Doping für die Hardware

Mit alternativer Firmware mehr rausholen

16.9.2007 von Redaktion pcmagazin und Guido Lohmann

Aus mancher Hardware kann man noch ordentlich Leistung herausholen, wenn man alternative Betriebssoftware einspielt. Das geht soweit, dass man mit ein paar Mausklicks sein Produkt in ein teureres Modell verwandelt. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie diesen Artikel.

ca. 5:05 Min
Ratgeber
  1. Mit alternativer Firmware mehr rausholen
  2. Teil 2: Mit alternativer Firmware mehr rausholen
  3. Teil 3: Mit alternativer Firmware mehr rausholen
Mit alternativer Firmware mehr rausholen
Mit alternativer Firmware mehr rausholen
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Elektronische Geräte mit fester, in einen Chip gegossener Software gibt es kaum noch. Schon allein um Fehler nachträglich ausbessern zu können, lagert das Betriebssystem meist in einem Flash-Baustein oder auf einer integrierten Festplatte. Diese Firmwares werden nicht nur vom Hersteller, sondern auch von pfiffigen Programmierern modifiziert und zum Herunterladen angeboten.

Von kleinen Fehlerkorrekturen über neue Funktionen bis hin zu illegalen Anwendungsmöglichkeiten reichen die Veränderungen der Hacker. Anhand von Beispielen aus verschiedenen Produktkategorien zeigen wir, was alles möglich ist und wie man bei der Suche nach alternativen Firmwares für das eigene Gerät am besten vorgeht.

Mainboards

Zu den ersten aktualisierbaren Bestandteilen eines PCs gehören die Mainboards. Seit das BIOS der Hauptplatinen in wiederbeschreibbaren Speichern - so genannten Flash-Speichern residiert, nutzen Hersteller wie auch findige Hacker die Möglichkeiten, die eine nachträgliche Änderung des BIOS-Codes mit sich bringt. Bei offiziellen BIOS-Updates wird der Code meist ergänzt, um neue Hardware, vor allem Prozessoren zu unterstützen. Fast ebenso oft werden aber auch Fehler ausgebessert, die sich aufgrund der immer kürzer werdenden Entwicklungszeiten erst im "Feldversuch" beim Kunden offenbaren.

Mit alternativer Firmware mehr rausholen
Auch ohne Anwalt sollte einem klar sein, dass solche BIOS-Versionen nicht legal sind.
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Das Interesse der Hacker am Mainboard-BIOS zielt dagegen meist auf die Verbesserung der Leistung ab. Am häufigsten sind BIOS-Versionen, die zu Tuning-Zwecken größere Multiplikatoren erlauben oder höhere Spannungseinstellungen für den Prozessor und den Speicher. Letzteres ist für das stabile Übertakten oft notwendig, aber nicht ganz risikofrei. Ziel der höheren Spannung ist es, die Steilheit der Spannungskurve zu erhöhen und damit in einem geringeren Zeitraum auf eine bestimmte Mindestspannung zu kommen.

Das kann man sich leicht vorstellen. Angenommen, eine Spannungskurve steigt in einer Sekunde von ein auf zwei Volt an. Die Steigung ist geringer alswenn sie in einer Sekunde von ein auf drei Volt ansteigen würde. Sind nun zwei Volt die Grenze, ab der die Spannung als logische 1 gewertet wird, müsste man im ersten Fall eine Sekunde warten, käme also nur auf 1 Hertz. Mit der erhöhten Spannung dagegen dauert es weniger als eine Sekunde bis zum Grenzwert, was theoretisch eine höhere Frequenz erlauben würde.

Bei Mainboards geht es zwar um Megahertz, aber das Prinzip ist das gleiche. Der Nachteil: Ab einer bestimmten Spannung steigt nicht nur die Gefahr, den Chip zu zerstören, rapide an. Auch die Leistungsaufnahme steigt mit der Spannung und der Frequenz. Wer übertakten will, muss also auf jeden Fall für eine ausreichende Kühlung sorgen. Aber nicht immer ist die Suche nach dem letzten Quäntchen Leistung der Grund für ein gehacktes BIOS. Oft sind es bewusst eingebaute Limitierungen, die die Hacker nachträglich aufheben wollen.

Mainboards aus dem Computerladen sind davon normalerweise nicht betroffen, solche von Komplettsystemherstellern dagegen schon. Denn Dell und Co. haben kein Interesse daran, dass die Anwender mit gefährlichen BIOS-Einstellungen herumspielen und den Rechner, falls es schief geht, als Garantiefall abholen lassen. Kurzum: Wer seinen Rechner über das BIOS übertakten oder vermisste Einstellungen nachrüsten will, findet im Internet bisweilen inoffizielle BIOS-Updates, die meist als "modded" oder "hacked" BIOS bezeichnet werden.

Um schnell fündig zu werden, sucht man am besten nach der genauen(!) Bezeichnung des Mainboards, dem Begriff "BIOS" und der gewünschten Funktion. Die Board-Bezeichnung ist äußerst wichtig, denn schon ein angehängtes "Premium", ein zusätzlicher Buchstabe oder sogar die Board-Revision können entscheidend sein, wenn es darum geht, das korrekte BIOS zu finden.

