Laut Medienberichten hat der US-Geheimdienst NSA direkten Zugang zu den Servern der führenden Internet-Konzerne des Landes und kann darüber praktisch jede E-Mail, jedes Foto, Video oder anderes private Dokument mitlesen. Wie die "Washington Post" berichtete, wurden ihr Vorlagen und Protokolle über das bis jetzt geheimgehaltene Programm "Prism" zugespielt. Über dieses Programm arbeiten Unternehmen wie Microsoft, Yahoo, Google, Facebook, PalTalk, AOL, Skype, YouTube und Apple wissentlich mit dem US-Nachrichtendienst NSA und dem FBI zusammen.
Die geheimen Dokumente wurden der Zeitung von einem Geheimdienstmitarbeiter zugespielt, der die erheblichen Verletzungen der Privatsphäre nicht billigt. "Die können im wahrsten Sinne des Wortes sehen, wie Sie beim Tippen Ihre Gedanken ausformulieren", so zitiert die Washington Post den Geheimdienstmitarbeiter. Die Datensammlung erfolge direkt von den Servern dieser Dienste. Das systematische Ausspionieren des Privatlebens der Amerikaner durch das Programm "Prism" läuft seit 2007, der Umfang habe sich seitdem sehr stark ausgeweitet.
Apple hat die Behauptung einer Mitarbeit an "Prism" unverzüglich dementiert, andere IT-Konzerne verweigern eine Stellungsnahme. Laut der Berichte sind nur wenige Washingtoner Kongressmitglieder in das Programm eingeweiht. Sie sind zu striktem Stillschweigen verpflichtet. Die US-Regierung gibt zwar keine Stellungnahme im Detail ab, bestätigt aber die Überwachungen insgesamt und begründet sie mit den Erfordernissen des Krieges gegen den Terror. Man würde aber nur Ausländer überwachen und den Zugriff auf private Daten von US-Bürgern so gering wie möglich halten. Die Gerichtsentscheidungen gehen auf den sogenannten "Patriot Act" zurück, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verabschiedet wurde.
Neben der Überwachung der IT-Konzerne ist jetzt auch die Telefonüberwachung des US-Telefonkonzerns Verizon bestätigt. Dieser muss detaillierte Informationen über alle inneramerikanischen und internationalen Gespräche an die Sicherheitsbehörde NSA weitergeben. Die Schnüffelaktion ist gerichtlich angeordnet. Bürgerrechtler der "Electronic Frontier Foundation" sind sich sicher, dass solche Anordnungen für jeden großen US-Telekomkonzern bestehen, wodurch die NSA Zugriff auf die Daten jedes Gesprächs in den USA über die vergangenen sieben Jahre habe.