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40 Jahre Innovationen: Linn im Porträt
Von der Schall-zur Festplatte wandelte sich das schottische Unternehmen Linn, das seit bald 40 Jahren niemals mit Innovationen geizte. Mit dem Technologiewechsel geht ein Generationenwechsel einher.
- 40 Jahre Innovationen: Linn im Porträt
- Linn LP 12

Wie der Vater so der Sohn: Ivor Tiefenbrun schuf 1972 mit dem LP 12 die Ikone des Vinylzeitalters, die derzeit im Reich von Bits und Bytes tonangebende DS-Technologie entstand 35 Jahre später unter Leitung seines Stammhalters Gilad.
Wie stolz der Linn-Gründer und HiFi-Guru dafür auf seinen Nachwuchs ist, der sich anschickt, in die Fußstapfen einer Legende zu treten, lässt sich nur vermuten. Was die Fachwelt darüber denkt, lässt sich exemplarisch am Test des Netzerk-Players Klimax DS in HomeVision 2/08 ablesen: "Er schuf ein einzigartiges, unvergleichliches Produkt, eines das heute in Technik und Klang den Maßstab setzt und über Jahre richtungsweisend sein wird."
Damit nahm das Glasgower Unternehmen zwei Hürden auf einmal: Den fließenden Übergang von einer auf die andere Generation plus die Umstellllung der herkömmlichen, vorwiegend analog geprägten Technologie auf die Standards aus der Computerwelt.

DS steht für Digital Streaming und gestattet die Verteilung digitaler Musikinhalte im Netzwerk in bisher nicht für möglich gehaltener Klangqualität. Dazu baut Linn nicht nur auf Erfahrungen mit verlustarmer D/A-Wandlung aus dem Bau von CD- und DVD- Playern auf, sondern auch auf das umfangreiche Software-Know-how im Haus.
Was viele nicht wissen: Der Name Lingo steht nicht nur für ein üppiges, ausgelagertes Plattenspielernetzteil, mit dem Linn dem LP 12 Beine und in der HiFi-Welt Furore machte. Lingo hieß auch eine in den 80ern entstandene, selbst geschriebene Software für Entwicklung und Administration.
Für ein Unternehmen dieser Größenordnung ein extrem ungewöhnlicher und zugleich teurer, aber konsequenter Schritt: bis heute eines der Erfolgsgeheimnisse von Linn, einer Firma, die dank ihrer besonders effizienten Arbeitsweise manchem Giganten aus Fernost die Butter vom Brot nimmt.
Wenngleich Linn stets der Hauch von Magie umgab, entstehen in der vom Stararchitekten Sir Richard Rogers entworfenen Fabrik auf einer grünen Schafweide vor den Toren von Glasgow hochprofessionelllle, technologisch hochgerüstete Produkte.
Doch obgleich Lötprozesse für die meist mehrlagigen Platinen wie bei der fernöstlichen Konkurrenz automatisiert erfolgen und Roboterkarren selbstständig nach Bedarf die Bauteile aus dem ebenfalllls automatisierten mehrstöckigen Lager heranschaffen, gibt es in der grünen, nach diversen wichtigen Umweltnormen zertifizierten Fabrik keine Fließbänder.

Hoch spezialisierte Facharbeiter teilen die unterschiedlichen Baugruppen unter sich auf, Linn spricht von "stage built." Jede Komponente trägt schließlich auf einem kleinen Schildchen den Namen des jeweiligen Mitarbeiters, der sie zusammengebaut, gestestet und versandfertig gemacht hat.
Wie bei der Fertigung, wo Linn auf einen Mix aus modernen Methoden und traditionellller Manufaktur setzt, beweisen die Schotten auch mit ihrer Programmzusammenstellllung Fingerspitzengefühl. Obwohl der legendäre LP 12 sich mit stetigen Modifikationen und Ausbauoptionen vom Anfang des Unternehmens bis heute im Programm hielt, präsentierte Linn 1994 mit dem AV 51 das erste High-End-5.1-Heimkino- System.
Mit dem CD-Player ließ sich die Firma dagegen etwas mehr Zeit, da die Basis-Technologie der Silberscheibe den hohen Ansprüchen der analog-affinen Fangemeinde zunächst nicht genügte.