Denon bis Yamaha
AV-Receiver: Kaufberatung und Marktübersicht
Wer die Wahl hat, hat die Qual, heißt es. Das stimmt sicher besonders bei der Ausstattung eines Heimkinos. Wie viel Budget steht zur Verfügung? Wieviel davon gebe ich für den AV-Receiver aus? video versucht in dieser Kaufberatung und Marktübersicht 2015 letzteres Problem zu klären.

In Foren und selbst bei Händlern stößt man immer wieder auf Faustregeln, wie viel Budget man für welchen Teil seiner HiFi- oder Heimkino-Anlage rechnen sollte – vom AV-Receiver bis zu den Kabeln. Glauben Sie mir, diese Regeln sind alle ziemlich dehnbar und in aller Praxis zu pauschal, um richtig zu sein. Fakt ist, man sollte keine zu extremen Geräteklassen mischen. Ein Einsteiger-AV-Receiver mit edlen Highend-Lautsprechern ergibt keinen Sinn und umgekehrt genauso. Das gilt auch für das Zubehör, etwa die Kabel. Beipackstrippen taugen in aller Regel wenig, preiswerte Markenware trifft in den meisten Fällen das richtige Maß.
Was die AV-Receiver selbst angeht, so lieferte der Test in video 10/2015 erneut den Beweis, dass man mit den aktuellen Geräten der großen Marken keinen Fehlkauf erleidet. Sie unterscheiden sich vorwiegend charakterlich und spielen qualitativ bei gleicher Preisklasse auch auf ähnlichem Niveau. Worin sie sich allerdings deutlich unterscheiden, sind die verschiedenen Fähigkeiten und vor allem die Bedienkonzepte.
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Besonders Letzteres macht den Besuch eines Fachhändlers mit allen Personen zur Pflicht, die die Anlage später auch verwenden sollen, um Menüs, Fernbedienung und App auszuprobieren. Das ist sinnvoll, selbst wenn es ein paar Euro mehr kostet als beim Versandhandel. Denn nichts ist so teuer wie ein Fehlkauf!
Beim Fachhandel schauen
Dann sollte man sich im Vorfeld genau überlegen, welche Lautsprecherkonfiguration in Frage kommt, und auch das lässt sich nur beim Fachhandel gegebenenfalls praktisch in der Vorführung austesten. Will ich einen richtig dicken Sound mit großen Boxen, weil ich anschließend auch originale Kinopegel spielen kann und möchte? Oder soll es eine zierliche Designerlösung werden? Bin ich ein Laut- oder eher ein Leisehörer? Fasziniert mich Immersive Audio, 3D-Audio, mit Höhen-Lautsprechern unter der Decke? Oder spare ich mir das? Entsprechend kämen nur Receiver mit den passenden Decodern und ausreichend vielen Endstufen an Bord in Frage.
Das Gleiche gilt für die Zahl der zu beschallenden Räume. Wenn es ausschließlich um das Wohnzimmer oder Kino geht, klappt das mit allen Geräten. Soll die Musik und vielleicht gar Video auch in die Küche oder das Schlafzimmer, dann benötigen Sie einen AV-Receiver, der diese Zonen mit verwaltet und entsprechend Ausgänge und Steuerungsmöglichkeiten für die zusätzlichen Zonen bietet.
Viel Schindluder wird bei der Werbung mit den Leistungsangaben von AV-Receivern getrieben. Die sind leider alle sehr relativ. Und die Leistungsangabe in Watt täuscht dem Laien mehr vor, als wirklich herauskommt, denn Lautstärke funktioniert logarithmisch, Leistungsangaben linear. Erst die doppelte Leistung bewirkt eine Verstärkung um knappe 3 Dezibel.
Ein Verstärker mit 110 Watt ist in der Praxis genauso laut wie einer mit 120. Erst wenn der 220 Watt lieferte, kämen gerade mal 3dB mehr heraus. Auch die mögliche Gesamtleistung, also wenn alle Endstufen kräftig zu tun haben, beschränken die Hersteller aus Kosten- und aus thermischen Gründen. Schauen Sie mal beim Netzanschluss auf die Nennleistung! Mehr als da angegeben ist, kann in Summe auch nicht wieder herauskommen.
Großer Subwoofer hilft
Ein oder zwei aktive Subwoofer richtig eingesetzt, helfen viel mehr als dickere Endstufen im Receiver. Je mehr Sie die Last auf den Subwoofer verteilen (Lautsprecher auf „Small“ konfigurieren), desto weniger brauchen die Receiver-Endstufen zu leisten, und die Boxen dürfen kleiner ausfallen. Was ebenfalls mittlerweile die Kaufentscheidung beeinflusst, sind die Streaming-Fähigkeiten des Receivers. Wenn Sie bereits einen Streaming-Dienst wie Spotify oder Google Play nutzen, ist es durchaus sinnvoll, wenn der AV-Receiver diesen direkt unterstützt.
Tut er das nicht, muss man eben einen anderen Client verwenden, etwa in einem Tablet, und das Audiosignal dann per Bluetooth oder WiFi streamen. Fast alle Receiver haben heute auch einen DLNA-fähigen Mediaplayer an Bord, der in aller Regel auch besser klingt als externe Musikquellen. Wer also genießerisch in seiner Musik schwelgen möchte, sollte seine Sammlung in ein verlustfreies Dateiformat rippen oder die Downloads kaufen, also etwa in HiRes-FLAC. Kaufen Sie nicht blind nach Punkten, machen Sie eine Checkliste und besuchen Sie Ihren Händler.