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Mit Naivität zum Erfolg

Im Prinzip bedeutet Naivität nur, unvoreingenommen zu sein. Meist wird sie aber eher mit Dummheit gleichgesetzt. Doch was ist eigentlich dumm daran, ohne Vorbehalte an Projekte heranzugehen - solange man das Ergebnis nicht aus dem Auge verliert? Matthias Kolbusa zeigt in seiner Kolumne, wie Naivität im positiven Sinne sogar zum Erfolgsfaktor wird.

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Neulich hatte ich einen riesigen Lacherfolg ohne jede Pointe. Ich war einfach nur naiv. Bei einer Vorstandssitzung zu einem konzernübergreifenden Synergieprojekt hatte ich Zielsetzung und Prämissen präsentiert. Von einem der Vorstände gefragt, "Und wie genau werden Sie das jetzt machen?", antwortete ich "Keine Ahnung". Die ganze Runde lachte und hielt dies für einen Witz. Aber es war kein Witz! Ich hatte keine andere Antwortauf die Frage. Wie naiv von mir, oder? Und wie dumm!

Die Geschichte der Naivität ist eine Tragödie, ein schlimmes Missverständnis. Naivität hat nichts mit Dummheit zu tun. Naivität ist die Schwester des Vertrauens und der Arglosigkeit. Naivität ist Vorbehaltlosigkeit. Wenn wir jemanden als naiv bezeichnen, werfen wir ihm oder ihr vor, ohne Vorbehalte zu sein. Warum das?! Wer naiv ist, derist in Wahrheit mutig und frei.

Pläne verstärken die Komplexität

Sie wollen sicher wissen, wie ich bei der oben beschriebenen Gelegenheit den Kopf aus der Schlinge gezogen habe. Ich versprach, alle zwei Wochen über den Stand des Projektes zu berichten. Aber vorab darzustellen, was genau die kommenden sechs Monate passierenwürde, wäre dumm gewesen und auch gelogen. Denn es kommt a) anders und b) als man denkt. Wichtig ist, was am Ende herauskommt.

Wir sind im Alltagsgeschäft stets vor allem an Maßnahmen, Meilensteinen, Aktivitäten und Ähnlichem interessiert. Faktisch trägt all das zum Erfolg nichts bei. Es ist nur Mittel zum Zweck. Es verblüfft mich immer wieder, wie wenig wir eigentlich über das angestrebte Ergebnis reden. Stattdessen diskutieren wir, warum an welche Aktivität ein Haken gemacht werden kann und welche Ampel eigentlich rot statt gelb zeigen sollte. Diese ganze Planerei, sie ist ein untauglicher Versuch der Bewältigung von Komplexität.

Aber mit Plänen bewältigt man Komplexität nicht. Im Gegenteil: Man potenziertsie. Pläne können die Komplexität der Realität nicht abbilden. Pläne entwickeln ihren trügerischen Charme generell unter der Bedingung "ceteris paribus". Doch in der Realität gibt es leider kein ceteris paribus. Das an sich ist schon kompliziert genug. Aber unserePläne potenzieren die Komplexität um ein Vielfaches, weil wir gelernt haben, dass man sich an Pläne halten muss. Mal ehrlich: Wie oft haben Sie schon mitten im Projekt erkannt, dass es da einen einfacheren Weg zum Erfolg gibt?

Reine Ergebnisorientierung

Ignorieren Sie Komplexität! Seien Sie naiv! Gönnen Sie sich das Privileg einer rein ergebnisorientierten Haltung mit einem hohen Maß an Offenheit für den Weg zum Ziel Entscheidend ist, zu wissen, was man will, und wenige klare Fortschrittskriterien für den Weg zum Ziel zu definieren. Prüfen Sie Ihre Ideen nicht zu Tode. Geben Sie ihneneine Chance!

Haben Sie beispielsweise den Mut, Ihre Idee in fünf Minuten freihändig zu skizzieren! Sie werden sich auf das Wesentliche konzentrieren. Verlangen Sie das demnächst auch mal von Ihrem Führungszirkel. In einem kurzen, spontanen Austausch wird auch mal ein unkonventioneller Gedanke riskiert, der nicht an unzähligen Marktstudien oder Wettbewerbsanalysen überprüft ist.

Naiv wird, wenn nicht als dumm, gern auch als kindlich übersetzt. Doch Kinderfragen sind gut. Warum ist der Himmel blau? Wasser nass? Die Banane krumm? Dass wir uns winden und schwer tun, sie zu beantworten, zeigt nicht wie dumm, sondern wie richtigund wichtig diese Fragen sind. Dumm ist nicht die Frage, sondern wer sie nicht beantworten kann - oder es nicht einmal versucht. Und dumm bleibt, wer keine Fragen stellt, naive Fragen. Seien Sie naiv!

Matthias Kolbusa
Der Autor: Matthias Kolbusa
© Matthias Kolbusa

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