Smartphone-Duell
Apple iPhone 5 vs. Samsung Galaxy S3 LTE
Das neue iPhone 5 kommt mit Datenturbo LTE. Und prompt legt Samsung nach mit dem Galaxy S3 LTE. Wir haben beide im Praxistest gegeneinander antreten lassen.

Es ist ein richtiger Hype: Samsungs Galaxy S3 und Apples iPhone 5 dürften wohl derzeit die beiden begehrtesten Smartphones sein. Für das S3 in der LTE-Version wurde gerade der Startschuss gegeben und die Werbetrommel ordentlich angeworfen. Insbesondere Vodafone möchte das High-Speed-Telefon unters Volk bringen und wirbt fleißig mit beeindruckenden Download-Raten von bis zu 50 MBit/s. Das wären dann umgerechnet 6,25 MByte pro Sekunde, abzüglich des Netzwerk-Overheads. Das ist eine Datenrate, die viele heimische DSL-Anschlüsse bescheiden aussehen lässt.
Das iPhone beherrscht LTE ebenfalls. Allerdings mit einer Einschränkung: Es versteht sich lediglich auf das LTE-Netz der Telekom (1800 MHertz). Wer nicht zum Kundenkreis dieses Anbieters gehört, braucht sich als Besitzer des iPhone 5 über schnellen Datentransfer also nicht den Kopf zu zerbrechen - es geht nicht. Die Telekom ficht das nicht an: Sie wirft kräftig mit Werbeslogans um sich und verspricht sogar Download-Raten von bis zu 100 MBit/s.
Was kostet das iPhone 5 mit LTE?

Betrachten wir ein Beispiel. LTE ist in den "Complete"-Tarifen bei T-Mobile laut Preisliste der Webseite bereits enthalten. Für das iPhone 5 mit 32 GByte wären demnach 249,95 Euro plus einem "Bereitstellungspreis" von 29,95 Euro und einem monatlichen Obolus von 54,95 Euro fällig. Klingt zunächst gar nicht schlecht. Doch einen Haken gibt es: Im Kleingedruckten finden Spürnasen den Hinweis auf den maximalen Download von 200 MByte pro Monat.
Da mag so mancher denken: Wie bitte? LTE und Datenbeschränkung? Das passt doch nicht zusammen. Wer das Volumen erreicht hat, kann bei der Telekom über die "SpeedOn-Option" weitere 300 MByte für den laufenden Monat zum Preis von 4,95 Euro dazu buchen. Das Streamen eines HD-Hollywood-Blockbuster, der gerne zwei GByte groß ist, würde dann zusätzlich mit 29,70 Euro zu Buche schlagen.
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Aber wie sieht es überhaupt mit der LTE-Versorgung aus, wenn der Kinogenuss mobil sein soll? Unser Praxistest in München und Umgebung fiel - um es vorsichtig zu formulieren - ziemlich ernüchternd aus.
LTE: selten schnell, häufig weg
Bestückt mit einem Apple iPhone 5 und der Nano-SIM-Karte der Telekom sowie dem brandneuen Samsung Galaxy S3 LTE in schickem Anthrazit-Design und freundlicher Unterstützung von Vodafone hat sich das PC Magazin rund zwei Wochen in die Überprüfung der Praxistauglichkeit von LTE gestürzt.
Das Ergebnis lässt sich knapp in einem Satz formulieren: Wenn Sie im Stadtpark in einem Zelt wohnen und hauptsächlich spät nachts surfen, dann ist LTE für Sie ideal. LTE ist in Gebäuden deutlich langsamer als im Freien - man sollte mit Faktor 10 rechnen. Das gilt gleichermaßen für das Netz der Telekom wie für das von Vodafone. In fahrenden Zügen ist ebenfalls mit sehr schlechten LTE-Datenraten zu rechnen. Überhaupt keine Versorgung gibt es in der U-Bahn - lassen Sie sich nicht durch den guten Sprachempfang täuschen!
Im Detail: Das iPhone hat uns, was die Verbindung zum Netz anbelangt, in der Testphase nie im Stich gelassen. Aber bereits ein wenig außerhalb von München war mit LTE Schluss. Das Kombipack Samsung+Vodafone funkte ebenfalls nur im Freien mit hohem Durchsatz. Leider kam es sehr häufig zu totalen Verbindungsabbrüchen. Ob dies dem Smartphone, dem Netzbetreiber oder der Tatsache geschuldet ist, dass ein Umschalten vom reinen Datennetz LTE ins Sprachnetz notwendig ist, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
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Wer viel Geld für LTE bezahlt, darf erwarten, dass es funktioniert. Für die Statistik: Bei über 20 Messungen haben wir im Vodafone-Netz einmal einen Wert von 21,4 MBit/s im Download erzielt. Sechs Messungen ergaben Werte zwischen 10 und 20 MBit/s und 16 Messungen waren zum Teil deutlich unter 10 MBit/s. Der beste Wert im Netz der Telekom war immerhin 70,2 MBit/s, der schlechteste LTE-Download betrug 0,89 MBit/s und im Mittel aller Messwerte erreichten wir rund 25 MBit/s für das Telekomnetz.
Die relativ hohe Zuverlässigkeit spricht demnach zumindest in München für die Kombination von iPhone und Telekom. Doch wer will schon gerne auf einem so winzigen Display Filme gucken oder E-Mails schreiben?
Hardware im Vergleich