Am einfachsten bekommtman die nötigen Informationen mit geeigneten Toolswie zum Beispiel der Freeware "CPU-Z" (www.cpu-z.de). Wer ganz sicher gehen will, sollte im Zweifel das Gehäuse aufschrauben und die Boardbezeichnung direkt ablesen. Es empfiehlt sich außerdem, als erstes im Handbuch des Mainboards nachzulesen, ob und wie man im Ernstfall das BIOS wiederherstellen kann, falls der Flash-Versuch daneben geht.

Verbieten kann einem das Flashen des BIOS keiner, solange einem der Rechner gehört. Viele Hersteller weisen aber darauf hin, dass die Garantie unter Umständen verloren geht. In die Gefilde des Illegalen begibt man sich allerdings, wenn man das Mainboard mit einem SLIC-BIOS flasht. Diese Versionen, die als "BIOSes for Instant Windows Vista OEM Activation" an jeder Internet-Ecke angeboten werden, hebeln den Kopierschutz von Windows Vista aus, indem sie das Mainboard und somit den Rechner als OEM-PC mit vorinstalliertem Vista tarnen.

Und das funktioniert recht einfach: Microsoft benutzt SLP 2.0 (System Locked Preinstallation) für den Aktivierungsprozess bei der OEM-Version von Vista. Dazu muss in der ACPI-SLIC-Tabelle (Software Licensing Description Table) ein öffentlicher Schlüssel vorhanden sein. Die gehackten BIOS-Versionen sind mit den nötigen Informationen ausgestattet und aktivieren sich quasi selbst.

Das mag für Freaks, die eine gültige Vista-Lizenz besitzen, aber oft Hardware austauschen und auf die mitunter fehlerträchtige Prozedur der Reaktivierung keine Lust haben, eine verlockende Aussicht sein. Aber selbst mit so einer Begründung dürfte man vor Gericht eine Menge Ärger bekommen, falls man erwischt wird.

Kameras

Auch wenn es in erster Linie der Fotograf, in zweiter das Objektiv und erst dann die Kamera ist, die die Bilder macht, kann es nicht schaden, wenn man einem alten oder unbefriedigenden Modell ein wenig auf die Sprünge hilft. Natürlich sollte auch bei einer Aktualisierung der Kamera-Firmware der erste Blick der Webseite des Herstellers gelten. Oft gibt es offizielle Firmwares, die nicht nur Fehler beheben, sondern auch die ein oder andere Verbesserung in der Handhabung oder sogar Leistung mit sich bringen. Einen wahren Leistungssprung gibt es aber meist nur, wenn man nach alternativen Firmwares sucht.

Mit alternativer Firmware mehr rausholen
Mit dem CHDK bringt man Kameras der Powershot-Reihe neue Funktionen bei, die auf verschiedenen Webseiten beschrieben werden.
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Einer der spektakulären Fälle ist das Firmware-Update eines russischen Programmierers, das aus der mittlerweile betagten Canon 300D mehr oder weniger eine Canon 10D macht. Zu bekommen ist dieses Update auf satinfo.narod.ru/en/download.html. So eine Typumwandlung in ein höherwertiges Modell funktioniert aber nur, wenn der Hersteller zwei gleiche Modelle mit unterschiedlicher Firmware herausbringt, um verschiedene Preisbereiche abzudecken.

Bei aktuellen Kameras haben die meisten Hersteller dem einen Riegel vorgeschoben. Dennoch lohnt sich die Suche im Internet nach dem eigenen Kameramodell und dem Begriffpaar "Firmware Hack". Andere Hacker spezialisieren sich nicht auf bestimmte Modelle, sondern auf Kamerabaureihen, die gleiche Kernbestandteile besitzen normalerweise den gleichen Bildprozessor.

Für Besitzer von Canon Kameras mit dem Bildprozessor "Digic II" – eingebaut zum Beispiel in diverse Modelle der Powershot-Reihe –empfiehlt sich der Blick auf die Seite scratchpad.wikia.com/wiki/CHDK (englisch) oder zonebattler.twoday.net/stories/17697 04 (deutsch). Dort erfährt man mehr über das "Canon Hacker’s Development Kit (CHDK)", das den Kameras unter anderem den Zebra-Modus (blinken bei über- oder unterbelichteten Bereichen) und vollautomatisierte und daher berührungslose Belichtungsreihen beibringt, mit denen man z.B. HDR-Fotos schießen kann.

Je seltener eine Kamera oder Marke ist, desto unwahrscheinlicher ist es, eine alternative Firmware dafür zu finden, aber auch für "große" Marken gibt es nur wenig Brauchbares– zu viel sollte man also nicht erwarten. Wie schwierig es ist, einer Kamera neue Funktionen beizubringen, zeigt der Versuch der Gruppe "NikonD70_hak", die vor einigen Jahren der Nikon D70 die Spiegelvorauslösung beibringen wollte, aber bis heute nichts erreicht und wohl auch schon längst aufgegeben hat.

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