Surround-Sound in der Praxis

PC-Spiele am 4K-TV mit HDMI 2.1: Dolby Digital Live statt Atmos nutzen

18.1.2021 von The-Khoa Nguyen

Mit HDMI-2.1-TVs braucht es im Heimkino eARC mangels passender AVRs und Soundbars. Dabei läuft Dolby Atmos bei PC-Spielen nimmt immer wie gewünscht. Eine überraschend zuverlässige Lösung: Dolby Digital Live oder DTS Connect.

ca. 6:25 Min
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Die nächste Gaming-Generation setzt auf HDMI 2.1 - der Ton hinkt noch hinterher.
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Wenn Sie einen HDMI-2.1-TV besitzen und diesen dazu passend mit Zuspielern füttern, die 120Hz bei 4K-Auflösung unterstützen, kennen Sie als Heimkinonutzer folgenden Sachverhalt womöglich ganz gut: Derzeit lassen sich zwecks aller nötigen, modernen Formate und Standards sowohl Soundbars als auch AV-Receiver (AVR) nicht mehr wie früher anschließen – „wie früher“ bedeutet: als zentrale Station in der HDMI-Kette, bei der der TV am Ende nur noch das Bildsignal erhält.

Zwischenlösung für fehlende HDMI-2.1-Audiogeräte

Der Grund ist, dass AV-Receiver und Soundbars mit HDMI 2.1 noch Mangelware sind. Suchen wir dann nach Support für aktuelle Features wie Dolby Vision bzw. HDR 10 oder gar Variable Refreh Rate (VRR), wird es ganz, ganz eng. Um Signale nicht um aktuelle Bildtechnologien zu beschneiden, muss der kompatible TV das Signal vorerst zuerst erhalten und den Mehrkanalton weiterleiten. Das ist mit eARC in der Regel kein Problem – das kann es je nach Hardware und Einstellungen jedoch werden. Zunehmend wegfallende Lizenzen für DTS-Ton bei TVs kommen noch dazu.

Problemfall Windows 10 und Multikanalton

Problematisch kann es bei der Nutzung eines Windows-10-PCs mit der Microsoft-App für Dolby Atmos werden. Aussetzende Töne sowie Bugs beim Umstellen oder Einschränkungen wie „nur Dolby Atmos oder Stereo“ können dann nerven. Gründe können eARC, nicht ausreichend zertifizierte Kabel, Einstellungen und mehr sein. Interpretieren AVRs und Soundbars das Dolby-Atmos-Signal von Windows dazu nicht richtig, können Upmixing-Funktionen greifen, die den „echten“ Raumklang verfälschen. Wir berichten in diesem Artikel von aktuellen Beobachtungen und geben Tipps, wie sich das sorgenfreier lösen lässt.

Hinweis: Unsere Beobachtungen basieren auf der Nutzung eines aktuellen LG-OLED-TVs 2020, einem älteren Denon-AVR mit "nur" HDMI 2.0b und einem aktuellen PC mit RTX 3000. Die Voraussetzung für 4K, 120Hz plus VRR sind also seitens Display und Zuspieler erfüllt. Lediglich die aktuelle, aber quasi veraltete Soundhardware muss richtig integriert werden. Bei vergleichbaren Geräten anderer Hersteller können weniger oder gar stärkere Probleme auftreten. Uns fehlt aber natürlich die Möglichkeit, flächendeckend Geräte aller Hersteller unter die Lupe zu nehmen. Unser Vorschlag ist daher nicht die eierlegende Wollmilchsau für alle Heimkino-Nutzer, die auch einen PC als Zuspieler einbinden und sich hin und wieder über den Ton ärgern.

Kaum Probleme bei Konsolen

Die neuen Konsolen Playstation 5 und Xbox Series X/S haben das Problem in der Regel nicht – abgesehen von eigenen Beschränkungen für bspw. Dolby-Formate bei Sony oder Dolby Vision in Verbindung mit FreeSync bei der Xbox. Dort kommt der Ton stets digital per HDMI oder ggf. per Toslink an den TV bzw. die Sound-Hardware. Dies müssen Sie beim PC ggf. nachrüsten.

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HDMI-2.1-Heimkino mit dem PC: Workaround für weniger Tonprobleme

Ist beim PC HDMI 2.1 verfügbar, füttern Sie Ihren Fernseher mit einem standardgemäßen Bild. Der Ton kommt aber per Multikanal-PCM oder via App mit Dolby Atmos und der TV muss es per eARC weiterleiten können. Nutzen Sie Audiogeräte als erste Geräte in der Kette, gehen derzeit Bildinformationen verloren. Vertrauen Sie eARC bei Multikanal-PCM, kann es trotz richtiger Toneinstellungen am TV sein, dass nur Stereo weitergeleitet wird.

