Anonym surfen
So bleiben Sie unsichtbar im Netz
Wenn Sie im Internet surfen, dann hinterlassen Sie Spuren. Dabei werden die Tricks der Webseitenbetreiber immer fieser. Schützen Sie sich! Wir zeigen, wie Sie im Netz anonym und unsichtbar bleiben.

In diesem Ratgeber lesen Sie, wie Sie im Internet anonym surfen können und kaum Spuren hinterlassen. Mit unseren Tipps machen Sie Ihren PC unsichtbar und schützen sich vor der Werbeindustrie und Spionage.
Der Aufruf einer Webseite, die Suche bei Google, der Einkauf bei Amazon, das Ansehen eines Videos: Jede Online-Aktion hinterlässt Spuren auf dem Rechner. Jeder andere Nutzer kann nachvollziehen, was Sie im Internet getan haben und wofür Sie sich interessieren. Diese Spuren sollten Sie regelmäßig löschen - oder gleich ganz vermeiden. Fast alle Anwender kennen die gängigen Spuren: Browser-Verlauf, Download-Chronik, Offline-Webseiten-Dateien, Autovervollständigen von Formularen und natürlich Cookies. Viele Webdienste legen die HTTP-Textdateien ungefragt auf den Computern der User ab. Mit ihrer Hilfe erkennt ein Dienst den Nutzer zweifelsfrei wieder.
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Cookies können Einstellungen speichern (bevorzugte Sprache, persönliche Seiteneinstellungen oder das Login), aber anhand der Textdateien kann der Webseitenbetreiber auch Ihr Surfverhalten protokollieren. Die meisten Anwender löschen Cookies daher regelmäßig oder sperren sie komplett. Doch die Betreiber von Webseiten und Werbenetzwerken sind schon ein paar Schritte weiter und versuchen, immer hartnäckigere Tracking-Tools einzusetzen, zum Beispiel identifizieren sie den User über schwer zu löschende Spezial-Cookies oder schlicht die Browser-Einstellungen.
Wie man die Chronik löscht
Cookies und andere Verlaufsdaten zu löschen, geht im Browser ganz einfach - jedenfalls in Windows 7. In Windows 8 müssen Sie ein paar Schritte mehr machen. Ganz generell gilt Folgendes: Im Firefox klicken Sie auf die Einstellungen/Datenschutz/kürzlich angelegte Chronik löschen. Im folgenden Auswahlfeld wählen Sie den Zeitraum - die letzte Stunde, die letzte Woche oder alles. Wenn Sie auf Details klicken, können Sie bestimmen, was genau gelöscht werden soll - Cookies, Formulardaten, Cache, besuchte Seiten und mehr.

Entfernen Sie einen Haken, bleiben die jeweiligen Dateien erhalten. Sie können auch nur bestimmte Cookies eliminieren. Im Internet Explorer finden Sie die Funktion zum Löschen von Cookies, Verlauf und Cache unter Extras/Internetoptionen/Allgemein. In Google Chrome klicken Sie auf die drei Striche im Browser rechts oben, wählen Weitere Tools/Browserdaten löschen. Mit Häkchen bestimmen Sie, was gelöscht werden soll. In allen Browsern können Sie festlegen, ob Cookies überhaupt angenommen werden, wie lang der Verlauf gespeichert wird und ob die Chronik nach dem Schließen des Browsers automatisch gelöscht wird.
Lesetipp: Windows 8 Verlauf löschen - so geht's
Um nicht nur Browser-Cache und Offline-Webseiten-Dateien zu löschen, sondern alle Cache-Dateien auf dem Computer, verwenden Sie die Datenträgerbereinigung von Windows. Sie löschen hier auch die Schattenkopien (Wiederherstellungspunkte), die Windows automatisch von allen Dateien als Sicherheitskopien anlegt. Diese Schattenkopien fressen nicht nur Speicherplatz, sie enthalten möglicherweise auch sensible Informationen. In Windows 7 ist die Datenträgerbereinigung unter Zubehör/Systemprogramme zu finden.
In Windows 8 rufen Sie die Suche mit der Windows- und der C-Taste auf. Klicken Sie auf die Lupe und schreiben Datenträgerbereinigung. Wählen Sie aus der Ergebnisliste Speicherplatz durch Löschen nicht erforderlicher Dateien freigeben. Klicken Sie in der Datenträgerbereinigung auf Systemdateien bereinigen. Im nächsten Fenster wählen Sie Weitere Optionen/ Systemwiederherstellung/Schattenkopien/ Bereinigen.
Das Problem der Flash-Cookies
Neben den Standardeinstellungen gibt es ein paar härtere Datenschutznüsse zu knacken. z.B Flash-Cookies, auch Local Shared Objects (LSO) genannt. Das sind keine Textdateien, sie enthalten größere und komplexere Datenstrukturen. Anders als normale Cookies arbeiten sie Browser-übergreifend und werden vom Flash-Player-Plugin von Adobe verwaltet. Dieses sichert die Daten zentral in der Dateisystemstruktur von Windows. Wenn Flash auf dem Rechner installiert ist, dürfen Anwendungen pro Domain bis zu 100 Kilobyte Daten auf der Festplatte ablegen.

