Interview des Monats

"Mobile Rebellen" verändern die Arbeitswelt

Jörg Hesske trägt seit Januar 2009 als Country Manager Germany die Gesamtverantwortung für die deutsche Niederlassung von VMware und äußert sich im Business & IT Interview zu den "mobilen Rebellen".

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Jörg Hesske von VMware
Jörg Hesske von VMware
© VMware

Business&IT: VMware veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse der Studie "Mobile Rebels". Was fordern denn die "mobilen Rebellen" genau? Und warum ist es für Unternehmen heute wichtig, sich mit dem Thema Bring Your Own Device (BYOD) zu befassen?

Jörg Hesske: Unsere Studie "Mobile Rebels" zeigt, dass Arbeitnehmer heute ganz klare Vorstellungen von der Art und Weise eines flexiblen Arbeitens mit mobilen Geräten haben und dass Unternehmen dies nicht unterschätzen sollten. Für unsere Umfrage hat das Marktforschungsinstitut Vanson Bourne 1 500 IT-Entscheider und 3 000 Büroangestellte in mehreren Ländern Europas, darunter Deutschland, Frankreich und Italien, befragt. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, in welche Richtung die Business-IT gehen muss, wenn Unternehmen junge Talente für sich gewinnen und halten wollen.

Die sogenannten "Mobilen Rebellen" sind mit dem Internet und mit mobiler Kommunikation aufgewachsen. Sie sind es gewohnt, jederzeit mit Freunden und Kollegen in Kontakt zu sein - ganz egal, wo sie gerade sind. Daher geben sie sich mit einem klassischen Arbeitsplatz - mit Rechner, Festnetzanschluss und starren Arbeitszeiten von 8 bis 17 Uhr - nicht mehr zufrieden.

Sie wollen flexibel und ortsunabhängig arbeiten, im Home-Office, im Zug oder im Wartezimmer beim Zahnarzt. Heute geht es in der Unternehmens-IT nicht mehr primär darum, Desktop-PCs bereitzustellen. Vielmehr sollten Arbeitgeber einen Weg finden, ihren Mitarbeitern das mobile Arbeiten zu ermöglichen - sei es über unternehmenseigene oder über die privaten Geräte der Mitarbeiter.

Wie lassen sich mobile Geräte für den Unternehmenserfolg und Wettbewerbsvorteil einsetzen, ohne dabei Sicherheit und Compliance außer Acht zu lassen?

Jörg Hesske: Für Unternehmen gilt es, die Balance zwischen einer flexiblen Arbeitskultur und dem Schutz der Unternehmens- und Kundendaten zu halten. Das heißt auch, sich vorausschauend mit Multi-Device- Management zu beschäftigen, um Sicherheitsrisiken für IT-Abteilungen so gering wie möglich zu halten. Denn zwei Drittel der IT-Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Mitarbeiter Unternehmensinformationen auf ihren privaten Geräten speichern und dass 50 Prozent dieser Daten geschäftskritisch sind.

Und sie haben Recht: Nur ein Drittel der befragten Angestellten waren sich sicher, dass die Daten, die sie auf ihren privaten Geräten ablegen, nicht sensibel sind. Viele dieser Geräte sind jedoch nicht in die Unternehmens-IT integriert und damit nicht geschützt - ein immenses Sicherheitsrisiko. Zudem werden die Geräte immer vielfältiger und die Welt des End-User Computing ständig größer. Für IT-Abteilungen bedeutet das, die alten starren PC-Tools in eine neue dynamische Umgebung zu transformieren.

Die Horizon Suite von VMware stellt die Technologien und Funktionen bereit, die nötig sind, um auf allen Geräten ein modernes, stabiles und sicheres End-User Computing bereitzustellen und zu verwalten und gleichzeitig für Unternehmens-Governance, Sicherheit und Kontrolle zu sorgen. Zusätzlich sollten mobile Arbeitsrichtlinien eingeführt werden, die die Handhabung von privaten Geräten festlegen.

