziellen Anmeldeseite im Internet-Browser eingibt. Dann schaltet YouTube den Fernseher automatisch für den eigenen Account frei.
YouTube Leanback: Vollbild und HD-Qualität
Videos laufen in YouTube Leanback automatisch in der bestmöglichen Bildqualität - wenn vorhanden, bis Full-HD-Auflösung. Per Knopfdruck auf die Fernbedienung blendet sich die Player-Steuerung über das laufende Bild ein, erlaubt Vor- und Zurückspulen, Bewertungen des laufenden Videos sowie Sprünge zum vorigen oder nächsten Clip. Per Pfeiltaste nach unten gelangt man auf weitere YouTube-Menüs (etwa ähnliche Videos) oder die aktuelle Playlist.
Diese Video-Sammlungen werden in Form von Vorschaubildern am unteren Bildrand eingeblendet. In einer weiteren Menüansicht kann man den laufenden Kanal abonnieren oder das jeweilige Video zu seiner Favoritenliste hinzufügen. Für all diese Befehle wird ausschließlich das Cursorkreuz auf der Fernbedienung benötigt.
YouTube Leanback lässt sich mit jedem Smartphone steuern - unabhängig vom Betriebssystem. Denn die Kontrolle erfolgt weder per iPhone- noch per Android-App, sondern über die YouTube-Mobilseite. Smartphones, die diese Seite in ihrem Web-Browser anzeigen können, lassen sich über einen Kopplungscode mit der Leanback-Seite auf dem TV verbinden.
Der Fernseher übernimmt dann auf Wunsch die Anzeige der Clips: Video auf der Mobilseite suchen, auswählen, auf Play drücken, den gekoppelten Smart TV als Wiedergabeziel auswählen, fertig. Die Wiedergabe wird auch hierbei via Smartphone gesteuert.
Fazit
Auf Smart TVs gehört YouTube schon lange zum üblichen Online-Angebot. Doch erst mit YouTube Leanback wird die Bedienung des Videoportals so einfach wie Zappen im TV-Programm - nur mit viel mehr Inhalten. YouTube Leanback kann man auch auf jedem PC ausprobieren: über www.youtube.com/leanback .