Online-Videothek
Netflix in Deutschland nutzen
Netflix hat in den USA mehr Abonnenten als etwa der große Pay-TV-Kanal HBO. Dabei ist das Film- und Serienangebot von Netflix keine maximale Offenbarung. Das können Sie selbst sehen. Lesen Sie hier, wie's geht.

Think big! In den USA ist alles einen Nummer größer. Der größte Deutsche Pay-TV-Anbieter hat über drei Millionen Kunden, drüben sind es zehn Mal so viele. In den USA hatte Netflix Ende 2013 33,42 Millionen zahlende Kunden. In Deutschland bringt es laut einer Studie von IHS Screen Digest Sky Go als Abo-Onlinevideothek mit der größten Verbreitung auf zirka 0,9 Millionen Nutzer. Die bekommen das Angebot quasi als Dreingabe zu einem teuren Sky-Cinema-Abo.
Unter den reinen Abo-Onlinevideotheken schätzt Screen Digest 200.000 Kunden bei Lovefilm und rund 100.000 bei Maxdome. Watchever und Sky Snap tauchen in der Studie erst gar nicht auf. Watchever dürfte zwischen Lovefilm und Sky Go liegen, der Anbieter gewinnt nach eigenen Angaben jeden Monat eine sechsstellige Zahl an Neukunden, seitdem man Mitte 2013 anfing, mit Familie Schweiger massiv für den Dienst zu werben.
Die Million dürfte so bald erreicht sein. Von Abonnentenzahlen auf Sky-Niveau (3,5 Millionen im Herbst 2013) oder gar auf Netflix-Niveau sind deutsche Onlinevideotheken aber noch Lichtjahre entfernt.
Sind alle US-Abonnenten von Netflix Amerikaner?
Klare Antwort: Nein. Ich selbst nutze zurzeit Netflix, aus Neugierde. Und weil es geht. Der Anbieter hat nicht gerade mannshohe Hürden aufgebaut, um externe Kunden auszuschließen. Wozu auch? Sie zahlen ihre Abogebühren, tragen so zum Unternehmenserfolg bei und fallen auch sonst nicht unangenehm auf. Alles, was man zum Netflix-Vergnügen benötigt, ist ein PC oder Mac mit dem Browserprogramm Firefox oder Google Chrome und ein Plugin - also ein kleines Erweiterungsprogramm zum Browser.
Netflix schützt sich mit einer so genannten Geosperre gegen ausländische Zuschauer. Der Netflix-Server erkennt dabei den Standort eines Kunden anhand seiner Absenderadresse im Internet. Diese IP-Adresse beinhaltet einen eindeutigen Code für jedes Land. Netflix in den USA lässt so eine Anmeldung nur zu, wenn man sich über eine US-Amerikanischen Adresse registriert.
Und genau da kommt das Browser-Plugin zum Einsatz: Die kleine Software MedaHint etwa verbindet den Browser beim Aufruf von Seiten wie Netflix.com oder hulu.com nicht direkt, sondern baut die Verbindung automatisch über einen zwischengeschalteten Server (Proxy-Server) in den USA auf. Netflix sieht dann diesen Zwischenserver statt der deutschen IP-Adresse als Absender und erlaubt den Zugriff.
Der Kontakt über MediaHint klappt häufig, aber nicht immer. Alternativ bieten sich auch rein webbasierte Services wie etwa Webhop an, mit deren Hilfe man die Web-Umleitung sogar ohne die Installation eines Plugins schafft. Wie das Ganze funktioniert, wird auf der Webhop-Webseite Schritt für Schritt erklärt.

Zahlung mit deutscher Kreditkarte
Wenn alles geklappt hat, dann kann man sich auf Netflix registrieren. Man muss dabei eine gültige US-Postleitzahl (Zip-Code) eingeben und eine Kreditkarte als Zahlungsmittel hinterlegen. Diese wird erst nach einem kostenlosen Probemonat belastet, während dem man auch jederzeit wieder kündigen kann. Das Monats-Abo von Netflix ist mit 7,99 Dollar (ca. 5,90 Euro) günstiger als in allen deutschen Onlinevideotheken.
Praxis: Apps fürs Video-Streaming
Hinweis: In den Geschäftsbedingungen von Netflix ist von regionalen Einschränkungen des Angebotes und von Ortungs-Techniken die Rede, um diese zu kontrollieren. Es steht aber nirgends, dass man sich aus dem Ausland nicht anmelden darf. Wenn die Anmeldung aus Deutschland nicht mit den Geschäftsbedingungen konform ist, könnte dies allerdings die Löschung des Accounts nach sich ziehen. (Anmerkung der Redaktion)

Nicht auf Smart-TVs
Mit anderen Geräten als dem PC oder Mac ist der Zugang via IP-Adressen-Umleitung allerdings schwierig. Auf Smart-TVs oder dem Tablet lässt sich nicht so ohne weiteres eine Weiterleitung einrichten, die Netflix einen amerikanischen Absender vorgaukelt. Theoretisch wäre etwas Ähnliches möglich, indem man den gesamten Datenverkehr des DSL-Routers umleitet, doch das ist eher etwas für IT-Experten. Für alle anderen bleibt die Möglichkeiten, den Bildschirminhalt vom Computer auf den Smart-TV zu übertragen - zum Beispiel per Airplay-Bildschirmspiegelung und die Apple-TV-Box.
Praxis: TV-Serien auf dem Tablet sehen
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Auswahl an Filmen und Serien bei Netflix keine echte Offenbarung gegenüber Watchever, Maxdome & Co. ist. Europäische Inhalte sind natürlich Mangelware, aber auch viele halbwegs aktuelle und beliebte Filme aus Hollywood fehlen - zum Beispiel die James Bond Sammlung mit Ausnahme von "Skyfall", Harry-Potter-Filme oder etwa die "Herr der Ringe"-Trilogie. Natürlich gibt es bei Netflix die beiden Staffeln von "House of Cards" zu sehen, ebenso wie einige weitere "Netflix exclusive"-Produktionen.
Darüber hinaus fehlen aber auch eine ganze Reihe beliebter Serien und Filme, die hierzulande recht breit verfügbar sind. Die finale Staffel von "Mad Men" etwa fehlt bisher, ebenso wie die HBO-Serien "Die Sopranos", "Six Feet Under" oder "Board Walk Empire". Sie alle sind in Deutschland bereits in der einen oder anderen Onlinevideothek zu sehen. Doch auch Netflix ändert, wie alle anderen Online-Videotheken, sein Angebot stetig, so dass diese Betrachtungen natürlich reine Momentaufnahmen sind.
Fazit
Die größte Onlinevideothek der Welt kocht auch nur mit Wasser. Immerhin ist sie für Deutsche mit überschaubarem Aufwand erreichbar - auf Englisch eben. Die Bildqualität von Netflix ist ebenso sehenswert wie die kinderleichte Bedienung. Noch besser wär's natürlich, endlich die vollständige deutsche Version vorstellen zu können. Deren Start haben Netflix-Sprecher ja bereits mehrfach angedeutet - im Laufe des Jahres dürfte es soweit sein.