Entfernte Verwandte

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12.6.2007 von Redaktion pcmagazin und Michael Außerbauer

Philips und MacroSystem sind die Hersteller der beiden Media-PCs im Test. So ähnlich die beiden Geräte auch auf den ersten Blick aussehen, so sehr unterscheidet sie ihr Konzept. Alles über ihre Stärken und Schwächen.

ca. 7:05 Min
Ratgeber
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Philips und MacroSystem sind die Hersteller der beiden Media-PCs im Test. So ähnlich die beiden Geräte auch auf den ersten Blick aussehen, so sehr unterscheidet sie ihr Konzept. Alles über ihre Stärken und Schwächen.

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Weder sind die zwei Konzepte grundsätzlich neu, welche sich hier als Philips-Media-Center-PC sowie als MacroSystem Enterprise gegenüberstehen, noch ist es die spezifische Ausformung der Hardware. Trotzdem zeigen die Rechner – denn nichts anderes sind die beiden Unterhaltungskünstler letztlich –, dass auch hier die Zeit nicht stehen geblieben ist. Denn wo vor Jahr und Tag noch lärmende Lüfter in den Kisten an einen startenden Jet gemahnten, ist jetzt leise Heatpipe-Kühlung getreten, und zudem ist leistungsmäßig ordentlich Dampf unter der Blechhaube.

Allein die Tatsache, dass Philips wieder einen PC baut, lässt aufhorchen. Das letzte echte Rechner-Exemplar, das der Autor dieser Zeilen zu Gesicht bekommen hat, war ein SX 386 zu Beginn der 90er-Jahre. Ein vorzüglicher Rechner übrigens, beeile ich mich hinzuzufügen. Aber wo man seinerzeit noch mit Kommandos wie "xcopy" und "deltree" auf der schmucklosen DOS-Oberfläche dem Rechenknecht befahl, ist jetzt Win XP Media Center Edition getreten. Und so ist der Philips auch kein Rechner, sondern ein echtes Media-Center. Das aber trotzdem als Rechner alles das kann, was seine grauen Kollegen in Büros und Arztpraxen, in Buchhaltungen und Amtsstuben auch können: Tabellenkalkulation und Textverarbeitung, Grafik und Präsentation.

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In einem geschützten Bereich der Festplatte befinden sich beim Philips die Wiederherstellungsdateien: praktikabel – eine DVD wäre dennoch sinnvoller.
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Einen anderen Weg geht MacroSystem: Wie auch bei Jusst und Rollei ist es hier eine proprietäre Oberfläche, die den Weg auf die darunter liegenden Rechnerfunktionen verstellt. Was sich hier so restriktiv anhört, hat seine Vorteile. Klein Fritzchen (dem Trend der Zeit folgend, auch gerne klein Yannick oder Lukas) kann so nicht aus Fez in der Registry herumpfuschen oder bei der Installation eines Spiels das Betriebssystem in das große Blaue da oben schicken. Dass das geht, wird jeder wissen, der schon einmal gezwungen war, seinen Rechner von Grund auf neu aufzusetzen, weil ein unbekümmertes Familienmitglied seiner Kreativität freien Lauf gelassen hat. Über eventuelle emotionale Verspannungen und familieninterne Schieflagen wollen wir hier einmal gar nicht reden.

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MacroSystem: Aufgeräumt und sehr logisch. So stellt man sich eine Menüführung vor.
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Welches System das bessere ist, ist pauschal nicht zu beantworten. Das kommt darauf an. "Worauf", das ist Gegenstand des vorliegenden Tests.

Philips MCP 9360i Media Center

Nein, so laut wie beim Starten bleibt er nicht. Das Erschrecken ist verständlich, glaubtman doch, nach dem Einschalten zunächst eine Pratt-&-Whitney-Turbine angeworfen zu haben. Aber diese vorsorgliche Kühlung ist eher als ein Hinweis darauf zu verstehen, dass der Rechner im Notfall auch kräftig Wärme ableiten kann. So schnell, wie der Spuk kam, verschwindet er auch wieder, und ansonsten zeichnet sich der Philips nur noch durch ganz leises Kratzen der Festplatte aus. Allen, für die ein Handbuch bestenfalls als Anzündhilfe für den häuslichen Kamin taugt, sei empfohlen, die Dokumentation zu studieren. Sonst nämlich stehen sie nach dem Start des Rechners plötzlich der Frage auf dem Bildschirm gegenüber, in welcher Sprache sie denn ihr System gerne hätten.

