Digitales Antennenfernsehen
DVB-T2 HD erklärt: Alles über Technik, Geräte und mehr
Endlich Fernsehen in Full-HD! Ausgerechnet über Antenne wird ab Mitte 2016 das derzeit bestmögliche HD-Signal ausgestrahlt. Das Zauberwort heißt DVB-T2 HD. Die Gerätehersteller haben bereits aufgerüstet. Wir verraten alles zur neuen Technik.
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- DVB-T2 HD erklärt: Technikflotte, Bandbreiten, Testsignale

Alle Infos zu DVB-T2 HD: Seit Jahren nimmt die Nutzung von Sat-TV, Kabel und IPTV permanent zu. Nichtsdestotrotz sehen nach wie vor gut zehn Prozent aller Deutschen über den Empfangsweg DVB-T fern, insbesondere Bewohner der Ballungsräume, in denen das Aufstellen von Satellitenschüsseln nur schwer möglich und auch kein Kabelanschluss vorhanden ist. Eines war der terrestrischen Kundschaft jedoch bislang verwehrt: Fernsehen in High-Definition. Seit Mitte 2016 hat sich dies nun schrittweise geändet - mit dem Start des Testbetriebs von DVB-T2 HD.
Ein technisch gesehen längst notwendiger Schritt. Doch wie kam es letztendlich dazu? Veit Olischläger von der Initiative DVB-T2 HD weiß mehr: "Der Umstieg ist in der Reduktion der Frequenzen durch den Bund und dem Wunsch nach HD-Inhalten seitens der Zuschauer begründet. Im Rahmen der sogenannten Digitalen Dividende II wurden Rundfunkfrequenzen für mobiles Internet umgewidmet. Zum Erhalt, aber auch zur möglichen Stärkung der Terrestrik ist die Modernisierung unumgänglich."
DVB-T2 HD erklärt - das müssen Sie wissen
Unumgänglich ist demnach auch, dass alle relevanten Sendergruppen an Bord sind. Am sogenannten Runden Tisch erarbeiteten ARD, ZDF, die RTL-Gruppe und die ProSieben-Sat.1- Gruppe mit den Landesmedienanstalten gemeinsam die Spezifikationen, also die "Minimum Requirements" für die T2-Technik.
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Das Ergebnis: In der Kombination von DVB-T2, wie es etwa in Österreich bereits genutzt wird, und dem Videokodierungsverfahren HEVC (High Efficiency Video Coding) wollen die Programmanbieter via Antenne mehr Kanäle als bisher anbieten - und dies vor allem mit deutlich verbesserter Bildqualität. "Die Aussendungen über die Plattform der Media Broadcast sollen in 1080p50 erfolgen", erklärt Horst Indek, Verantwortlicher Ingenieur Programmverbreitung der RTL-Gruppe. "Der Vorteil liegt für den Verbraucher darin, dass er eine sehr hohe Bildqualität erhält, da unter anderem das verwendete Videocodierverfahren HEVC für 1080p50 optimiert ist. Wir wollen die bestmögliche Bild- und Tonqualität zum Kunden bringen."
Besser als Sat und Kabel
Übersetzt heißt das: Terrestrik-Nutzer bekommen künftig sogar eine bessere Bildqualität als Sat- und Kabel-Zuschauer. Denn hier wird HD lediglich in 720p gesendet, was in erster Linie den hohen Bandbreiten geschuldet ist. Einen weiteren Vorteil sieht Dr. Andreas Bereczky, Produktionsdirektor des ZDF: "Aus Zuschauersicht ist es ein Verbreitungsweg, über den man in Ballungszentren ohne zusätzliche Kosten eine hohe Zahl von Programmen sehen kann." Ohne weitere Kosten soll es allerdings nur aus Sicht der Öffentlich-Rechtlichen bleiben.
