Datenschutzalarm oder ein sinnvoller Schritt in ein sich gesünder refinanzierendes Internetangebot? Die Mozilla Foundation hat mit Suggested Tiles ein neues Feature für den Firefox-Browser vorgestellt. Dabei handelt es sich vorrangig um eine Funktion für Werbetreibende, um Online-Anzeigen auf dem "Neuer Tab"-Reiter des Mozilla-Browsers ausspielen zu können.
Damit der Nutzer relevante - sprich personalisierte - Werbung sieht - und Firmen somit an mehr als nur an "Views" verdienen können -, wird sich Firefox für Suggested Tiles am Browser-Verlauf (History) und den Surfgewohnheiten des Nutzers bedienen.
Der nächste Datenschutzskandal?
Was sich im ersten Moment anhört, als stehe der nächste Datenschutzskandal bereits in der Tür, könnte sich als gar nicht so schlimm herausstellen: vorausgesetzt, die Mozilla Foundation hält sich an die angekündigten Rahmenbedingungen.
Denn: Ob Werbetreibende ihre Daten aus einem undurchsichtigen Konstrukt von Cookies und gekauften Nutzerinformationen erheben - ganz zu schweigen von den umstrittenen Facebook-Buttons - oder sich gleich an der History bedienen, bleibt an sich erstmal gleich. Der Vorteil der Mozilla-Lösung liegt in der Kontrolle über die auszuwertenden Daten, die beim Nutzer bleiben soll. Zudem wird Firefox die angepasste Werbung nur anzeigen, wenn der Nutzer ein neues, leeres Tab öffnet. Webseiten sollen davon unberührt bleiben.
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Die angepassten Werbeanzeigen im Reiter "Neuer Tab" sollen sich mit zwei Klicks in den Einstellungen des neuen Browser-Fensters deaktivieren lassen. Lässt der Nutzer "Suggested Tiles" aktiviert, werden persönliche Daten (Auswertung der History) nur anonymisiert und gebündelt übertragen. Diese Daten sollen weder gespeichert noch weitergegeben werden. Auf den Einsatz von Cookies für eine spätere Wiederverwendung wird ausdrücklich verzichtet.
Warum Suggested Tiles?
Suggested Tiles soll zeigen, dass es möglich ist, relevante Werbung für den Nutzer zu generieren, aber dennoch seine Privatsphäre zu schützen. Mozilla versichert im entsprechenden Blog-Eintrag, dass der Nutzer die Kontrolle über die Anzeigen behält. Die History sei allein Sache des Nutzers. Hat er kein Interesse daran, könne er das Feature einfach deaktivieren. Eine Mozilla-Infografik soll verdeutlichen, wie die Daten des Nutzers künftig verwendet werden.
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Das ist immerhin transparenter als Textwüsten kleingedruckter Nutzungsbedingungen, die kaum oder keine Möglichkeiten bieten, sich dem Schaffen gewisser redensartlicher Datenkraken zu entziehen.
Wann kommt es?
Suggested Tiles soll demnächst in die Beta-Testphase starten. Im Sommer soll der Start in den USA folgen. Die Tests werden zeigen, ob es das Feature in die künftigen Firefox-Versionen und somit auch bis nach Deutschland schafft.