Die Lösung per Windows-App kann wie eben erwähnt dazu sehr wackelig laufen, gerne auch mal bis zum PC-Neustart die Arbeit einstellen oder statt Mehrkanalton nur noch ein Knacken liefern. Aussagen zur Fehlerquelle lassen sich nicht treffen. Sowohl die Atmos-App und Windows 10, das auch bei HDR-Spielen gerne zickt, als auch eARC oder AV-Receiver können je nach Gerätekonstellation und Einstellungen der Übeltäter sein.

Dolby Digital Live / DTS Connect statt Dolby Atmos und Multikanal-PCM

Wir haben uns nach dem Einrichten und ausgiebigen Testen an eine ältere Möglichkeit erinnert, die zwar auch ihre eigenen Begrenzungen hat, im Zusammenspiel mit einem PC, Laptop oder HTPC und dynamischen Inhalten aber durchaus für mehr Zufriedenheit sorgen und weniger Probleme bereiten kann: Dolby Digital Live bzw. DTS Connect.

Diese Technologien packen alle dynamisch berechneten Audiosignale in einen einfachen Digitalcontainer, mit dem aktuelle und ältere Multikanal-Audiogeräte im Normalfall keine Probleme haben. Gerade Nutzer älterer Soundbars mit Surround-Funktion, die lediglich Stereo-Cinch neben einem Toslink-Eingang bieten, können so wieder mehrkanaltauglich gemacht werden und ihren zweiten Frühling erleben - wenn zwischenzeitlich beispielsweise statt eines DVD-Players der PC oder ein Laptop als Zuspieler Verwendung gefunden hat.

Vorab: Bei „statischen“ Inhalten wie Filmdateien oder Blu-ray-Discs kommen Sie zwecks Dolby Atmos oder Dolby TrueHD nicht an HDMI vorbei. Dynamische Inhalte wie Spiele mit Dolby Atmos sind aber sehr, sehr rar. Treffen Sie doch mal auf eines, können Sie zur Einrichtung vorgehen, wie im nachfolgend verlinkten Artikel erklärt. Treffen Sie dann bei Nicht-Atmos-Inhalten auf Probleme, ist genau dieser jetzt von Ihnen geöffnete Artikel wieder interessant.

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Für unsere Praxisempfehlung für dynamische Inhalte (Spiele unter Windows und den Ton des Betriebssystems) spalten Sie praktisch Bild und Ton auf und geben dem modernen TV das Bildsignal, was er braucht, und Ihren aktuellen, aber quasi veralteten Audiogeräten ein Tonsignal, womit sie problemlos arbeiten können, ohne dass der HDMI-2.1-TV und eARC eine mögliche Fehlerquelle werden können.

Dolby Digital Live / DTS Connect: Was brauche ich?

Manche Mainboards haben Sound-Chips, die Dolby Digital Live (DDL) und DTS Connect (DTSC) unterstützen und per optischem Toslink-Digitalkabel ausgeben können. Vorhandene Toslink-Anschlüsse an sich bedeuten nicht automatisch, dass DDL und DTSC an Bord sind. Ist dies bei Ihrem Mainboard sicher nicht der Fall, benötigen Sie eine passende Soundkarte. Auf der Suche nach aktuellen Lösungen sind wir auf die Creative Sound Blaster X3 (USB, nur DDL) und die Creative SoundBlaster X AE-5 Plus (PCI-Express, sowohl DDL als auch DTSC) für jeweils rund 150 Euro gestoßen.

Auch indirekte Vorgänger wie die Soundblaster Z für unter 80 Euro oder die USB-Lösung Omni Surround 5.1 (nur DDL) für 65 Euro sind zu nennen. Diese sind zwar von 2012 / 2013, erledigen unter Windows 10 aber noch ihren Dienst.

Nachtrag vom 21. Januar: Kurze Zeit später stellte Creative außerdem die aktualisierte Variante der SoundBlaster Z SE für 99 Euro vor. Auch die bietet Dolby Digital Live und DTS Connect.

