Noch mehr Flash
Adobe stellt Max 2008 vor
Auf der europäischen Hauptkonferenz in Mailand zeigt Adobe Systems ein brandneues Entwicklungswerkzeug für Flash-Content.

Nicht alle Experimente, die Adobe alljährlich auf der MAX zeigt, schaffen es zur Serienreife. Flash Catalyst hat es geschafft. Das Werkzeug, das letzten Winter in Barcelona erstmals angedeutet wurde, steht in einer ersten Developer-Version auf den Seiten der Adobe Labs zur Verfügung.Catalyst ist ein Flash-Dateien-Erzeuger. Der Designer nimmt eine fertige Photoshop- oder Illustrator-Datei mit allen Ebenen, öffnet sie in Catalyst, bestimmt, welche Ebenen wann zu sehen sein sollen, definiert Übergänge und klickt Aktionen zusammen, die die Übergänge auslösen, Schieberegler definieren oder Formularelemente bilden.
Beim Export erzeugt Catalyst dann eine SWF-Datei, die dann nahtlos mit Flash oder Flex weiterbearbeitet werden kann.
Grafische Elemente und Pixelbilder werden mit der neu eingeführten Beschreibungssprache FXG ausdefiniert. Sowohl Illustrator als auch Photoshop können das lesen, was bedeutet: Echtes Roundtripping wird möglich. Designer und Developer dürfen an ein- und derselben Datei arbeiten. Ob sich die Developer das gefallen lassen und wie viele Projekte es wirklich gibt, bei denen ein solcher Workflow realistisch ist, muss man abwarten.
Vize-Präsidentin Michele Turner war sich über die präzise Positionierung allerdings noch nicht klar. Auch beim Thema Prototyping könnte Catalyst eine große Rolle spielen und vielleicht wird der eine oder andere Designer das Tool als einfachen Einstieg in das Thema Rich Internet Applications nutzen und Flash selbst zunächst gar nicht anfassen.
Neuer Service: Meer Meer
Catalyst war aber bei Weitem nicht die einzige interessante Neuheit, die in Mailand auftauchte. Für Web-Designer ist vor allem Meer Meer spannend. Der Service wird in Dreamweaver integriert und simuliert alle möglichen Browser- und Betriebssystem-umgebungen bei der Ansicht von Web-Content.
Schon die CS4-Version von Dreamweaver hat gewaltige Änderungen erfahren, etwa mit der neu definierten AJAX-Unterstützung. In der nächsten Version kommt dann eine Widget-Engine hinzu.
Vor allem in den Keynotes der Veranstaltung gab es spannenden Neuankündigungen. • Der nächste Flash-Player wird Client-to-Client-Kommunikation unterstützen, zum Beispiel Video Chat. • Die nächste Flash-Version bekommt ein Exportmodul (Codename Nitro) für die einfache Herstellung von Widgets. • Elemente von Acrobat Connect lassen sich in eigene Communities integrieren (Codename Cocomo). • Eine AIR-Mashup-Konsole wird unter dem Codenamen Durango entstehen, bei der User Komponenten zu neuen Anwendungen zusammenstellen. • Bridge bekommt eventuell eine visuelle Bildersuche auf Grundlage einer Bilderkennung.
Drei Fragen an ...
... Michelle Turner, Vizepräsidentin für Plattformen und Marketing bei Adobe Systems.
Es scheint, als konzentriert sich Adobe immer stärker auf Online-Services? Das wird auch Zeit. Wir müssen uns in diese Richtung bewegen, das ist doch klar. Vor Kannibalisierung haben wir keine Angst. Schauen Sie an, das bläst so viele andere Online-Bilderdienste weg. Aber eines fehlt uns bisher. Wir haben bisher noch zu wenig mit den Endkunden gesprochen. Das müssen wir erst lernen. Ihre letztjährige Neuvorstellung AIR hat aber noch nicht so richtig eingeschlagen. Unsinn, die Anwendungen sprießen wie Pilze. Selbst Unternehmen wie SAP setzen für interne Prozesse bereits AIR ein. Bei großen Anwendern wie AOL oder eBay steckt allerdings viel Politik drin. Ich weiß aus dem Marketing von AOL, dass man gewaltige Angst hat, Page Impressions und damit Werbegelder zu verlieren, wenn eine AIR-Anwendung wie AOL Top 100 durch die Decke geht. Deshalb wird sie nicht beworben. Der eBay-Client hat über eine Million Downloads. Wozu braucht die Welt Catalyst? Damit Designer endlich auch Interaktion realisieren können und die Coder eine bessere Vorstellung davon bekommen, was der Designer will. Der Workflow wird viel schneller, vor allem, wenn der Kunde etwas ändern möchte. Aber vielleicht ist Catalyst auch ein Tool für die schnelle Erstellung von Prototypen für Usability- Tests oder Präsentationen. Über die genaue Positionierung diskutieren wir noch.