Sockel, Formfaktor, Ausstattung und mehr
Worauf Sie beim Mainboard-Kauf achten müssen
Ein neuer Rechner steht an. Doch was gilt es beim Mainboard-Kauf zu beachten? Unser Ratgeber klärt alle offenen Fragen bei der Wahl des neuen Mainboards.

Beim Kauf eines neuen Mainboards gibt es eine ganze Reihe von Stolperfallen zu beachten. Insbesondere beim ersten eigenen Zusammenbau kann hier einiges schiefgehen. Doch mit ein wenig Hilfestellung finden sich auch Technik-Laien im Dickicht des Mainboard-Kaufs zurecht.
Wir klären daher im Folgenden Schritt für Schritt, was Sie beim Kauf eines neuen Mainboards beachten müssen. Von der Wahl des richtigen Formfaktors über den passenden Sockel und Chipsatz für die CPU bis hin zur ausreichenden Ausstattung ist alles dabei.
Schritt für Schritt: Was Sie beim Mainboard-Kauf beachten müssen
Für alle, die es eilig haben...
Die folgenden Schritte gilt es beim Kauf eines neuen Mainboards zu beachten:
- Für welchen Zweck benötige ich ein neues Mainboard? Muss es das Neueste vom Neuen bieten oder soll es vor allem günstig sein?
- Welcher Formfaktor passt in meinen Rechner?
- Welche Prozessoren unterstützt mein Mainboard? Bietet es den passenden Sockel und Chipsatz?
- Sind genug Anschlüsse für die gesamte vorhandene oder geplante Peripherie und Hardware vorhanden?
Wem diese Kurzanleitung zu bündig gefasst ist, der findet im Folgenden detaillierte Hilfestellungen für jeden der oben genannten Schritte.
Schritt 1: Welchen Zweck soll das Mainboard erfüllen
Um nicht zu viel Geld für ein neues Mainboard ausgeben zu müssen, empfiehlt es sich, bereits zu Beginn zu wissen, welchen Zweck der Rechner später erfüllen soll. Grob einteilen lassen sich Heimcomputer in die Bereiche Office, Multimedia, Gaming sowie Bild- und Videobearbeitung.
Bei einem Office-Rechner reicht meist schon das nötigste. Große Anschaffungen sind hier nicht zweckdienlich. Denn ein solcher Rechner muss meist nur mit wenig anspruchsvollen Textbearbeitungprogrammen, dem Browser und Emails klarkommen. Auch an einen Multimedia-Rechner zum Musik hören, Video streamen, etc. sind keine besonders hohen Anforderungen zu stellen. Bei beiden sind Sie daher nicht auf den aktuellsten Chipsatz oder großartige Sonderwünsche angewiesen.
Bei Gaming-Rechnern sieht die Sache anders aus. Wer das meiste aus seinen bzw. ihren Spielen herausholen möchte, darf gerne in moderne Chipsätze investieren, um auch langfristig Spaß an der Hardware und Zusatzfunktionen wie dem SSD-Turbo Directstorage oder der PCIe-Technologie Resizeable Bar zu haben. Ähnlich sieht es bei einem Rechner zur Bild- und Videobearbeitung aus. Auch hier ist eine größere Investition sinnvoll.
Schritt 2: Welcher Formfaktor passt in den Rechner?
Nachdem die Frage nach dem Zweck geklärt ist, folgt der nächste große Punkt: Welches Mainboard passt überhaupt in den Rechner?
Mainboards gibt es in verschiedenen Formfaktoren, die drei üblichsten lauten Mini-ITX, Micro-ATX und ATX. Die Maße sind dabei wie folgt:
- ATX: 30,5 x 24,4 cm
- Micro-ATX: 24,4 x 24.4 cm
- Mini-ITX: 17 x 17 cm
Dabei ist meist in den technischen Daten des PC-Gehäuses angegeben, welche Farmfaktoren maximal unterstützt werden. Handelsübliche Rechner bieten meist ATX, sogenannte Midi-Tower bieten Micro-ATX und kleine Mini-PCs bieten Mini-ITX. Das Einbauen kleinerer Faktoren in größere Rechner stellt in der Regel kein Problem dar.
Schritt 3: Welchen Sockel unterstützt der Prozessor?
Wir wissen nun, welchen Zweck das Mainboard erfüllen soll und wie groß das Modell maximal sein darf. Der nächste Teil ist die Wahl des passenden Sockels.
Je nach CPU muss unser Mainboard über einen unterschiedlichen Sockel verfügen, in den der Prozessor eingesteckt werden kann. Diese sind von Hersteller zu Hersteller (in diesem Fall von Intel zu AMD) unterschiedlich. Während Intel bereits seit Jahren auf das LGA-System (Land Grid Array) setzt, vertraut AMD aktuell noch auf das PGA-System (Pin Grid Array). Gerüchten zufolge soll aber auch AMD künftig zu einem LGA-System wechseln.