Die genannten Soundkarten bieten Funktionen, um den Ton digital als Dolby-Digital- oder DTS-Signal auszugeben. Sie punkten dazu mit Gaming-relevanten Features, Support für Hi-Res-Audio und erlauben jeweils, analoge Mehrkanal-Lautsprecher anzuschließen oder noch ältere AVRs mit Mehrkanal-Analogeingängen zu bedienen. Für Laptops und HTPCs ist die USB-Lösung vorzuziehen und schnell angeschlossen. Wer einen Gaming-PC als Zuspieler für den HDMI-2.1-TV nutzt, kann sich bei der internen Soundkarte AE-5 Plus neben einem schönen Look an sich sogar über RGB-Support freuen.

In beiden Fällen gestaltet sich die Einrichtung sehr einfach. Laden Sie die Software Sound Blaster Command herunter. Nach der Installation und dem Start wählen Sie unter Wiedergabe den Reiter Digital aus, setzen den Digitalausgang auf Standard und entscheiden sich je nach Soundkarte für Dolby Digital Live oder DTS Connect.

In der Software Sound Blaster Command wählen Sie das gewünschte Ausgangsformat aus und setzen es auf Standardeinstellung für die Tonwiedergabe.
In der Software Sound Blaster Command wählen Sie das gewünschte Ausgangsformat aus und setzen es auf Standardeinstellung für die Tonwiedergabe.
© pc-magazin.de

Suchen Sie bei Online-Shops nach Dolby Digital Live oder DTS Connect, gibt es noch weitere Modelle. Zuerst sind veraltete Geräte von Creative zu nennen. Dort können veraltete Treiber bzw. ein eingestellter Support jedoch Probleme bereiten: Audio-Delay zum Beispiel – oder Windows 10 verweigert die Zusammenarbeit bei DDL bzw. DTSC. Vereinzelt gibt es noch Soundkarten von Asus. Die sind nach unserer ersten Suche aber teilweise von 2015 bis 2017. Der Treiber-Support gerade für die alte, aber sehr gute Xonar-Reihe ist für Windows-10-Nutzer jedoch ein Graus. Für aktuellere Geräte fehlen uns bislang passende Muster für einen Test. Abstand nehmen sollten Sie von „Noname“-Lösungen, die DDL oder DTSC versprechen. Der Treiber- und Windows-Support können zu wünschen übrig lassen und Sie somit später zwingen, „doppelt zu kaufen“ - wenn es nicht gleich läuft.

Bild via HDMI 2.1 und Ton via DDL und DTSC – was beachten?

Beim TV, der via HDMI 2.1 von der Grafikkarte gefüttert wird, braucht es keine Änderungen. Am AVR oder der Soundbar müssen Sie je nach Quelle ggf. einstellen, welcher Toslink-Eingang bei ebenjener Quellenauswahl Verwendung finden soll. Einen Audio-Delay haben wir weder bei der genannten USB- noch der PCI-Express-Lösung vernehmen können. Ist er bei Ihnen vorhanden, können Sie das Signal in der Regel an den Audiogeräten entsprechend verzögern bzw. „nach vorne" schieben.

Wir hätten nicht gedacht, dass uns (noch) mangelnde HDMI-2.1-Audiogeräte wieder dazu bringen, optische Digitaleingänge zu aktivieren.
Mangelnde HDMI-2.1-Audiogeräte bringen uns wieder dazu, optische Digitaleingänge zu aktivieren. (Für aufmerksame Leser: "CD" als Quelle wird bei unserem Aufbau übrigens nur für Geräte mit Klinkenausgang verwendet - nicht für einen CD-Player).
© pc-magazin.de

Zusammenfassung und Fazit:

Next-Gen-Gaming-Technologien setzen auf HDMI 2.1. TVs sind nach und nach soweit. Audiogeräte lassen auf sich warten. Wenn ein Durchschleifen der Audiosignale vom PC, Laptop oder HTPC per eARC Probleme macht, kann der separate Weg über Dolby Digital Live und DTS Connect Ihnen viele graue Haare ersparen.

DDL und DTSC via Toslink sind am PC völlig ausreichend und ausgereift, wenn Sie 5.1 oder 7.1 von Spielen oder PC-Anwendungen ohne Probleme an alten Audiogeräten wiedergeben möchten. Für Dolby Atmos, DTS:X, True HD oder DTS HDMA braucht es zwingend HDMI. 3D- und HD-Formate sind am PC jedoch bis auf wenige Spiele-Ausnahmen lediglich über (UHD-)Blu-ray-Discs, bestimmte Videodateien oder je nach Anbieter via Streaming verfügbar.

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