"Wir wollen die Welt durch Ihre Augen sehen, nicht durch Photoshop-Tools", mit diesem Plädoyer versucht die Bildredaktion von National Geographic Magazine, die Flut mit Photoshop, Instagramm, Hipstamatic & Co. verschlimmbesserter Fotos einzudämmen und veröffentlicht neue "PhotographicGuidelines".
"Bitte verbessern oder verändern Sie Ihre Fotos nicht digital über das Maß hinaus, das nötig ist, um realistische Farbbalance und Schärfe zu erzielen. Wenn Sie digital etwas zum Foto hinzugefügt oder entfernt haben, senden Sie es nicht ein. In irgendeiner Weise irreführend manipulierte Fotos werden von National Geographic disqualifiziert" heißt es in den Leitlinien für die fotobegeisterten Leser, die ihre Bilder zu "Your Shot" hochladen wollen.
Ein bisschen Tonwertkorrektur in Lichtern und Schatten ist akzeptabel, so National Geographic, aber bloß nicht die Farbsättigung hochdrehen. Schwarzweiß ist OK, und auch das Beschneiden des Ausschnitts, aber vor dem Gebrauch aller Art von "Kreativ"-Filtern wird gewarnt. Panoramen und HDR sind, wenn überhaupt, dann nur aus zeitgleich aufgenommenen Einzelbildern akzeptabel. Auch bei Fisheye-Aufnahmen mahnt National Geographic zur Zurückhaltung, will sie aber nicht ganz ausschließen.
Vielleicht sollte die National Geographic-Bildredaktion aber auch noch mal überprüfen, ob banale Rubriken wie die "Top 10 der legendären Orte zum Fotografieren" an anderer Stelle der NationalGeographic-Webseiten nicht auch verboten gehören, weil sie - abgesehen vom Unsinn aller "Top 10/12/33/50/99"-Listen an sich - nur zur Reproduktion von Klischees animieren, die schon millionenfach fotografiert wurden. "Wer nicht weiß, was er fotografieren soll, fährt vorzugsweise an Orte, an denen schon Horden anderer Fotografen waren. Und das geht, zumindest hinsichtlich Venedig, schon seit Jahrzehnten so", schreibt Martina Mettner treffend in ihrem unbedingt empfehlenswerten Buch "Wie man ein großartiger Fotograf wird" .