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Das ausgeklügelte Innere des MCP 9360i beherbergt einen leistungsstarken Prozessor und andere reguläre PC-Komponenten.
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Dummerweise lässt sich das aber nicht auswählen, denn dazu benötigt man Maus oder Tastatur. Die mitgelieferte Tastatur funktioniert ganz prächtig, wenn man sie zuvor mit einem kleinen Knopf am Gerät anmeldet. Wenn nicht, nutzt auch die mitgelieferte Fernbedienung nichts. Da muss dann eine USB-Maus ran, so man eine hat. Danach kommt, wie gewohnt, Windows XP und die zugehörige Media Center Edition. Der Konfigurationsprozess bis zum endgültigen Laden des Betriebssystems dauert immer noch so lange, dassman gemütlich eine Tasse Kaffee trinken kann. Immerhin: Auf früheren und schwächeren Systemen reichte die Zeit, um Getreide zu mahlen und Brot zu backen.

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USB und Kartenleser für Bild- und Klangdateien sind bei Philips leicht erreichbar und funktional.
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Die Windows MCE ist, wie sie ist: funktional und mit einer netten Oberfläche. Jetzt funktioniert auch die handliche und gewohnt gute Fernbedienung. Allerdings lässt sich der Mauszeiger damit nicht steuern. Da war man seinerzeit bei dem revolutionären Philips-CDIPlayer schon ein wenig weiter.

Der Philips spielt alles ab, was die MCE zulässt – er tut es gut, und er tut es leise. Damit das klappt, haben die Techniker bei Philips einigen Aufwand betrieben, wie der Blick ins Gehäuse zeigt: Der 3,4 GHz Intel Pentium D bedient sich einer aufwändigen Heatpipe, um seine Wärme loszuwerden. 1 GByte RAM sorgt für schnelles Arbeitstempo, und die Festplatte stellt netto 230 GByte zur Verfügung. Das reicht überall hin. Das "Netto" übrigens bei der Festplatte hat seinen Grund: Ein Blick in die Systemsteuerung zeigt eine versteckte Partition mit den Daten zur Systemwiederherstellung. Wäre es da nicht besser gewesen, eine DVD beizulegen, anstatt 5 GByte von der Festplatte abzuknapsen?

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Was das System so außergewöhnlich macht, ist seine Anhängigkeit an den Viiv-Standard von Intel. Dadurch wird geregelt, wie das Gerät mit anderen kommuniziert, wie es zu bedienen ist und welche Stromsparmodi möglich sind. Um es vorweg zu sagen: Wer Strom sparen will, der sollte den Rechner wirklich herunterfahren. Der Druck auf die Ausschalttaste macht zwar den Bildschirm dunkel, aber den Rechner nicht aus. Der verbraucht weiter (reduziert) Energie, um beim Einschalten sofort wieder da zu sein.

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Sieht aus wie eine ATX-Anschlussblende. Funktioniert auch so. Der Philips läuft auch an VGA.
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Insgesamt ist das Philips-Media-Center allein schon aus optischen Gründen eine erfreuliche Maschine: Gebürstetes Aluminium teilt sich die Front mit einer schwarzen Verglasung. Aber was den Rechner wirklich interessant macht, ist – neben der Funktion als Audio-, Video- und Fotoplayer – die Möglichkeit, einen internet-fähigen PC am Fernsehgerät hängen zu haben, welcher nicht so aussieht wie ein Computer. Schnell googeln oder bei Wikipedia reinsehen – das geht ganz mühelos. Und da sind noch zwei weitere Dinge, die erwähnenswert sind und in erheblichem Maße dazu beitragen, dass Video-Wiedergabe mit dem Philips wirklich Spaß macht:

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HomeVision Wertung Philips
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Digital Natural Motion sowie bewegungsadaptives Deinterlacing. Während das eine dafür sorgt, dass Bildruckeln der Vergangenheit angehört, optimiert das andere mittels eines intelligenten Algorithmus das Deinterlacing. Resultat: scharfe und ansehnliche Bilder – auch mit fragwürdigen Quellen. Auch die Vernetzung mit anderen Rechnern im Haus ist kein echtes Problem, denn mit ein wenig Grundkenntnissen kann man XP vernetzen und die MCE damit auch. Somit kann man auf sämtliche anderen Quellen im Hause zugreifen. Schön und sehr nützlich.

MacroSystem Enterprise NEO

Handelt es sich beim Philips um einen vergleichsweise normalen PC, wenn auch um einen, der sophisticated aufgebaut ist, so ist der MacroSystem Enterprise NEO eine konfektionierte Lösung. Zuerst einmal: Der NEO ist der kleine Bruder des großen Enterprise. Das heißt im Klartext: ein kleineres, lediglich zweizeiliges Display und eine kleinere Festplatte (250 GByte).