Wieso tun sich Unternehmen so schwer damit, feste Richtlinien für den Gebrauch von Smartphones und Co. zu etablieren?

Jörg Hesske: Das trifft nur auf einen kleineren Teil der Unternehmen zu. Unsere Studie hat ergeben, dass fast zwei Drittel der IT-Entscheider in Unternehmen bereits offizielle Unternehmensrichtlinien implementiert haben oder zumindest planen, das in naher Zukunft anzugehen. Beim verbleibenden Drittel hat das Thema noch keine Priorität, hier bremst oft sogar die Führungsriege; zu viele machen sich keine Sorgen darüber, dass geschäftskritische Daten in falsche Hände geraten könnten, obwohl eigentlich jedem klar sein sollte, welche schwerwiegenden Folgen es für Unternehmen haben kann, wenn Daten geklaut, manipuliert oder überschrieben werden.

IT-Experten müssen hier noch eine Menge Aufklärungsarbeit leisten. Leider ist der BYOD-Trend einigen IT-Professionals aus Security-Gesichtspunkten nach wie vor ein Dorn im Auge. Doch es gibt inzwischen technisch sehr saubere Lösungen, die beide Seiten zufriedenstellen - die Mitarbeiter, die nicht auf ihr privates iPhone im Arbeitsumfeld verzichten wollen und die IT-Departements.

Wie verändert der Einsatz von mobilen Endgeräten die Zusammenarbeit zwischen Kollegen und mit Vorgesetzten?

Jörg Hesske: Für mich gehört mobiles Arbeiten ganz selbstverständlich zum Berufsalltag. Die Vorteile liegen auf der Hand: Prozesse werden flexibler, Entscheidungen können von unterwegs getroffen werden. Die Zusammenarbeit zwischen Kollegen wird beispielsweise über eine Chat-Anwendung unkomplizierter und effizienter, Hierarchiestufen flacher. Lokal verteilte Teams, Mitarbeiter im Außendienst oder im Home- Office profitieren ganz besonders von einem schnellen Zugriff auf alle Dokumente und den direkten Draht zu ihren Kollegen im Büro.

Wie sollten Unternehmen auf die Entwicklung reagieren?

Jörg Hesske: Die Arbeitswelt befindet sich stark im Wandel. Die demografische Entwicklung, die Abwanderung aus ländlichen Regionen und der Fachkräftemangel sind seit Jahren Dauerthemen in der deutschen Wirtschaft und Politik. Unternehmen sollten sich heute überlegen, wie sie sich positionieren und wie sie attraktiv für junge Talente werden. Denn die Arbeitnehmer, die heute ins Berufsleben starten, wollen selbstbestimmt und flexibel arbeiten.

Das zeigen auch unsere Umfrageergebnisse: 39 Prozent der Arbeitnehmer würden ihren Job wechseln, wenn sie ihre mobilen Geräte nicht für die Arbeit nutzen dürften. Zukunftsorientierte Unternehmen steuern hier gegen, fördern die neuen Arbeitsweisen und passen ihre Business-IT an. Das ist für Unternehmen ein entscheidender Schritt, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zur Person

Jörg Hesske trägt seit Januar 2009 als Country Manager Germany die Gesamtverantwortung für die deutsche Niederlassung von VMware. Zuvor war er seit Mai 2007 als Manager Enterprise & Territory Accounts für das Sales Management in Deutschland zuständig.

Vor seiner Tätigkeit bei VMware war Hesske bei dem Thin-Client-Anbieter Neoware GmbH als General Manager für Zentral- und Osteuropa tätig. Hesske arbeitete während seiner weiteren Laufbahn sieben Jahre für Hewlett Packard in Frankreich, sein beruflicher Werdegang begann bei Ingram Micro Deutschland.

Jörg Hesske ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und verbrachte während des Studiums einige Zeit an der University of Minnesota/USA.

2.9.2013 von Business & IT

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