Nach diesem kurzen technischen Ausflug ganz handfest:
- Bei Intel heißt der aktuelle Mainstream-Sockel LGA1700. Er unterstützt die neuen Alder-Lake-Prozessoren der 12. Generation (z.B. i7-12700K). Davor war für nicht einmal zwei Jahre der Sockel LGA1200 im Einsatz. Er bediente die beiden 14-nm-Serien Comet Lake und Rocket Lake, also die Generationen 10 und 11.
- AMDs aktueller Mainstream-Sockel ist AM4. Dieser Sockel wird sowohl von Ryzen 3000 als auch von den aktuellen Ryzen-5000-Modellen verwendet. Mittelfristig erwarten wir bei AMD einen neuen Sockel, der auf den Namen AM5 hören könnte. Vermutlich wird dieser gegen Ende 2022 mit Ryzen 7000 eingeführt und bedeutet dann denn Wechsel von PGA zu LGA. Diese Einschätzung beruht aber aktuell noch auf Gerüchten.
- Beider Hersteller bieten zudem Workstation-Sockel an. Diese richten sich an Personen, die einen PC mit besonders mächtiger Hardware für schwere Workloads betreiben wollen. Bei Intel ist dies der Sockel LGA2066, bei AMD der TRX4 für Threadripper-Prozessoren. Künftig erwarten wir außerdem einen weiteren Intel-Sockel mit der Bezeichnung LGA1800. Wann dieser starten soll ist noch unbekannt. Für die meisten Nutzenden dürften diese Sockel von keiner Bedeutung sein. Wir führen sie vor allem der Vollständigkeit halber auf.
Von älteren Sockeln sollten Sie sich heute bereits fernhalten. Denn zukunftssicher sind diese Modelle auf keinen Fall mehr.
Schritt 4: Welchen Chipsatz unterstützt der Prozessor?
Neben dem Sockel diktiert der Prozessor auch die Wahl des Chipsatzes, der auf dem Mainboard verbaut ist. Erneut ist dieser vor allem vom gewählten Hersteller, also Intel oder AMD, abhängig. Allerdings sollten Sie außerdem darauf achten, dass der Chipsatz zur Prozessor-Generation des Herstellers passt. Aktuelle Chipsätze für den Eigenbau lauten dabei wie folgt:
- Intel
- Z690: Highend-Chipsatz für Prozessoren der 12. Generation (Sockel LGA1700)
- Z590: Highend-Chipsatz für Prozessoren der 11. Generation (Sockel LGA1200)
- B560: Allround-Chipsatz für Prozessoren der 11. Generation (Sockel LGA1200)
- Z490: Highend-Chipsatz für Prozessoren der 10. Generation (Sockel LGA1200)
- B460: Allround-Chipsatz für Prozessoren der 10. Generation (Sockel LGA1200)
- AMD
- X570: Highend-Chipsatz für Prozessoren ab Ryzen 3000 (Sockel AM4)
- B550: Allround-Chipsatz für Prozessoren ab Ryzen 3000 (Sockel AM4)
- X470: Highend-Chipsatz für Prozessoren ab Ryzen 1000 (Sockel AM4)
- B450: Allround-Chipsatz für Prozessoren ab Ryzen 1000 (Sockel AM4)
Ein günstiger Allround-Chipsatz für Intels 12. Generation folgt vermutlich erst im Frühjahr 2022.
Tiefergehendere Informationen zu den Chipsätzen von AMD und Intel sowie Empfehlungen zu lohnenswerten Modellen finden Sie in unseren beiden Ratgebern "Intel-Mainboard 2021: Welcher Chipsatz ist der Richtige?" und "Ryzen-Mainboard kaufen: Welcher AMD-Chipsatz ist der richtige?"
Ausstattung & Anschlüsse
Je nach Modell bieten Mainboards trotz identischer Chipsätze und Sockel unterschiedliche Ausstattung. Da der größte Teil der PC-Peripherie und auch der internen Hardware direkt an das Mainboard angeschlossen wird, sollten Sie hier nicht zu geizig in der Auswahl sein. Folgende Ausstattungsmerkmale gilt es beim Mainboard-Kauf zu beachten:
- Wie viele USB-Anschlüsse bietet das Mainboard? Wie viele davon sind USB 3.2 Gen 1 bzw. Gen 2?
- Welche Grafik-Anschlüsse besitzt das Mainboard (z.B. HDMI, DisplayPort)? Ist mein Monitor mit einem davon kompatibel?
- Wie viele Speichermedien kann ich an das Mainboard anschließen? Wie viele SATA- und PCIe-Slots verfügt das Mainboard für diesen Zweck?
- Wie viele PCIe-Slots sind für Grafikkarte, WLAN-Antenne, Soundkarte und Co. vorhanden?
- Welchen RAM-Typ unterstützt das Mainboard? DDR5, DDR4 oder DDR3? Wie viele Steckplätze sind vorhanden?
- Besitzt das Mainboard einen Ethernet-Port für den LAN-Kabel-Anschluss?
- Sind Mikrofon-, Kopfhörer- und Lautsprecherausgänge vorhanden?