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Kinostarts der Woche - Top oder Flop?

Faust
V: MFA, RUS 2011, R: Alexander Sokurow, D: Johannes Zeiler, Anton Adasinskiy, Isolda Dychauk u.a.
Laufzeit: 138 Min.
FSK: 16
Wertung: Meisterwerk

Faust
Im Himmel donnert's ganz gewaltig, und dann fährt die Kamera durch eine karge Felslandschaft, die ungefähr so einladend ist wie die Provinz Mordor in Mittelerde. Das Böse ist allgegenwärtig, das wird "Faust" bald merken. Der russische Regisseur Alexander Sokurow ("Russian Ark") interpretierte Goethes Tragödie recht frei und inszenierte ein fesselndes Meisterwerk über einen Mann, der bis ans Ende der Welt geht, um zu scheitern.
Kino-Kritik: Faust

Die Muppets
V: Disney, USA 2011, R: James Bobin, D: Jason Segel, Amy Adams, Chris Cooper u.a.
Laufzeit: 109 Min.
FSK: 0
Wertung: ausgezeichnet

Die Muppets
Kermit der Frosch - ein Kommunist? Zwar wagte es Eric Bolling in seiner Sendung "Follow The Money" nicht, ausdrücklich das K-Wort in den Mund zu nehmen. Dennoch warf der Moderator des erzkonservativen TV-Senders Fox den Muppets vor, in ihrem siebten Kinofilm wehrlosen Kindern antikapitalistische Botschaften einzutrichtern. Wie das? Indem "das liberale Hollywood" in "Die Muppets" einmal mehr "einen erfolgreichen Geschäftsmann zum Bösewicht abstempelt". Ein Vorwurf, der über die Denkweise der amerikanischen Rechten deutlich mehr aussagt als über den eigentlichen Film. Aber wer hätte auch etwas anderes erwartet?
Kino-Kritik: Die Muppets

J. Edgar
V: Warner, USA 2011, R: Clint Eastwood, D: Leonardo DiCaprio, Naomi Watts, Judi Dench u.a.
Laufzeit: 136 Min.
FSK: 12
Wertung: akzeptabel

J. Edgar
Wenn die "Suits", die "Anzüge", heutzutage an Tatorten in den USA auftauchen, dann sind die lokalen Sheriffs abgemeldet. Es wird ungemütlich, wenn das FBI übernimmt. Sowohl für die örtlichen Gesetzeshüter als auch für die Verbrecher. Das war nicht immer so. In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die Bundespolizei eine Lachnummer. Die Agenten hatten keine Befugnisse, keine Waffen, um sich zu verteidigen, kein Budget. Doch dann übernahm John Edgar Hoover das Kommando: Regisseur Clint Eastwood versucht in "J. Edgar" die Geheimnisse eines Mannes zu ergründen, der aus einer prinzipiell hilflosen Organisation eine schlagkräftige Polizeitruppe formte.
Kino-Kritik: J. Edgar

Intruders
V: Universal, USA / GB / E 2011, R: Juan Carlos Fresnadillo, D: Clive Owen, Carice van Houten, Daniel Brühl u.a.
Laufzeit: 100 Min.
FSK: 16
Wertung: enttäuschend

Intruders
Das Gerüst vor dem Fenster knarrt, ein Schatten huscht an den Vorhängen vorbei - Juan (Izan Corchero) kann es kaum glauben: Schattengesicht, das Ungeheuer, über das der fantasiebegabte Junge gerade eine Gruselgeschichte schreibt, ist zum Leben erwacht. Der brutale Dämon will ihn, beziehungsweise sein Gesicht. Bevor das Monster von Juan Besitz ergreifen kann, eilt seine Mutter zu Hilfe. Doch Schattengesicht kehrt fortan jede Nacht zurück. Der gesichtslose Kapuzenmann dient in Juan Carlos Fresnadillos "Intruders" vor allem als Projektionsfläche für Albträumen und Traumata. Leider fehlt der Auflösung des Films jegliche Eleganz.
Kino-Kritik: Intruders

Bezaubernde Lügen
V: Capelight, F 2010, R: Pierre Salvadori, D: Audrey Tautou, Nathalie Baye, Sami Bouajila u.a.
Laufzeit: 103 Min.
FSK: 0
Wertung: akzeptabel