Sie können diese LSO einsehen, wenn Sie eine Adobe-Webseite aufrufen, was allerdings umständlich ist. Angezeigt wird dort ein interaktiver Einstellungsmanager, der all Ihre Flash-Cookies auflistet. Klicken Sie auf Alle Websites löschen, eliminieren Sie diese. Wichtiger noch: Unter Globale Speichereinstellungen (2. Reiter) können Sie die Speicherung künftig ausschließen. Windows speichert die Cookies im Ordner C: Benutzer<Benutzername>AppDataRoaming MacromediaFlash Player#Shared Objects. AppData ist allerdings ein versteckter Ordner, Sie müssen ihn im Windows Explorer unter Organisieren/Ordner- und Suchoptionen/ Ansicht sichtbar machen, indem Sie einen Haken bei Ausgeblendete Dateien, Ordner und Laufwerke anzeigen setzen.
Googles Chrome-Browser und der Internet Explorer in den jeweils aktuellen Versionen beseitigen auch die LSO, wenn Sie Cookies löschen. Im Firefox-Browser brauchen Sie dafür das lohnenswerte Addon Better Privacy. Auch Microsofts Flash-Konkurrent Silverlight legt Dateien auf dem Rechner ab, Sie finden diese unter C:Benutzer<Benutzername>AppDataLocalLowMicrosoftSilverlightis. Um die Annahme von Cookies auszuschalten, rufen Sie Microsoft Silverlight auf und wählen die Registerkarte Anwendungsspeicher. Entfernen Sie den Haken bei Anwendungsspeicher aktivieren. Und auch Java speichert Verlaufsdaten. Diese Informationen löschen Sie über die Systemsteuerung (unter Java).
Lesetipp: Flash, Java & Co. unter Kontrolle
Im Reiter Allgemein finden Sie die Einstellungen. Dort deaktivieren Sie den Menüpunkt Temporäre Dateien auf Rechner behalten. Sie eliminieren alle Java-Cookies, wenn Sie auf Dateien löschen klicken. Auf der Festplatte liegen die Java-Cookies unter C:BenutzerBenutzernameAppDataLocalLowSunJavaDeploymentSystemCache6.0. Noch sinnvoller ist es, die Java-Plugins in den Browsern zu deaktivieren, denn Java fällt immer wieder durch massive Sicherheitslücken auf - ist aber fürs Surfen normalerweise nicht notwendig. Die Java Runtime (JRE), wird hingegen für manche Anwendungen benötigt und bedeutet ohne Plugins kein Risiko.
Die Zombie-Cookies
Noch störrischer und bösartiger sind Zombie-Cookies, die sich in diversen Ordnern tief auf dem Computer einnisten und sogar nach dem Löschen wiederauferstehen können. Deshalb nennen Sicherheitsexperten sie auch Evercookies. Sie werden inzwischen von vielen Webseiten und Ad-Networks genutzt. Evercookies kombinieren verschiedene Speicherarten, unter anderem Text- und Flash-Cookies, Silverlight-Cookies, Browser-Verlauf, HTML5-Daten und RBG-Informationen in automatisch generierten Bildern. Entfernt der Nutzer einige dieser Daten, bleiben sie anderswo bestehen. Besucht der Anwender eine bösartige Webseite, stellt diese aus den wenigen Informationen alle fehlenden wieder her.