Der Unterschied von 4 zu 4,8 Zoll Diagonale mag auf dem Papier nach wenig aussehen. Im direkten Vergleich wirkt das Display des Samsung Galaxy S3 LTE aber riesig und das des iPhone 5 klein und viel zu schmal. Multimedia, E-Mails und Surfen gehen auf dem iPhone gut - auf dem Galaxy macht es richtig Spaß.
Das iPhone wirkt im gebürsteten Gehäuse deutlich wertiger als sein Gegenspieler aus Korea. Dafür kann man den Akku nicht wechseln und der Speicher lässt sich per Mirco-SD-Karte auch nicht einfach und günstig erweitern. Bei Apple muss man sich vor dem Kauf auf eine Speichergröße festlegen.
Der proprietäre Anschluss des iPhones ist zudem für viele ein Ärgernis, insbesondere für jene Apple-Fans, die sich teures Zubehör wie etwa einen DVB-T-Empfänger geleistet haben. Den Adapter lässt sich Apple nämlich mit 29 Euro fürstlich vergüten anstatt ihn einfach beizulegen.
Dennoch: Wer einmal den Weg zu Apples iOS gefunden hat, ist von der einfachen und clever durchdachten Bedienung begeistert - und das zu Recht. Apple hat den Wahlspruch "Weniger ist mehr" verstanden und wahrlich meisterhaft umgesetzt. Man braucht nicht drei verschiedene Wege, die ans Ziel führen.
Einer reicht. Aber auch Google hat Android, nunmehr in der Version 4, in punkto Bedienung optimiert und man findet sich schnell zurecht. Der berührungsempfindliche "Rück-Button" rechts unten am Galaxy S3 ist allerdings sehr unglücklich platziert. Man kommt häufig versehentlich drauf und verlässt eine App - nervig!
Fazit: And the Winner is....
Ob iPhone oder Galaxy - LTE konnte uns nicht wirklich überzeugen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach noch nicht, vielleicht wird das ja in den kommenden Jahren besser. Das iPhone 5 bringt ansonsten aber keine wirklichen Überraschungen, das größere Display allein ist keine Sensation. Hinzu kommt das Debakel mit dem Kartenmaterial.
Wenn Sie also auf LTE verzichten können und trotzdem in der Handy-Oberliga mittelefonieren wollen, dann gilt unsere Empfehlung eindeutig dem Galaxy S3. Das Gesamtpaket aus Technik und Preiswürdigkeit ist tatsächlich unschlagbar, auch wenn Apple mit iOS immer noch das schickere Betriebsystem hat. Noch. Mit jeder neuen Android-Version schmilzt dieser Vorsprung - und Apples iOS sieht mit seiner Oberfläche anno 2007 zunehmend älter aus.
Apple jagt Google-Maps zum Teufel und sich selbst ins Karten-Chaos

Es hätte alles so schön werden sollen: Apple hat sich dazu entschlossen, statt der seit 2007 verwendeten Google-Maps einen eigenen Dienst zu schaffen, und das auf Basis von TomTom-Kartenmaterial. Alles sollte besser, schneller, schöner werden, schließlich sind die neuen Kartengrafiken sogar vektorbasiert. Die Idee dahinter ist tatsächlich ganz clever, denn das Laden der Daten soll damit schneller gehen und ein Zoomen in die Karte sollte fast ohne Zeitverzögerung vollzogen werden.
Ratgeber: Mehr Funktionen durch Firmware-Tuning
Außerdem wollte Apple mit dem Wechsel des Kartenanbieters das iPhone zu einem vollwertigen Navigationsgerät aufwerten, das nicht nur perfekte Routenführung beherrscht, sondern auch die Darstellung der Welt im virtuellen 3DModus erlaubt und zudem passende Verkehrsmeldungen verarbeiten kann. Wie gesagt: Es hätte alles so schön werden sollen - denn die Realität von iOS6 sieht anders aus.
Karten-Chaos
Dass die 3D-Darstellung nicht einwandfrei und auf Anhieb funktioniert, mag man als Apple-Jünger verschmerzen. Und auch, dass gerade diese Fehler besonderem Hohn ausgesetzt sind. Dass aber Routen unsinnig gelegt werden, POIs in der Kartendarstellung zum Teil an falscher Stelle oder gar nicht angezeigt werden oder Städte mal eben in einen See verlegt sind, ist völlig inakzeptabel, insbesondere für Apple. Zum Glück gibt es noch andere Karten-Anbieter wie etwa Skobbler.