Bezaubernde Lügen
Lang ist's her: 1999 war es, als die große Nathalie Baye in "Schöne Venus" einen Schönheitssalon betrieb und sich von einer bis dato unbekannten jungen Dame die Schau stehlen ließ - Audrey Tautou, die für ihre Nebenrolle mit dem Cesar für die vielversprechendste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet wurde. 2010 standen Baye und Tautou für die Liebeskomödie "Bezaubernde Lügen" erneut gemeinsam vor der Kamera, wieder in einem Schönheitssalon, doch nun mit Tautou in der Haupt- und Baye in der Nebenrolle. Und konsequenterweise ist es diesmal Baye, die sich den Film unter den Nagel reißt - wohl jedoch ohne Aussicht auf Auszeichnungen.
Kino-Kritik: Bezaubernde Lügen

Tag und Nacht
V: W-Film, A 2011, R: Sabine Derflinger, D: Anna Rot, Magdalena Kronschläger, Philipp Hochmair u.a.
Laufzeit: 101 Min.
FSK: 18 (beantragt)
Wertung: überzeugend

Tag und Nacht
"Fucking Berlin: Studentin und Teilzeithure" - so nannte Sonia Rossi ihr Buch über ihre Erfahrungen als Callgirl. Das Medienecho war groß, der Mythos von der freizügigen Studentin, die einem Nebenjob wie jedem anderen nachgeht, wurde mal wieder befeuert. Zunächst ist das Geschäft mit dem Sex auch im beinahe nüchtern erzählten Drama "Tag und Nacht" ein locker-flockiges: Hanna (Magdalena Kronschläger) und Lea (Anna Rot) studieren und brauchen Geld. Kellnern wirft kaum etwas ab, also heuern sie bei einem Escortservice an. Doch allmählich und ganz subtil schleicht sich Unbehagen ein, wird der vermeintlich einfache Job zur seelischen Belastung.
Kino-Kritik: Tag und Nacht

Kriegerin
V: Ascot Elite, D 2011, R: David Wnendt, D: Alina Levshin, Jella Haase, Sayed Ahmad u.a.
Laufzeit: 105 Min.
FSK: 12
Wertung: überzeugend

Kriegerin
Warum werden junge Menschen Neonazis? Welche Dynamiken gibt es in rechstradikalen Gruppen? - Wie brisant die hervorragende Milieustudie "Kriegerin" wirklich ist, zeigen die aktuellen Ereignisse um die Zwickauer Terrorzelle. David Wnendts Regiedebüt ist bedrückend realistisch, sein Film konzentriert sich auf zwei Mädchen in der Szene, irgendwo in einer ostdeutschen Kleinstadt, die gar nicht mal unbedingt in Ostdeutschland liegen muss. Die Mechanismen greifen überall, wo es keine Perspektive gibt, sondern nur Langeweile und Wut.
Kino-Kritik: Kriegerin

Mein liebster Alptraum
V: Concorde, F 2011, R: Anne Fontaine, D: Isabelle Huppert, Benoit Poelvoorde, Andre Dussollier u.a.
Laufzeit: 102 Min.
FSK: 12
Wertung: akzeptabel

Mein liebster Alptraum
Agathe (Isabelle Huppert) ist entsetzt: Eben noch hat sie in ihrer Galerie über Kunstfotografie diskutiert, und jetzt streckt ihr daheim ein elender Proll sein wenig ästhetisches Bauarbeiterdekolletee entgegen. Der Übeltäter: Patrick (Benoit Poelvoorde), Teilzeithandwerker und Vollzeitversager. Er soll eigentlich nur ein Ankleidezimmer in das Luxusappartement einbauen, das die Galeristin mit Freund und Sohn teilt. Doch nach und nach macht er sich nicht nur in der Wohnung, sondern auch in ihrem Leben breit. Wer der Realität verhaftet ist, weiß: Das kann nicht funktionieren. Wer aber die romantische Komödie kennt, weiß: Das muss funktionieren! Und so wird Patrick für Agathe schon bald "Mein liebster Alptraum".
Kino-Kritik: Mein liebster Alptraum