Die privaten Sendeanstalten dagegen werden die Möglichkeiten der neuen Technologie nutzen, um ein zahlungspflichtiges Modell im Stil von HD+ einzuführen. Sprich: RTL, ProSieben und Co. wird es auch via Antenne nur noch gegen Gebühr zu sehen geben.
Die Sendergruppen schieben an dieser Stelle jedoch zunächst das Bestreben des Plattformbetreibers vor. RTL-Mann Indek erklärte gegenüber video nur so viel: "Wir gehen davon aus, dass die monatlichen Kosten bei einem mittleren einstelligen Eurobetrag liegen." Ähnlich vorsichtig formulierte es auch Klaus Steffens, Leiter Technik Distribution bei ProSiebenSat.1 Media: "Für den Empfang der privaten Programme hat der Plattformbetreiber ein Zugangsentgelt angekündigt. Diese Entgelte beziehen sich jedoch nicht auf einzelne Sender. Wir gehen davon aus, dass Media Broadcast einen vergleichsweise günstigen Preis ansetzen wird."
Auf technischer Seite wird die Nutzung funktionieren wie bei HD+, über eine Karte per CI+-Modul, das einfach in den Fernseher oder Receiver gesteckt wird. Die Öffentlich-Rechtlichen, deren Programme weiterhin frei empfangbar sein werden, fahren hier freilich eine andere Strategie und plädieren für preisgünstige Receiver: "Preisgünstig bedeutet für mich unter 50 Euro", sagt ZDF-Produktionsdirektor Bereczky. "Wir hoffen, dass die Industrie durch die hohen Stückzahlen auf jeden Fall Geräte unterhalb dieser Preisgrenze auf den Markt bringen wird." Die offizielle Begründung: "Es würde die Massentauglichkeit absichern." Das Geschäftsmodell der privaten TV-Anstalten würde die Geräte automatisch teurer machen, so Bereczky. "Uns wäre lieb, wenn es Einstiegsmodelle gäbe, die einfach nur das Fernsehen im Ballungszentrum ermöglichen, ohne Internetanschluss und dergleichen."
Vielfalt durch HbbTV 2.0
Dabei wäre genau dies der Clou des neuen Antennenfernsehens, etwa im Zusammenspiel zwischen HD-Programmkanälen und HbbTV. "DVB-T2 HD unterstützt von Anfang an HbbTV", erklärt Thomas Schierbaum, Sprecher des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) in München. "Während der Einführungsphase von DVB-T2 HD ab 2017 besteht eine sehr gute Möglichkeit, auch Empfänger mit dem neuen HbbTV 2.0-Standard im deutschen Markt einzuführen; ein ähnlicher Effekt hat sich bereits bei der HD-Satellitenumstellung 2012 positiv auf den Erfolg von HbbTV in Deutschland ausgewirkt." Schierbaum erläutert, warum dies spannend werden könnte: "HbbTV 2.0 bietet eine ganze Reihe an neuen Features: Abruffernsehen über das Internet in noch höheren Bildauflösungen bis zum Ultra High Definition Format (UHD), Second Screen-Unterstützung, verbesserte Untertitel und HTML5-Applikationen. HbbTV 2.0 verlängert somit die Angebotsvielfalt von der Antenne ins Internet."
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Für Schierbaum spricht aber noch ein weiterer Aspekt für eine erfolgreiche Zukunft der Terrestrik: "Die Medienforschung zeigt, dass die Nutzung von DVB-T via PC, Laptop und anderen mobilen Geräten als sekundärer Empfangsweg sehr relevant ist. Durch die weiter zunehmende Bedeutung der portablen und mobilen Nutzung in unserer Gesellschaft bekommt die TV-Terrestrik durch dieses Alleinstellungsmerkmal einen höheren Stellenwert." Bislang waren zu diesem Zweck etwa USB-Sticks und Docks für Laptops erhältlich. Es ist anzunehmen, dass es solches Zubehör auch für den neuen Standard geben wird.