Auf höherer Ebene
Praxistest Photoshop CS3 Extended
Photoshop CS3 gefällt mit erweiterter Funktionalität und deutlich höherer Performance - die entsprechende Hardware vorausgesetzt.

Die auffälligste Änderung von Photoshop CS3 ist die neue Oberfläche. Sie wirkt etwa durch teiltransparente Fenster beim Verschieben deutlich moderner und sehr aufgeräumt. Praktisch sind viele Detailverbesserungen wie die auf Wunsch einspaltige Werkzeugleiste.
Photoshop CS3 Extended läuft auf dem Mac wie auf dem PC sehr flott. Um wirklich sinnvoll mit dem Programm zu arbeiten, raten wir zu mindestens 1 GByte RAM, besser 2 GByte für größere Fotomontagen. In der PC-Version kam es auf einem unserer Test-PCs mit 512 MByte RAM regelmäßig zu folgendem Phänomen: Photoshop verweigerte ohne abzustürzen schlicht den Dienst, als wir mehrere Einstellebenen, Masken und Effekte auf übereinander gelegten Ebenen anwandten - insbesondere in Verbindung mit den neuen Smart Objekten, die nachträgliche, schnelle Anpassungen ohne Verluste gestatten.
Generell lief Photoshop in der Windows-Version nicht ganz so stabil wie von den Vorversionen gewohnt: Crash-Probleme hatten wir immer wieder, als wir einen AVI-Film öffneten, in der Zeitleiste navigierten und zugleich das Fenster Bildgröße öffneten. Auf einem schnellen Test-PC mit zwei Opteron-275-CPUs und 2 GByte RAM kommt mit CS3 gerade bei rechenaufwändigem Filtereinsatz viel Freude auf, etwa beim Gaussschen Weichzeichner - Photoshop nutzt mehrere Prozessoren besser und reagiert auf 64-Bit-Betriebssystemen praktisch in Echtzeit. Stark verbessert hat Adobe den Bildbrowser Bridge, der die wenigen unterstützten Dateiformate viel schneller als zuvor anzeigt. Die Mac-Version stürzte im Test auch bei großen Projekten nie ab.
Genauere Werkzeuge
Die Präzision der Photoshop-Werkzeuge zählte seit jeher zu seinen wichtigsten Stärken. In CS3 baut Adobe diese mit stark verbesserten Einstelloptionen aus: Während etwa Helligkeit/Kontrast zuvor oft zu dramatischen Verlusten an Bildinformationen geführt hat, lässt sich die überarbeitete Funktion schonender einsetzen. Wer die alte Funktionsweise noch verwenden will, aktiviert einfach Früheren Wert verwenden.
Besonders komfortabel lassen sich in CS3 Bilder mit Schwarzweiß in Graustufen umrechnen.
Die Gradationskurven zeigen die ursprüngliche Tonwertverteilung an, eine Vorschaufunktion fehlt weiterhin. Um die Auswirkungen von Tonwertänderungen zu beurteilen, muss zusätzlich das Histogrammfenster aufgerufen werden - warum so umständlich? Ärgerlich auch, dass selbst das unmittelbar nach Erscheinen nachgelieferte Patch nur überholte ICC-Voreinstellungen für Europa enthält.
Ein klasse Tool und ein gutes Kaufargument ist die Option Kante verbessern, mit der sich bereits getroffene Auswahlen leicht und präzise nachregeln lassen.
Dagegen überzeugte das neue Tool Schnellauswahl nicht. Es funktioniert nur bei ganz klaren Übergängen und ist daher überflüssig. Besser, aber noch nicht perfekt, lässt sich das überarbeitete Werkzeug Fluchtpunkt verwenden, mit dem sich Pseudo-3D-Objekte erzeugen lassen. Es funktioniert, wie zu viele andere schöne Filter, weiterhin nur im RGB-Modus. Das nachträgliche Anpassen der Fluchtpunkte war nicht immer genau genug möglich.
Kritik verdient zudem die Lokalisierung: Neben "Adobe-Deutsch" wie Smart Objekte, Fluchtpunkt oder Freistellungswerkzeug nerven die teils uneinheitliche Bezeichnungen identischer Funktionen wie das Gruppieren von Ebenen, je nachdem ob der Anwender über das Hauptmenü oder das Palettenmenü des Ebenen-Reiters geht.
Übertriebene Sparmaßnahmen
Ärgerlich auch, dass Adobe in den deutlich preiswerteren Bundle-Angeboten der Creative-Suite auf eine gedruckte Dokumentation verzichtet: Statt einem Tutorial und einem Referenzhandbuch, was für Produkte der gehobenen Preisklasse selbstverständlich sein sollte, erhält der Anwender lediglich Werbematerial. Die vielen praktischen Informationen auf DVD und das erweiterte Web-Angebot können dieses Manko nicht ganz kompensieren.

Fazit: Photoshop CS3 glänzt dank stark verbesserter Werkzeuge und neuer Oberfläche trotz einiger ärgerlicher Unausgereiftheiten. Mit entsprechender Hardware macht es Spaß, mit der Software zu arbeiten.