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Konfektioniert bezieht sich in diesem Fall auf zweierlei, auf die Hard- und die Software. Denn hardwareseitig benutztman bei Macro- System eine Platine mit VIA-Chipsatz sowie integrierten Komponenten. Wer jetzt an EPIA denkt, liegt nicht völlig daneben. Wer jetzt darüber erschrickt, schon. Denn das System ist brav und zudem leistungsmäßig wirklich ausreichend, sorgt doch auch noch ein Philips- NEXPERIA-Chip für multimediale Power. Konfektioniert ist auch die Software, denn ein kurzes Aufblitzen des GRUB-Bootloaders sagt dem Kenner, dass in der Kiste ein Linux werkelt. Und – anders als bei Windows – kann man dem als Amateur (gottlob) nicht unter die Haube schauen. Der NEO fährt hinreichend zügig hoch und zeigt anschließend ein sehr übersichtliches und gut gestaltetes Auswahlmenü. Wer damit nicht zurechtkommt, der wird auch seinen Toaster nicht bedienen können. Musik hören und speichern (in einer übersichtlichen Bibliothek), DVDs wiedergeben und brennen und natürlich TV via Satellit empfangen und die Sendungen als MPEG-2 auf Platte speichern – genau dafür ist der Enterprise NEO gemacht.

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Viele Funktionen sind am NEO selbst zu steuern: vorbildlich und benutzerfreundlich.
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Dank eines Doppeltuners kann man den Recorder auch voll nutzen und andere Programme aufnehmen, alsman gerade ansieht. Alles sehr schön und alles sehr gut implementiert. Die Arbeit verrichtet er eine Spur lauter als der Philips, obwohl die Hardware im Inneren nicht einmal so kühlungsintensiv ist. Laut allerdings ist auch das noch nicht.

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So sieht ein echtes ATX-Feld aus, wie man es von Computern kennt.
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Dass nicht der ganz große Prozessorbolide da arbeitet, merkt man bei der Kompression von MP3-Dateien. Musik von der CD zu ziehen und dann in das kleine Format umzurechnen ist nämlich aufwändig. Es empfiehlt sich, eine Tasse Kaffee bereitzuhalten.

Immerhin kann man das Rippen von CDs auch parallel zu anderen Tätigkeit betreiben – zum Beispiel, während der NEO Programme empfängt. Schön ist die Bedienbarkeit über die Gerätefront mit den ein bisschen weichen, dafür allerdings vielen Tasten. Und sehr schön ist auch die Fernbedienung, welche sowohl in Größe als auch Aussehen der von Philips ähnelt, jedoch im Finish und der Funktionalität noch einen draufpackt.

Ein bisschen ist das System indes "work in progress", denn nicht alle Schnittstellen auf der Rückseite funktionieren tatsächlich. Das ist indes nichts Ungewöhnliches. Auch andere Linux-basierte Multimedia-Center verfahren gleich. Vernetzen jedoch wäre nett gewesen, denn Rechner sind nicht dazu gemacht, isoliert in der Gegend herumzustehen. Mal sehen, was die nächsten Updates bringen. Nach Auskunft von MacroSystem denktman auf jeden Fall intensiv darüber nach.

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HomeVision Wertung Macrosystem
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Wer darüber meckert, sollte allerdings bedenken, dass er mit den Enterprise-Systemen eine Lösung bekommt, die aufgrund ihrer Funktionsvielfalt nicht extrem auf externe Datendangewisen ist. Aber trotzdem: Ein echtes Plus wäre es auf jeden Fall.

Fazit

Der Philips ist eine wirklich sauber implementierte, gute und funktionale Lösung, die vermutlich jeder gerne in seinem Wohnzimmer sähe. Und noch ein letztesWort: Mit dem Zubehör, speziell den Kabeln, die Philips beilegt, könnte man ein eigenes Geschäft aufmachen. Für jeden Fall ist die richtige Strippe dabei. Genau so sieht ein attraktives Komplettpaket aus.

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Daten und Messwerte
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Bild und Ton des MacroSystem NEO sind durchaus gut – vor allem die MP3s machen Freude. So bleibt ein positiver Eindruck eines Gerätes, dessen Funktionsumfang gigantisch, dessen Verwendbarkeit universell und dessen Konzept durchdacht und bedienerfreundlich ist. Hier und da kann man an Details noch ein wenig feilen, um ein Gerät anzubieten, das in seinem Nutzwert eine echte Bereicherung für das heimische Wohnzimmer darstellt.

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