Ich höre was, das du nicht siehst
In-Wall-Home-Installation
Immer mehr Deutsche tun es: Sie lassen sich Ihre Audio-, Video-Komponenten und PCs nicht nur vernetzen, sondern auch weitgehend unsichtbar ins Wohnambiente integrieren. Greift jetzt der Installationstrend aus den USA auch richtig auf Deutschland über?
- In-Wall-Home-Installation
- Fast alle machen mit
- Selbst ist der Fun
- Heimvernetzungslösungen

James Bond, Austin Powers oder Dr. Evil lebten es schon viele Jahre vor: Der Herr des Hauses drückt auf ein verborgenes Knöpfchen und Bilder verwandeln sich in Bildschirme, Lautsprecherboxen klappen aus und Sofas verwandeln sich in Spielwiesen.
Auch opulente Heimkinos ohne sichtbare Technik mit markdurchdringendem Surround-Sound im eigenen Haus gehörten bisher in die entrückte Welt der Traumfabriken von Holly-bis Bollywood. Was gestern noch nicht von dieser Welt oder zumindest nicht von diesem Kontinent war, hält langsam Einzug in deutsche Haushalte.
Die Betonung liegt auf langsam. So mancher Szenekenner wundert sich über eine gewisse Blockadehaltung vieler alteingesessener Audio- und Video-Händler, die sich der Beobachtung nach immer noch vehement gegen PlayStation-Anbindung und iPod-Integration sperren und Home Installation kampflos den Elektrofachbetrieben überlassen.
"Denen ist es doch ganz egal, was sie in die Wand schrauben", warnt ein Insider, der lieber nicht genannt werden möchte, seine Branche vor dem Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit.
Doch es ist nicht alles so negativ, immerhin interessieren sich inzwischen so viele AV-Fachhändler für das Thema Home Installation, dass Spezialisten wie Michael Liesenfeld, der gerne als Consultant den Händlern Starthilfe in den neuen Markt leistet und sie bei besonders komplexen Projekten betreut, kaum nachkommt, alle Anfragen zu befriedigen.
Auch das unterscheide den deutschen Markt von dem englischen, der nach Liesenfelds Auffassung viel weiter entwickelt und näher an vorbildlichen amerikanischen Verhältnissen sei.
Neidische Blicke über den grossen Teich
Einigkeit herrscht zwischen unterschiedlichen Marktbeobachtern, wenn es um die dahinterstehenden Ursachen geht, dass hierzulande die Entwicklung weit hinter Amerika zurückbleibt, wo es beinahe die selbstverständlichste Sache der Welt zu sein scheint, sich ein richtiges Home Theater mit Kino- Appeal und perfekter Systemintegration einrichten zu lassen.
Die Holzbauweise der meisten amerikanischen Eigenheime, wo sich ohne großen Aufwand Leitungen unsichtbar verlegen oder Teile von Wänden und Decken ausschneiden lassen, um Lautsprecher und andere Komponenten darin zu versenken, sei der Hauptunterschied, der für Amerikas Vorsprung durch Einbau-Technik verantwortlich sei. Ein Übriges tragen traditionelle HiFi-Händler dazu bei, die sich - wie ein Insider bemerkt - schon schwer tun, nur einen Beamer unter die Decke zu schrauben.
Frank Gaisser, Product Manager von Harman/Kardon führt außerdem die zurückgehenden Bauaktivitäten als Hindernis an: Denn wenn man schon nicht wie in USA einfach ein paar Planken herausreißen kann, um Lautsprecher und Kabel zu integrieren, dann bleibt nur die Chance, alles von vornherein einzuplanen.
Das haben in den letzten Jahren tatsächlich einige flexible Händler begriffen. Vorreiter wie Studio 26 in Stuttgart, HiFi im Hinterhof in Berlin oder Klangstudio Pohl nahe Mainz arbeiten deshalb mit einem ganzen, anpassungsfähigen Netzwerk von Spezialisten zusammen, zu denen Architekten, Innenausstatter, Installateure, Schreiner und Möbelbauer zählen.