Evercookies können nicht über den Browser entfernt werden. Nur wenn alle Speicherorte gleichzeitig gelöscht werden, wird man sie los. Das allerdings ist sehr kompliziert. Einfacher ist es, die Speicherung von vornherein zu verhindern, indem man im Browser im privaten Modus surft (siehe Kasten). Der Browser legt dabei alle Surfspuren nur temporär an. Hilfreich sind auch Browser-Addons wie Noscript (Firefox) und ScriptSafe (Chrome), falls Sie nicht Javascript sowieso schon deaktiviert haben. Evercookies werden immer über Skripte gespeichert, die Plugins blockieren die Ausführung von Javascript.
Tracking über den Browser
Das Tracking von Internetnutzern kann inzwischen aber auch ganz ohne Cookies erfolgen. Das ist fieser, weil sich die User deutlich schlechter schützen können - und so auch alle getrackt werden, die Cookies unterdrücken. Was viele nicht wissen: Fast alle Surfer hinterlassen schon über ihrem Browser einen eindeutigen Fingerabdruck im Netz. Genau darum geht es bei der Tracking-Methode Browser Fingerprinting. Mehr als zwei Dutzend Datenkategorien, die ein Browser preisgibt, ergeben einen eindeutigen Fingerabdruck, unter anderem IP-Adresse, Betriebssystem, Bildschirmauflösung, Sprache, installierte Schriften, Farbtiefe, letztes Update oder Plugins.
Je ungewöhnlicher (unique) die Browser-Konfiguration ist, desto leichter ist es, den User zu tracken - und zwar eben auch dann, wenn er Cookies deaktiviert hat. Viele Adfirmen nutzen die Technologie schon, unter anderen Google. Wer prüfen will, was der eigene Browser verrät, lässt sich die Informationen auf der Webseite panopticlick.eff.org anzeigen. Welche Daten Sie beim Surfen preisgeben, ohne es zu wissen, verrät auch die Webseite www.dein-ip-check.de. Die aktuellste Spezialform des User-Trackings über den Browser ist das Canvas Fingerprinting.
Genutzt wird dabei das Canvas-Element von HTML. Es dient eigentlich dazu, dass der Anwender auf einer Webseite etwas zeichnen kann (Canvas = Leinwand). Canvas hat aber auch Textfelder und dieser Schrift sieht je nach Betriebssystem, installierten Schriften, Browser, Grafikkarte uws. de facto anders aus. So entsteht wieder ein unverwechselbarer Fingerabdruck des Rechners.

Die Werbeindustrie setzte dies bereits auf zahlreichen bekannten Webseiten ein, etwa bei T-Online, YouPorn oder Wetter.com. Erschweren, aber nicht ganz verhindern können Sie Browser Fingerprinting, indem Sie Java und Flash komplett deaktivieren oder mit Noscript stark einschränken. Hilfreich ist auch die Firefox-Erweiterung TOR-Button. Damit bewegen sich Nutzer anonym im Internet und der Torbutton verschleiert auch die Browser-Einstellungen. Leider wird dadurch das Surfen ausgebremst.
Tools und Programme
Einfacher als das händische Löschen von Cookies und sonstigen Surfspuren ist die Verwendung von Tools. Das Programm FlashCookiesView (Windows 7) zeigt LSO-Dateien auf Ihrem Computer an, sie lassen sich selbstverständlich auch löschen. Um alle Verläufe, Text-Cookies und Websitedaten zu löschen, bietet sich das Rundum-Säuberungsprogramm CCleaner (Windows 7 und 8) an. Auch dieses Tool löscht Flash-Cookies. Zudem bietet es gegenüber dem Löschvorgang im Browser einen unschlagbaren Vorteil: Wenn Sie in Windows Daten löschen, sind sie trotzdem noch relativ leicht wiederherstellbar.
Windows entfernt nur den Eintrag im Inhaltsverzeichnis der Festplatte. Die Daten sind erreichbar, bis sie komplett überschrieben werden. In den Einstellungen des CCleaner können Sie festlegen, dass Daten nicht gelöscht, sondern auch noch überschrieben werden sollen (Einstellungen - Sicheres Löschen (langsam) wählen und auf Wunsch bis zu 35faches Überschreiben wählen. Damit sind Ihre Surfspuren wirklich verwischt. Wählen Sie unter Cleaner auf der Startseite neben dem Internet Explorer im Reiter Windows auch den Reiter Anwendungen.

