Unternehmensführung
BYOD benötigt stabile Netzwerke
Das Konzept der geschäftlichen Nutzung privater Endgeräte kann die Produktivität im Unternehmen signifikant steigern - aber nur, wenn die Netzwerke die zusätzliche Last sicher verarbeiten.

Der stark wachsende Einsatz von mobilen Endgeräten führt zu einem deutlich höheren Bedarf an Netzwerk-Bandbreite. 84 Prozent der Unternehmen bestätigen im Rahmen einer weltweiten Studie diese Entwicklung. Die Untersuchung wurde von Vanson Bourne für BT Global Services und Cisco im Mai 2013 durchgeführt. Befragt wurden 2200 IT-Entscheider und Büroangestellte von großen Unternehmen in 13 Ländern und Regionen.
Der Untersuchung zufolge haben mehr als die Hälfte der IT-Manager bedingt durch die verstärkte Nutzung mobiler Endgeräte im Unternehmen einen Leistungsabfall bei einzelnen Applikationen registriert. Dieser hat die Produktivitätsgewinne, die durch sogenannte Smart Devices erwartet werden, negativ beeinflusst. Fast die Hälfte der Mitarbeiter mit WLAN-Zugang in ihrem Unternehmen hatte mit Verzögerungen beim Einloggen oder beim Start von Anwendungen zu kämpfen. Knapp vier von zehn Anwendern stellten fest, dass Dienste langsamer laufen als früher.
Flächendeckender WLAN-Zugang
Die Studie, die die Einstellung zur Nutzung mobiler Endgeräte (Notebooks, Tablet-PCs und Smartphones) untersuchte, zeigt: Drei Viertel der Mitarbeiter sind überzeugt, dass ihre Unternehmen zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen, damit die Produktivitätsvorteile von "smarten" Mobilgeräten realisiert werden können. Die verstärkte Nutzung von Cloud-Lösungen, mehr spezialisierte Software und ein besserer Support für die Nutzer der Endgeräte werden als die wegweisenden Ansätze genannt.
Ein flächendeckender WLAN-Zugang über ein leistungsfähigeres Netzwerk ist eine wesentliche Voraussetzung für ein produktives Bring-Your-Own-Device-Konzept (BYOD). Doch fast die Hälfte der Angestellten verfügt gar nicht über einen drahtlosen Zugang zum Unternehmensnetz. Dabei sind mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter ohne WLAN-Zugang der Ansicht, dass eine solche Anbindung positive Auswirkungen auf ihre Arbeit hätte: WLAN könnte sie effizienter und produktiver machen und ihnen dabei helfen, flexibler zu arbeiten sowie mit Kollegen, Partnern oder Kunden in Kontakt zu bleiben.
Die Ergebnisse zeigen auch: Nicht nur die fehlende Netzwerkkapazität hindert Unternehmen daran, von BYOD zu profitieren. So belegt die Studie, dass es bei der Formulierung und Verabschiedung einheitlicher Richtlinien für kabelgebundene, drahtlose und Virtual-Private-Network-Dienste (VPN) großen Nachholbedarf gibt - und das, obwohl eine überwältigende Mehrheit der IT-Manager glaubt, dass eine BYOD-Richtlinie einen Vorteil im Wettbewerb darstellt.
Eine Frage des Vertrauens
Vertrauen in die Mitarbeiter spielt weiterhin eine große Rolle bei der Frage, ob Unternehmen BYOD erlauben. Nur gut ein Viertel der IT-Manager glaubt, dass alle Mitarbeiter die Vorgaben und Berechtigungen für ihre mobilen Endgeräte kennen und verstehen. Zwar zeigt sich hierin ein positiver Trend - im Vorjahr waren deutlich weniger IT-Verantwortliche dieser Meinung.
Dennoch sind die Sorgen der IT-Manager offenbar nicht unbegründet: Lediglich jedem vierten der Anwender, die private Geräte im Unternehmen nutzen, ist bewusst, dass dies ein Risiko für die Sicherheit der Firma darstellen kann.

"76 Prozent der Benutzer sind überzeugt, dass Unternehmen die Möglichkeiten von BYOD besser nutzen sollten. Bei BYOD geht es allerdings um mehr als nur um coole Endgeräte und einen Mobilfunkvertrag", sagt Neil Sutton, Vice President Global Portfolio bei BT Global Services. "Die zusätzlichen Anforderungen durch Smart Devices belasten die Netzwerke außerordentlich. Unternehmen müssen Fragen nach der Gerätekompatibilität genauso berücksichtigen wie die Aspekte Sicherheit, WLAN, Netzwerk, Anwendungsperformance - und sie müssen gleichzeitig darauf achten, dass dies kosteneffizient geschieht."
Hinter jedem hochwertigen Gerät müsse ein leistungsfähiges Netz laufen, so Sutton. "Mit der richtigen Steuerung und Netzanbindung gibt es auf jedem Endgerät ein hervorragendes Benutzererlebnis. BT arbeitet mit immer mehr Kunden zusammen, um die Entwicklung hin zur Konsumerisierung zu verstehen, diese umzusetzen und den Nutzen für das Unternehmen zu erschließen - zuverlässig, sicher und kostengünstig."
Nutzen rauf, Kosten runter
"Wir haben bei uns intern ein BYOD-Modell eingeführt", sagt Gordon Thomson, Director, Borderless Networks, EMEAR bei Cisco. "2009 begannen wir mit Mobiltelefonen und haben die Kosten pro Mitarbeiter um 25 Prozent gesenkt. In den vergangenen Jahren haben wir 82 Prozent zusätzliche Geräte freigeschaltet - bei 28 Prozent zusätzlichen Benutzern. Organisationen, die vorhaben, ein BYOD-Programm einzuführen, sollten einen umfassenden Plan entwickeln und nicht nur an Endgeräte und Betriebssysteme denken, sondern auch an die Dienste, die auf den Geräten laufen sollen, das Benutzererlebnis und die Produktivitätsgewinne", ist Thomson überzeugt.
"Die wachsende Zahl an Mitarbeitern, die ihre eigenen Smartphones und Tablets mitbringen, verändert die Art, wie wir arbeiten", ergänzt Adrian Drury, Practice Leader, Consumer Impact IT beim Marktforschungsunternehmen Ovum. "Eine BYOD-Policy ermöglicht es den Mitarbeitern, flexibler und produktiver zu sein.
Limitieren Unternehmen den WLAN-Zugang zu stark oder versäumen sie es, in eine entsprechende WLAN-Abdeckung zu investieren, führt das schnell zu einer schlechten Arbeitsumgebung. Natürlich ist das kein Aufruf, offene Netzwerke einzurichten. Unternehmen müssen nach wie vor darauf achten, dass die Richtlinien zur Netzwerksicherheit eingehalten werden. Im Idealfall handelt es sich um einen integrierten Ansatz, der Netzwerkzugang, Geräte- und Anwendungsmanagement berücksichtigt."
Kommentar: Das Netz der Zukunft ist drahtlos
Nicht aufzuhaltende Technologietrends wie Enterprise Mobility, Cloud Computing und ITK-Outsourcing bewirken tief greifende Veränderungen in der Art, wie Unternehmen ITK-Dienstleistungen erbringen und nutzen. Das bedeutet, dass die Architektur von Kommunikationsnetzwerken, so wie wir sie kennen, radikal überarbeitet werden muss, um sie an diese Veränderungen anzupassen.
Das ist ein zentraler Trend, den der aktuell veröffentlichte "Network Barometer Report 2013" von Dimension Data aufzeigt. Der Bericht erscheint seit 2009 und beruht auf Daten, die das Technology Lifecycle Management Assessment des IT-Dienstleisters für über 1200 Organisationen aller Größen und Branchen weltweit in den letzten fünf Jahren gesammelt hat.
"Im vergangenen Jahr haben wir eine schnelle Anpassung von Netzwerkarchitekturen zugunsten des wachsenden Bedarfs an Bring Your Own Device (BYOD) und Enterprise Mobility prognostiziert", erklärt Jörg Jakobi, Manager Technical Sales bei Dimension Data Deutschland. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass Enterprise Mobility die Struktur von Netzwerken drastisch verändern wird. Die meisten Unternehmensnetze bestehen zu etwa 80 Prozent aus Kabelanschlüssen für individuelle Nutzer und zu 20 Prozent aus drahtlosen LAN-Anschlüssen (WLAN) für eine Vielzahl von Anwendern.
Heutzutage wollen Nutzer sich jedoch nicht mehr an den Schreibtisch fesseln lassen und drängen stärker auf Mobilität." Im direkten Vergleich zu einem kabelgebundenen Netzwerk mit 100 Anwendern könne ein drahtloses Netzwerk derselben Größe durch Einsparungen in der Hardware - LAN Switches, drahtlose LAN Controller und Kabel - bis zu 50 Prozent weniger Kosten bedeuten, sagt Jakobi.
"Drahtlose Netze bieten darüber hinaus auch eine gute Grundlage für eine Senkung der Betriebskosten, da sie einfacher zu verwalten sind, einheitlichen Zugang bieten und weniger Strom und Kühlung benötigen. "Unserer Prognose zufolge wird die Kombination dieser Faktoren letztlich das 80-zu-20-Verhältnis auf den Kopf stellen, sodass künftige Netzwerke zu 80 Prozent drahtlos und 20 Prozent verkabelt sein werden", so Jakobi.