Sie sehen alle installierten Browser und können jeweils Häkchen bei den Daten setzen, die gelöscht werden sollen - also Cookies oder Cache oder Download-Verlauf. Klicken Sie auf Analysieren, bekommen Sie eine Liste aller Daten. Mit Löschen eliminieren Sie alle überflüssigen Daten. Der CCleaner kann übrigens auch das Autostart-Menü und die Registry entrümpeln und nicht mehr benötigte Programme löschen. Das Tool WiseCleaner365 Free (Windows 7 und 8) kann zwar Flash-Cookies nicht löschen, ist aber ansonsten ebenso ein gutes Aufräumtool für alle Internetspuren und Cookies.
Es beherrscht ebenfalls das sichere Löschen von Dateien. Das Aufräumprogramm PrivaZer (Windows 7 und 8) kann wie CCleaner auch Flash-Cookies löschen. Das Tool ist ganz einfach nutzbar: Sie bestimmen beim ersten Start anhand eines Fragenkatalogs, was PrivaZer tun soll: Cookies löschen? Sonstige Internetaktivitäten wie den Verlauf? Dazu noch den Papierkorb und sonstige temporäre Dateien? Das Programm startet dann einen Suchlauf und zeigt alle löschbaren Dateien an. Mit einem Haken kann man die Datengruppe vom Löschvorgang ausschließen - zum Beispiel die Cookies.
Sie lassen sich mit einem Klick auf den Begriff auch einzeln ansehen, allerdings nicht abwählen. Eine Besonderheit des Tools: Man kann es auch als portable Version ohne Installation verwenden. Der Ashampoo WinOptimizer (Windows 7 und 8) bietet auf Wunsch die wöchentliche Reinigung des Computers zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt an. Dann werden nicht nur Surfspuren, sondern auch andere temporäre Dateien oder Registry-Einträge beseitigt. Um die Internetdateien aller Browser zu löschen, wählen Sie Module System warten und Internetcleaner.

Ashampoo löscht die Daten nur und überschreibt sie nicht. Das Tool Xleaner (Windows 7 und 8) schließlich löscht ebenfalls Internetspuren, bietet aber noch mehr Einstellungsmöglichkeiten. Sie können beispielsweise auch Mozilla Crash Reports oder die Index-Datei des Browser-Cache im Internet Explorer vom Löschvorgang ein- oder ausschließen. Wenn Sie auf Starte Reiniger klicken, fängt das Programm ohne weitere Nachfrage mit dem Löschvorgang an. Besser ist es, auf Löschjobs verwalten und dann auf Browser zu klicken. Hier können Sie genaue Einstellungen vornehmen und definieren, welche Daten welches Browsers bereinigt werden sollen. Xleaner löscht sicher, das heißt überschreibt gelöschte Dateien.
Fazit
Um gegen die Neugierde von Webseiten vorzugehen, schränken Sie am besten Javascript und Flash ein. Alle komplexeren Tracking-Techniken benötigen Javascript. Über Plugins wie Noscript (Firefox) lässt sich das sehr einfach reglementieren. Flash wird im Web insgesamt immer seltener gebraucht, da HTML 5 ähnliche Eigenschaften bietet. Tools wie CCleaner oder Xleaner helfen Ihnen, den kompeltten Rechner inklusive der Surfspuren aufzuräumen.